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Fleisch und Blut: Der Kannibale (German Edition)

Fleisch und Blut: Der Kannibale (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut: Der Kannibale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee
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Schuss Bier über das Fleisch, damit es so richtig saftig wurde.
     

    Er wusste gar nicht, wann er das letzte Mal ein richtig gutes Stück Fleisch zwischen die Zähne bekommen hatte. Es waren Wochen, wenn nicht Monate vergangen. Vom Fleisch im Tiefkühler konnte er jeweils noch einige Tage zehren. Davon brutzelte er zum Beispiel Geschnetzeltes an Rotweinsauce oder Gehacktes mit Hörnli. Gerne mochte er Chandun, ein altes Rezept aus dem 15. Jahrhundert mit gewürfeltem Fleisch. Das spezielle Würzen gehörte bei den mittelalterlichen Rezepten dazu. Neben den geschmacklichen Erlebnissen ging die Beigabe von Gewürzen auf bestimmte medizinische Vorstellungen zurück, während die Einnahme vom Lebewesen, die Aufnahme deren Seele, auch auf spirituelle Hintergründe zurückzuführen war.
     

    Es war an der Zeit, den Tisch zu decken und vom kostbaren Getränk ein paar Tropfen zu sich zu gönnen. Feierlich hob er den Becher hoch. Der Mann in der Kutte fragte sich, während er sich die letzten Tropfen von der Unterlippe leckte, ob er für das geplante Festessen genügend frisches Fleisch bereit hatte, damit es für alle gut reichen würde. Vier Gäste würden es mindestens sein. Die Gier drängte ihn nach mehr, sich erneut auf die Jagd zu begeben. Nicht nur des Festes wegen, nein, die Nachfrage nach dem Fleisch war grösser denn je. Seit er sich online mit einigen Gleichgesinnten austauschte, war ihm bewusst geworden, dass er seinen Gelüsten nicht alleine war. Ja, er musste noch einmal auf die Jagd. Das sagte ihm auch der Blick auf die flüssigen Reserven. Er hatte auch vom Getränk, das in sympathischer Bruderschaft Seelenheil hervorrief, viel zu wenig übriggelassen.
     

    Der Mann in der Kutte lockerte seinen Gurt und goss sich erneut vom roten Saft in die Tasse und trank sie in einem Schluck leer.
     

     

Der Schädel im Paket
     

     

    Kommissar Köppel biss wieder einmal herzhaft in sein Schinkensandwich, sozusagen seiner Hauptmahlzeit während der Arbeit, und fixierte den Bildschirm seines Computers. Das Gefühl, ein Versager zu sein, beschlich ihn zunehmend. Das ständige Nachfragen seines Vorgesetzten, ob sich etwas im Fall Ambauen getan hätte, setzte ihm unnötig zusätzlichen Druck auf. Was hätte er daran gesetzt, den Vermissten mit einem Fingerschnipp hervorzuzaubern? Aber das ging ja nicht. Und sowieso, er musste gleich los zu einem Ausseneinsatz und hoffte, dass Aemisegger ihm gute Neuigkeiten überbringen würde, sobald er im Büro zurück war.
     

    Eine Überraschung erwartete Kommissar Aemisegger als er seine Frühschicht antrat: Ein gelbes Postpaket lag vor ihm auf seinem Schreibtisch. Als ob der Tisch nicht sonst schon überladen genug gewesen wäre. Adressiert war das Paket nicht. Lediglich ein Kleber haftete darauf, in Computerschrift stand geschrieben: «Mordkommission, Polizeiposten Zürich.»
    Aemisegger war misstrauisch, er erwartete nicht, dass es ein Geschenk der erfreulichen Art sein würde. Da hätte er einen anderen Beruf ausüben müssen, Arzt vielleicht.
    Er begann vorsichtig, die Schnur durchzutrennen und das Paket zu öffnen.
    «Was ist das denn?!»
    Das Paket enthielt einzelne Teile. Aemisegger steckte den Kopf tiefer ins Paket. Er war neugierig geworden. Abrupt schoss er gleich wieder hoch und stiess das Paket mit einem kräftigen Schubs weg, nach rechts, die Papiere und Akten am äussersten rechten Rand des Schreibtisches fielen als erste auf den Fussboden, dann der Stapel Pendenzen und schliesslich kippte auch das Paket über den Rand. «Verstärkung!», rief Aemisegger. Doch im Moment war ausser ihm niemand anders auf dem Polizeiposten.
    Das Paket war an ihn gerichtet. Jemand hatte sich einen grausamen Scherz erlaubt - nein, einen Scherz konnte man das nicht wirklich nennen, korrigierte sich Aemisegger sofort, nicht nach dem Knochenfund von Lukas Brennwald. Er war überzeugt: der Mörder von Lukas Brennwald war der Absender dieses Paketes. Er hatte ihm einen Schädel und Finger- und Zehenknochen geschickt. Selbst für ein Kind wäre sofort klar gewesen, dass es sich dabei um menschliche Knochen handelte. Aemisegger war so entsetzt, dass er eine Weile regungslos auf seinem Stuhl sitzenblieb. Fragen über Fragen. Waren es weitere Knochen von Lukas Brennwald? Wobei, sie hatten seinen Schädel und Finger- und Zehenknochen eingesammelt. Wem gehörte dieser Schädel hier? Und warum sandte der Mörder ihm ein Paket?
     

    Köppel kam zwei Stunden später von einem Ausseneinsatz ins

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