Fliedernächte: Roman (German Edition)
wollte gerade etwas sagen, als Ryder mit Vorschlaghammer und Brecheisen in das provisorische Büro zurückkehrte, vor eine Wand trat und schwungvoll ausholte. Als die erste Zwischenwand krachend barst, nickte er befriedigt.
»Aber der Container …«, setzte Owen an.
»Müsste deinem großartigen Plan zufolge längst unterwegs sein, oder nicht?« Erneut schwang Ryder den Vorschlaghammer.
»Vielleicht sollten wir ein paar von unsren Leuten holen«, überlegte Beckett.
»Warum sollen die den ganzen Spaß haben?«, fragte Ryder und holte zum dritten Mal aus, während D.B. sich zu einem Nickerchen unter den Sperrholztisch zurückzog.
»Damit hat er durchaus recht, was meinst du?« Beckett blickte Owen an, und als der mit den Schultern zuckte, fügte er hinzu: »Dann lass uns beide oben anfangen.«
Ryder brauchte nur noch zweimal zuzuschlagen, bis die dünne Zwischenwand in sich zusammenfiel. »Aber ja.« Ryder stützte sich auf seinen Hammer und bedachte seine Brüder mit einem breiten Grinsen. »Los, schlachten wir die Hütte aus. Passt bloß auf, dass ihr keine tragenden Wände erwischt.«
Hope hörte sich das Dröhnen und Gepolter ein paar Tage aus der Entfernung an, bevor ihre Neugier die Oberhand gewann. Schließlich, rechtfertigte sie sich vor sich selbst, ging es ja um ein Projekt, das in enger Beziehung zum Hotel stehen würde. Immer wieder hatte lautes Klopfen ihren Blick auf das Nachbarhaus gelenkt, doch außer schmutzstarrenden Kerlen, die irgendwelchen Schutt in einen riesigen grünen Container warfen, ließ sich keine Veränderung erkennen. Von Avery wusste sie lediglich, dass die drei Montgomerys mit der Entkernung begonnen hatten.
Je näher sie kam, desto lauter wurde das Hämmern und Klopfen, untermalt von wildem männlichem Gelächter und dröhnender Radiomusik. Sie trat in den Seiteneingang – was davon übrig war – und lugte vorsichtig hinein. Wo sich früher Zwischenwände und Decken befunden haben mussten, war nichts als gähnende Leere. Von den Außenmauern und ein paar tragenden Wänden abgesehen, hatten die drei nicht viel übrig gelassen. Und noch immer erbebten die Reste unter den Schlägen schwerer Geräte.
Hope ging weiter zum ehemaligen Haupteingang, wo sie sogar noch eine nach oben führende Treppe entdeckte. Also hatten die Jungs doch nicht alles herausgerissen, und wenn sie sich nicht täuschte, drangen die Geräusche aus dem ersten Stock. Allerdings verging ihre Neugier angesichts der wackligen Treppe, und sie trat den Rückzug an.
Draußen entdeckte sie zwei Arbeiter mit Schutzbrillen und dicken Arbeitshandschuhen, die gerade ein Stück einer Trockenwand zum Container zerrten.
»Entschuldigung …«, setzte sie an.
Sie erkannte Ryder lediglich an der Art, wie er den Kopf drehte.
Dann schob er die Brille hoch und sah sie leicht genervt aus seinen grünen Augen an. »Komm mir besser nicht zu nahe.«
»Keine Angst, ich bleib, wo ich bin. Sieht aus, als höhlt ihr das Gebäude völlig aus.«
»Genau das tun wir. Brauchst du etwas?«
»Ja. Ich hab ein Problem mit den Wandleuchtern und dachte, falls euer Elektriker gerade hier ist, könnte er vielleicht …«
»Der ist schon weg.« Ryder schickte seinen Helfer mit einem Kopfnicken zurück ins Haus und zog sich die Schutzbrille vom Kopf.
»Ganz schöne Drecksarbeit, die ihr da gerade macht.«
»Das kannst du laut sagen«, gab er zurück. »Also, was ist mit den Lampen?«
»Irgendein Wackelkontakt, schätze ich. Sie …«
»Hast du schon die Birnen ausgetauscht?«
Sie schlug sich theatralisch mit der Handfläche gegen die Stirn. »Dass ich darauf nicht von selbst gekommen bin …«, sagte sie spöttisch und bedachte Ryder mit einem vernichtenden Blick.
»Okay. Ich schick einen von den Männern rüber, damit er sich die Sache ansieht. War’s das?«
»Erst mal ja.«
Er nickte ihr zum Abschied zu und marschierte durch die Tür zurück ins Haus.
»Na, vielen Dank«, murmelte Hope und schlenderte ihrerseits zurück zum Hotel.
Normalerweise hob sich ihre Laune, sobald sie das Foyer betrat, denn immer wieder überkam sie ein warmes Gefühl beim Anblick all der schönen, liebevoll ausgewählten und zusammengestellten Dinge. Es war ein Ort zum Wohlfühlen. Und wenn dann auch noch der Duft von Carolees berühmten Schokoladenplätzchen in der Luft hing … Warum also war sie heute trotzdem gereizt?
»Was zum Teufel hat der Kerl für ein Problem?«
Mit gerötetem Gesicht hob Carolee soeben das nächste Blech mit Plätzchen
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