Fliedernächte: Roman (German Edition)
fühlte sich komplett überfordert mit dieser Frage. Dazu auf diesem blöden Parkplatz. Und er hatte gedacht, langsam schlau aus ihr zu werden. Verdammt, das würde er wahrscheinlich nie.
»Also gut, gib mir Bescheid, wenn du so weit bist.«
»Ich soll schlicht und ergreifend Ja oder Nein sagen?«, erkundigte er sich zweifelnd.
»So ist es am einfachsten, findest du nicht? Du siehst übrigens ziemlich müde aus«, sagte sie. »Bestimmt wirst du dich besser fühlen, wenn du geduscht und was gegessen hast. So, ich muss wieder ins Hotel. Gute Nacht.«
»Ja, gleichfalls.«
Er öffnete die Tür seines Wagens, verstaute den Kuchen hundesicher und schwang sich auf den Sitz. Starrte reglos geradeaus.
»Man wird aus den Weibern nicht schlau, D.B. – man wird aus ihnen einfach nicht schlau.«
8
Die Gäste waren unterwegs, die Zimmer hergerichtet, Carolee machte gerade Einkäufe auf dem Markt, und Hope nutzte die freie Zeit, um Büroarbeiten zu erledigen: E-Mails checken, Reservierungen bestätigen, diverse Rechnungen bezahlen. Außerdem stellte sie ein paar neue Bilder mit einer launigen Mitteilung für alle Freunde des Hauses auf Facebook ein.
Kaum hatte sie die letzte Mail beantwortet, klingelte es an der hinteren Eingangstür beim Empfang. Einen Moment lang beschlich sie die ziemlich alberne Furcht, Jonathan Wickham könnte ihr erneut einen ungebetenen Besuch abstatten. Na schön, dachte sie, soll er doch kommen. Dann würde sie ihm noch deutlicher die Meinung geigen als beim ersten Mal.
Doch vor der Glastür stand Justine.
»O hallo, ich dachte, du hättest einen Schlüssel.«
»Ja, aber den benutze ich nicht gerne.« Sie deutete Richtung Fitnessstudio, wo Arbeiter Dachbalken zurechtsägten. »Ich hoffe, der Lärm ist kein Problem.«
»So schlimm ist es gar nicht, die meisten Gäste sind sowieso früh unterwegs.«
Justine schlenderte in die Küche, nahm sich eine Pepsi light aus dem Kühlschrank. »Hier riecht es immer so gut nach Selbstgebackenem. Vielleicht könnt ihr ja bald das eine oder andere bei Lacy kaufen, denn die Bäckerei wird in etwa zehn Tagen aufmachen.«
»Ja, wenn die Gerüchte stimmen, sind ihre süßen Brötchen unübertroffen.«
»Avery behauptet, dass wir alle süchtig danach werden. Und die beiden Wohnungen sind ebenfalls vermietet. Übrigens: Stör ich dich gerade? – Ich bin einfach so hereingeschneit.«
»Ganz im Gegenteil.« Sie setzte sich zu Justine an den Tisch. Ihre Arbeit lief schließlich nicht weg.
»Hast du momentan Gäste?«
»Ja, unter anderem ein total nettes Paar, das das Wochenende im J&R verbringt. Er interessiert sich für den Bürgerkrieg, und gestern Abend haben sie in Clares Laden gestöbert und kamen mit einem ganzen Stapel Bücher zurück. Von regionalen Autoren, die er noch nicht kannte. Und heute sehen sie sich die Gedenkstätte für die Schlacht am Antietam in Sharpburg an. Sie haben das historische Abenteuerpaket gebucht, aber als Ausgleich dafür, dass sie heute mit aufs Schlachtfeld fährt, muss er morgen mit ihr die Antiquitätenläden der Umgebung abklappern.«
»Ist ja nett.«
»Der Mann kennt sich wirklich gut aus. Gestern Abend saßen sie mit den anderen Gästen da, und er hat uns alle bis nach Mitternacht mit seinen Geschichten unterhalten. Jetzt hofft er nur noch auf einen Schachpartner, denn das alte Schachspiel in der Lounge hat es ihm angetan. Mal sehen, ob er mit den neuen Gästen, die heute kommen, Glück hat.«
»Tommy und Willy B. haben gerne Schach gespielt. Ich ziehe Monopoly vor«, gab Justine lachend zu.
»Wir haben übrigens eine Anfrage wegen einer Hochzeit.«
»Wollen die Leute bei uns feiern?«
»Nein, die Räumlichkeiten für die Trauung und den anschließenden Empfang haben sie bereits – sie wollen eventuell zwei Nächte hier buchen. Braut und Bräutigam, Trauzeugen und Eltern. Ich hab ihnen ein Angebot geschickt. Spätestens am Montag geben sie Bescheid, ob es dabei bleibt.«
»Klingt gut. Und wie war der Frauenabend?«
»Super. Beim nächsten Mal können wir das ja im größeren Kreis machen: du und Carolee samt Tochter, Clares Mutter, und vielleicht kommen ja auch mal meine Mom und meine Schwester.«
»Versuch das mal einzuplanen.« Mit einem zufriedenen Nicken lehnte Justine sich zurück. »Du bist glücklich hier, oder?«
»Absolut. Ich könnte nicht glücklicher sein.«
»Dann verspürst du also keine Versuchung, wieder ins Wickham zurückzukehren?«
Hope zuckte zusammen. »Ich hätte dir sagen sollen, dass
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