Fliedernächte: Roman (German Edition)
mal.«
Hope schüttelte den Kopf. Und sie hatte gedacht, sie wüsste langsam, wie das Leben in der Kleinstadt ablief.
»Offensichtlich muss ich noch einiges lernen. Und mir ist klar, dass es dir nicht recht sein kann, wenn zwischen mir und deinem Sohn etwas in der Art läuft.«
»Warum denkst du das?« Justine zog die Brauen hoch. »Ihr seid zwei erwachsene Menschen und könnt tun und lassen, was ihr wollt.«
»Nun, ich bin eine Angestellte der Familie, und eine Verquickung von Privatem und Geschäftlichem ist nie unproblematisch.«
»Ich liebe meinen Sohn, mische mich aber nicht in seine Entscheidungen ein. Es ist schließlich sein Leben, und er wird am besten selbst wissen, was er will. Darüber hinaus hätte ich nie jemandem die Führung unseres Hotels anvertraut, an den ich nicht glaube und der mir nicht rundherum sympathisch ist. Den ich nicht respektiere und von dessen gesundem Menschenverstand ich nicht überzeugt bin. Wenn also du und Ry beschließt, etwas miteinander anzufangen, geht das niemanden außer euch beiden etwas an.«
Justine machte eine kurze Pause und sah Hope mit einem breiten Lächeln an. »Ich hab die Funken zwischen euch schon lange sprühen sehen, Schätzchen. Und mich die ganze Zeit gefragt, worauf zum Teufel ihr wartet.«
»Ich hingegen war mir nicht mal sicher, ob wir uns sympathisch sind. Und letzte Zweifel plagen mich immer noch.«
»Obwohl ich bestimmt etwas voreingenommen bin, wage ich zu behaupten, dass ihr beide in einem hohen Maß über ausgesprochen einnehmende Charakterzüge verfügt. Was ihr sicher noch selbst herausfinden werdet. Und falls es nichts Tiefergehendes sein sollte – nun, dann wünsch ich euch einfach jede Menge Spaß beim Sex.«
»Einen solchen Satz hätte ich von meiner Arbeitgeberin oder von der Mutter eines Mannes nie erwartet.«
»Ich mag ja beides sein, doch vor allem bin ich eine hoffentlich halbwegs weltoffene und moderne Frau. Da wir diese Grundsatzfrage geklärt haben, könnt ihr weiter darüber nachdenken, und sofern du nichts mehr mit mir zu besprechen hast, werde ich mich jetzt verabschieden und bei Clare vorbeischauen. Um mich zu überzeugen, dass sie sich und meine beiden Enkel wenigstens ein bisschen schont.«
»Da wir gerade davon sprechen: Wäre es in Ordnung, wenn wir die Babyparty hier veranstalten? Natürlich bleibt noch ein bisschen Zeit, aber es kann nicht schaden, das Datum rechtzeitig festzulegen. Und zu spät sollten wir es nicht planen, weil Zwillinge immer für Überraschungen gut sind.«
»Einverstanden. Und bestimmt werden einige hier übernachten, oder?«
»Ein kleiner Kreis. Ich dachte außer an Clare an die Großmütter, Freundinnen und wer Clare sonst noch einfällt.«
»Eine Babyparty mit anschließendem Weiberabend wäre genial. Und vor der Hochzeit das Gleiche erneut.« Justine schnupperte. »Ich glaube, Lizzy hofft ebenfalls auf eine Einladung.«
»Mir ist gar nicht aufgefallen, dass sie in der Nähe ist. Manchmal nehme ich den Duft gar nicht mehr wahr. Weil er einfach zum Haus gehört.«
»Dich stört es nicht, mit einem Geist zusammenzuwohnen?«
»Ganz im Gegenteil. Ich warte momentan auf Informationen von einer Cousine, die eine Biografie über Catherine Darby schreibt – du weißt schon, die Schwester von Eliza Ford und eine meiner Ahninnen. Außerdem hoffe ich, dass die Bibliothekarin meiner alten Schule ein wenig in den Archiven wühlt. Vielleicht findet sich ja in Catherines Nachlass etwas über ihre Schwester. Und mit Glück sogar etwas über Billy. Wenn nicht, wird’s schwierig. Momentan hängen wir mit unseren Recherchen ziemlich in der Luft.« Hope war der Frust deutlich anzuhören. »Ich wünschte, Lizzy würde einem von uns gegenüber mal ein bisschen konkreter und wenigstens Billys Namen verraten. Ich setze auf Owen, denn bei ihm war sie bislang am mitteilsamsten.«
»Niemand weiß, ob das funktioniert oder ob nicht die Barrieren zwischen ihrer Welt und unserer zu groß sind. Ansonsten würde ich darauf tippen, dass sie mit dir redet.«
»Mit mir?«
»Du gehörst sozusagen zu ihrer Familie, das verbindet. Hat eigentlich schon mal ein Gast erwähnt, dass ihm irgendetwas seltsam vorgekommen ist?«
»Eine Frau meinte mitten in der Nacht Musik gehört und Geißblatt gerochen zu haben. Sie ist aufgewacht, weil sie sich nicht ganz wohlfühlte, und in die Bibliothek gegangen, um ein Weilchen zu entspannen. Und dort will sie dann Musik gehört haben.«
»Interessant.«
»Möglich auch, dass sie
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