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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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hatte er bereits ganz am Anfang überprüft. Ein rotes Zimmer – das war alles. Nichts Interessantes, nichts Verdächtiges. Nur die Besessenheit eines reichen Wahnsinnigen , dachte Clements. Was zum Geier erwartet dieser Psychopath eigentlich? Doch es spielte keine Rolle. Tief in seinem Inneren wusste Clements, dass sich Hildreth irgendwo in diesem Haus aufhielt ...
    Als er alle Räume im dritten Stock überprüft hatte, schlich er sich zurück ins Büro und griff nach dem Handy. Ich höre besser mal nach, wie es Connie geht ... Er wählte, wartete – und wartete noch länger.
    Verdammt. Warum geht sie nicht ran?
    Natürlich konnte er zum Auto gehen, um nach ihr zu sehen, aber das wollte er nicht riskieren. Unter Umständen komme ich dann nicht wieder rein . Vielleicht störten ja auch die Mauern der Villa den Empfang und sie hatte längst abgenommen?
    Daran muss es wohl liegen, dachte er, womit er einen Fehler beging.
    Clements unterlief noch ein weiterer Fehler, bevor er das Büro wieder verließ – eigentlich nicht wirklich ein Fehler. Vielmehr übersah er ein entscheidendes Detail.
    Er übersah, dass Willis’ Leichnam nicht mehr hinter dem Schreibtisch lag.
    XII
    Westmore zog die Vorhänge auseinander und sah ohne besonderen Grund durch die hohen, an Schießscharten erinnernden Fenster hinaus. Die Nacht präsentierte sich als dunkler Schleier, immerhin vom Mondlicht getüncht, das ihm heller vorkam, als es sein sollte. Verdammt, bin ich müde, dachte er. Als er sich wieder umdrehte, sah er, dass Karen und Mack bereits auf zwei der roten Samtsofas eingeschlafen waren. Cathleen saß an dem rot furnierten Tisch im hinteren Teil des Raums. Sie konnte kaum noch die Augen offen halten.
    »Wie spät ist es?«
    »Viertel nach fünf«, antwortete Westmore, nachdem er auf die Uhr gesehen hatte. Die kirchenartig anmutende Umgebung des Scharlachroten Zimmers fühlte sich irgendwie tot an.
    »Woran liegt es«, begann Westmore, »dass ausgerechnet der Raum, der sich am unheimlichsten anfühlen sollte – und der am satanischsten aussieht –, überhaupt nicht so rüberkommt?«
    »Warten Sie bis sechs Uhr«, erwiderte Cathleen. »Ladungen können sich schlagartig ändern.«
    »Glauben Sie diesen Kram mit dem Apogäum?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Aber ich denke, wir sollten daran glauben. Wir haben schon zu viel erlebt, um es nicht zu tun.«
    Das kannst du aber laut sagen, dachte Westmore. »Was sollen wir tun, falls ...« Doch der Rest des Satzes blieb unausgesprochen. Cathleen war eingeschlafen.
    Westmore selbst wollte trotz seiner Erschöpfung nicht schlafen. Fürchtete er sich zu sehr davor, in was für einem Szenario er unter Umständen erwachen würde? Ich möchte bloß nicht verpassen, was um Punkt sechs Uhr geschieht , redete er sich ein.
    Die anderen schliefen ringsum tief und fest. Westmore fand, dass Kaffee eine gute Idee wäre, deshalb verließ er das Scharlachrote Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Im Büro stand eine Kaffeemaschine, also quälte er seine müden Beine in den dritten Stock hinunter. Erst da musste er an Clements denken. Hätte der ehemalige Polizist etwas gefunden, wäre längst ein Anruf gekommen. Ich frage mich, wo er sich gerade herumtreibt .
    Im Büro ging er um den Schreibtisch herum, um die Kaffeemaschine einzuschalten, und erstarrte.
    Willis’ Leiche war verschwunden.
    Verständnislos starrte Westmore auf den Boden. Wer um alles in der Welt würde ... Er war felsenfest davon überzeugt, dass Willis tot war. Kein Mitglied der Gruppe konnte den Leichnam wegtransportiert haben, weil er ständig mit ihnen zusammen gewesen war. Clements vielleicht?
    Warum sollte er?
    Warum sollte überhaupt jemand es getan haben?
    Aus einer plötzlichen Eingebung heraus eilte er die Treppen hinunter ins Südatrium ...
    Nyvysks Leiche war ebenfalls verschwunden.
    Westmore raste in die Küche und riss die Tür des Kühlraums auf.
    Keine Spur von Adriannes Leiche.
    Das ist jetzt wirklich vollkommen verrückt ...
    Als Nächstes rannte er zurück zum Foyer und die Stufen zum ersten Stock hinauf. Er umrundete den Treppenabsatz, um weiter in die zweite Etage zu laufen.
    Plötzlich erloschen sämtliche Lichter im Haus auf einen Schlag.
    In völliger Finsternis blieb er stehen. Die Villa schien rings um ihn zu ticken und er spürte ein statisches Knistern an den Armen. Dann ...
    Wumm!
    Jemand schlug ihm von hinten auf den Schädel. Westmore brach vor den Stufen

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