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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nur zwei Mal bei Ihnen, aber es hat Wirkung gezeigt. Einmal hat sie mir gesagt, sie wünschte sich, dass Sie ihr Vater wären anstelle von Lyle.«
    Ich versuchte es zuerst bei Milo zu Hause, wo niemand an den Apparat ging, nur der Anrufbeantworter mit Rick Silvermans Stimme auf dem Band. Dann rief ich seine Nebenstelle in der West L. A. Division an.
    »Sturgis.«
    »Guten Morgen, dies ist Ihr Weckruf.«
    »Dafür habe ich den Sonnenaufgang, mein Junge.«
    »Ein paar Überstunden am Wochenende?«
    »Was ist ein Wochenende?«
    »Ich dachte, die Mordrate wäre gesunken«, sagte ich.
    »Exakt«, erwiderte er. »Deshalb sind wir alle an subarktisch kalte Fälle gekettet. Was liegt an?«
    »Ich muss dich um einen Gefallen bitten.« Ich erzählte ihm von Lauren, ließ durchblicken, dass sie meine Patientin gewesen war, und wusste, er würde verstehen, was ich ihm erzählen konnte und was nicht.
    »Wie alt ist sie?«, fragte er.
    »Fünfundzwanzig. Deine Kollegen von der Vermisstenstelle haben ihrer Mutter gesagt, die einzige Möglichkeit sei, sie offiziell als vermisst zu melden.«
    »Hat sie das getan?«
    »Ich hab sie nicht gefragt«, sagte ich.
    »Also will sie, dass jemand seine Beziehungen spielen lässt ... Das Problem ist, dass die Kollegen Recht haben. Der Fall einer Erwachsenen, ohne dass eine Behinderung vorliegt, ohne dass Blutspuren gefunden werden und ohne dass ein ehemaliger Freund sie bedroht - die ersten paar Wochen ist das eine Routineangelegenheit.«
    »Und wenn es sich um die Tochter des Bürgermeisters handeln würde?«
    Ein langer Seufzer. »Und wenn ich in einem Segelflugzeug vor Cape Cod ins Meer stürzen würde? Wenn ich Glück hätte, würden zwei Säufer in einem Ruderboot nach mir suchen, ganz zu schweigen von einem Zerstörer der Navy oder ein paar Hubschraubern. Okay, ich werde bei der Vermisstenstelle anrufen. Gibt es sonst noch was, das ich über die junge Frau wissen sollte?«
    »Sie ist an der Uni eingeschrieben, aber möglicherweise ist sie in Dinge verwickelt, die weniger zuträglich sind.«
    »Ach ja?«
    »Vor vier Jahren hat sie als Stripperin gearbeitet«, sagte ich. »Auf privaten Partys. Vielleicht macht sie das immer noch.«
    »Das hat dir die Mutter gesagt?«
    »Nein, das hab ich selbst rausgefunden. Frag mich nicht, wie.«
    Schweigen. »Okay. Buchstabier mir Vor- und Nachnamen.«
    Das tat ich, und er sagte: »Demnach haben wir es mit einem bösen Mädchen zu tun?«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte ich scharf. »Nur dass sie getanzt hat.«
    Er reagierte nicht auf meinen Zorn. »Vor vier Jahren. Was noch?«
    »Sie hat ein Quartal an der Uni hinter sich. Ihrer Mutter zufolge lauter Einsen.«
    »Mama weiß bestens Bescheid?«
    »Bei manchen Mamas ist das so.«
    »Was ist mit der hier?«
    »Weiß ich nicht. Wie gesagt, Milo, es ist lange her.«
    »Dein eigener kalter Fall.«
    »So ähnlich.«
    Er versprach mir, sich so bald wie möglich wieder zu melden. Ich dankte ihm und legte auf. Ich machte einen längeren Dauerlauf als üblich, kam schweißgebadet und fertig nach Hause zurück, duschte, zog mich an, ging hinunter zum Teich und fütterte die Koi, ohne mich an ihren Farben zu erfreuen. Ich ging wieder ins Büro und begann an ein paar Gutachten in Sorgerechtsfällen zu arbeiten.
    Schließlich dachte ich über Lauren nach.
    Vom Strippen zu lauter Einsen an der Uni ... Ich beschloss, Jane Abbot anzurufen, sie zu informieren, dass ich meine Zusage eingehalten hatte. Vielleicht war die Sache damit erledigt.
    Dieses Mal meldete sich ein Anrufbeantworter. Eine männliche Roboterstimme, eine dieser Bandaufzeichnungen, die Frauen als Sicherheitsmaßnahme benutzen. Ich sagte meine Botschaft auf und arbeitete noch ein paar Stunden an den Gutachten. Kurz nach zwölf Uhr fuhr ich nach Westwood, kaufte mir bei Wally's ein italienisches Sandwich und ein Bier und fuhr zurück in den Holmby Park, wo ich versuchte, einen unverdächtigen Eindruck zu machen zwischen den Kindermädchen, den reichen Kindern und den alten Leuten, die sich an dem grünen Gras erfreuten, während Autos vorbeisausten. Als ich nach Hause kam, blinkte das Licht an meinem Anrufbeantworter vorwurfsvoll rot.
    Ein Anruf. Milo, der sogar noch müder klang: »Hey, Alex, ich rufe wegen Lauren Teague zurück. Melde dich, sobald du kannst.«
    Ich tippte die Nummer ein. Ein anderer Detective nahm ab, und ein paar Augenblicke später hatte ich Milo am Apparat.
    »Die Mutter hat eine Vermisstenmeldung aufgegeben. Gestern. Die Kollegen

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