Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Titel: Flieg, Hitler, flieg!: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Beauman
Vom Netzwerk:
Soho, im Caravan und im Hotel de Paris entdeckte. Albertson versprach Sinner einen Goldsovereign zur Belohnung, wenn er den Weg auskundschaftete. Sinner hielt nicht viel von dem Plan – sie würden in Stücke gerissen werden, bevor sie die Barrikade zu Fall brachten, die inzwischen durch einen mitten auf der Straße parkenden Lastwagen verstärkt wurde. Aber andererseits war auch das leicht verdientes Geld. Ein anderer Kerl steckte ihm ein Messer zu, für den Fall, dass es Ärger geben sollte, und schon zehn Minuten später kletterte er auf den Müllplatz hinunter, wo sein Blick unmittelbar auf einen verängstigten Philip Erskine fiel.
    Sinner nahm das Messer aus dem Mund und ging zu ihm hinüber.
    »Was zum Teufel machst du denn hier?«
    »Hallo. Das hat mich Ihr Freund Kölmel auch gefragt.« Erskine wünschte, er hätte Sinner noch ein bisschen länger beobachten können, bevor dieser ihn entdeckte.
    Er dachte an ihr unerwartetes Zusammentreffen beim Caravan Club vor zwei Jahren zurück; warum nur mussten sich so viele ihrer Treffen in veritable Albträume verwandeln?
    »Kölmel?«
    »Er hat mich hergeschickt.«
    »Wie, du meinst, er hat dich von damals nach dem Kampf wiedererkannt?«, sagte Sinner, als sei es besonders seltsam, dass sich irgendjemand an Erskine erinnerte. »Er erinnert sich an alles«, räumte er dann ein.
    Erskine schluckte und sagte: »Aber ich war auf der Suche nach Ihnen.«
    »Wieso?«
    »Warum in aller Welt tragen Sie diese Uniform?«
    Sinner zuckte die Achseln.
    »Sie wollen doch nicht behaupten, dass Sie auf deren Seite sind?«
    »Verpiss dich.«
    »Nein, natürlich nicht. Sie sind auf gar keiner Seite. Knapp bei Kasse, nehme ich an? Und die nehmen Sie einfach auf, ohne dass irgendjemand bemerkt, dass es ein oder zwei Faktoren gibt, die Sie disqualifizieren? Ich bin nicht überrascht. Sie haben ein außergewöhnliches Talent für so etwas. In Claramore waren Sie auch sehr überzeugend.«
    »War nicht schwer. Und warum machst du nicht bei denen mit?«
    »Oh, nie im Leben. Die Schwarzhemden sind absolut indiskutabel. Dieser Marsch dient lediglich der Einschüchterung. Sie machen sich nämlich nicht die Mühe, sich ernsthafteren Fragen zuzuwenden. Mosleys Zeit ist vorbei, und das weiß er. Wie gesagt, ich habe nach Ihnen gesucht.«
    »Nach mir gesucht. Schon wieder. Und warum zum Teufel diesmal?«
    Erskine sah auf seine Füße. Sinners gewohnter Sarkasmus schien ihn ebenso verlassen zu haben wie sein hüpfender Fliegengewicht-Gang. Er vermisste ihn fast. »Wir haben uns seit dem Tag nicht gesehen, an dem … Sie wissen schon, Morton und all das. Und ich wollte mich vergewissern, dass …«
    »Ja?«
    »Ich denke, ich wollte – ich verspürte den starken Drang, mich zu vergewissern, dass Sie mich nicht verachten«, sagte Erskine.
    »Wieso?«
    »Und ich wollte auch herausfinden, was Sie die ganze Zeit über getrieben haben«, beeilte sich Erskine hinzuzufügen. »Ich hoffe, Sie haben sich amüsiert. Ich für meinen Teil habe mich mit meinen Insekten beschäftigt. Es hat einige wirklich faszinierende Entwicklungen gegeben. Wenn Sie nur sehen könnten, was für Fortschritte ich mit Anophthalmus hitleri gemacht habe.«
    »Beantworte die verdammte Frage«, sagte Sinner und zündete sich eine Zigarette an. »Wieso ist es dir wichtig, was ich von dir denke?«
    »Sie waren für eine ganze Weile mein Versuchsobjekt.«
    »Dein ›Objekt‹?«
    »Ich denke, es ist doch nur natürlich, wenn man Interesse an seinem –«
    »Verdammt noch mal, sag’s einfach«, unterbrach Sinner.
    »Was?«
    Sinner kam näher. »Das ist langweilig. Du bist immer langweilig. Bring’s hinter dich. Sag einfach, dass du immer noch hinter meinem Arsch her bist, und du kannst ihn auf der Stelle haben, wenn du willst.«
    Erskine hustete und leckte sich die Lippen. »Ich lasse mich nicht auf Ihr beklagenswert niedriges –«
    »Du kannst es nicht? Dann machen wir’s anders, vielleicht ist das leichter für dich. Sag, dass ich dich gefickt hab und dass es dir gefallen hat.«
    »Ich glaube nicht, dass ich Sie je so redselig erlebt habe«, murmelte Erskine.
    »Mach schon! Sag einfach, wieso du mich gesucht hast – sag, wieso es dir nicht egal ist, ob ich dich hasse oder nicht –, und mein Schwanz und mein Arsch gehören dir, solange du willst. Sag es. Ist jetzt vielleicht zu spät, um das Mädchen zu retten, aber dafür ist es nicht zu spät.«
    Erskines Fingernägel gruben sich in seine Handflächen, und Tränen stiegen ihm

Weitere Kostenlose Bücher