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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Durcheinander so höflich, wie er konnte, und erinnerte sich dann an das Prinzip: Wenn man die Hälfte erkennen kann, dürfte es in Ordnung gehen, auch den Rest zu essen.
    »Wir sind also eure Gefangenen, Jabbar?«
    »Ihr seid Ehrengäste! Mein Zelt ist…«
    »Aber… wie soll ich es ausdrücken? Ihr möchtet, daß wir eure Gastfreundschaft eine Zeitlang genießen?«
    »Wir haben Tradition«, sagte Jabbar. »Ein Mann, der Gast ist in deinem Zelt, selbst wenn es sich um den schlimmsten Feind handelt – man verschuldet ihm drei Tage lang Gastfreundschaft.«
    »Verschuldet, wie?« fragte Mumm.
    »Ich habe Sprache gelernt auf…« Jabbar winkte vage. »Du weißt schon, Ding aus Holz, Kamel fürs Meer…«
    »Schiff?«
    »Ja! Aber zu viel Wasser!« Er klopfte Mumm erneut auf den Rücken, so heftig, daß ihm heißes Fett auf den Schoß spritzte. »Auf jeder Straße viel gesprochen wird Morporkianisch heutzutage, Offendi. Es ist… Kaufmannssprache.« Er betonte das letzte Wort so, als sei es ein Synonym für »Gewürm«.
    »Du weißt also, wie man zum Beispiel fragt: ›Seid ihr bereit, uns euer Geld zu geben?‹«, meinte Mumm.
    »Warum solche Fragen stellen?« erwiderte Jabbar. »Wir nehmen es einfach. Aber jetzt…« Er spuckte erstaunlich zielsicher ins Feuer. »Es heißt, wir müssen aufhören. Weil es falsch ist. Aber welchen Schaden richten wir an?«
    »Abgesehen davon, Leute zu töten und sie zu berauben?« warf Mumm ein.
    Jabbar lachte. »
Wali
dich bezeichnete als großen Diplomaten! Aber wir bringen keine Kaufleute um. Warum wir Kaufmannsleute umbringen sollten? Was hat das für einen Sinn? Wie dumm, das Pferd zu töten, das goldene Eier legt!«
    »Man könnte eine Menge Geld damit verdienen, ein solches Geschöpf den Leuten zu zeigen«, sagte Mumm.
    »Wenn wir Kaufleute töten oder sie zu sehr berauben… dann sie kehren nie zurück. So etwas ist dumm. Wir lassen sie gehen, und dadurch sie Gelegenheit bekommen,
wieder
reich zu werden. Dann unsere Söhne sie können berauben. So etwas ist weise.«
    »Ah, ich verstehe«, sagte Mumm. »Eine Art Landwirtschaft.«
    »Ja! Aber wenn man Kaufleute pflanzt, wachsen sie nicht so gut.«
    Mumm spürte, daß es kühler wurde, als die Sonne unterging. Es wurde nicht nur kühler, sondern
kälter.
Er rückte näher ans Feuer.
    »Warum heißt er 71-Stunden-Ahmed?« fragte er.
    Das Murmeln der Gespräche verklang. Alle Augen blickten zu Jabbar, abgesehen von dem einen, das in den Schatten verschwunden war.
    »Das ist
nicht
sehr diplomatisch«, kommentierte Jabbar.
    »Wir haben ihn hierher verfolgt, und plötzlich werden wir von euch angegriffen. Mir scheint…«
    »Ich weiß nichts«, sagte Jabbar.
    »Warum denn nicht?« fragte Mumm.
    »Äh… Herr Kommandeur…« Karottes Stimme klang drängend. »Es wäre unklug, auf einer Erörterung dieses Themas zu bestehen. Ich habe mich mit Jabbar unterhalten, während du… dich ausgeruht hast. Ich fürchte, es handelt sich um eine politische Sache.«
    »Seit einiger Zeit scheint alles Politik zu sein.«
    »Weißt du, Prinz Cadram versucht, ganz Klatsch zu vereinen.«
    »Er will das Land selbst dann ins Jahrhundert des Flughunds bringen, wenn es schreit und um sich tritt?«
    »Nun… äh… ja, Herr Kommandeur. Woher wußtest du…«
    »Oh, ich hab nur geraten. Fahre fort.«
    »Aber Cadram ist auf Schwierigkeiten gestoßen«, sagte Karotte.
    »Was meinst du damit?« fragte Mumm.
    »Uns«, erklärte Jabbar stolz.
    »Die Stämme halten nicht viel von der Idee, Herr Kommandeur«, führte Karotte aus. »Sie haben sich immer gegenseitig bekämpft, und jetzt kämpfen die meisten von ihnen gegen den Prinzen. Historisch gesehen ist Klatsch kein Reich, sondern ein langer Streit.«
    »Er sagt, ihr müßt gebildet sein«, sagte Jabbar. »Ihr müßt lernen, Steuern zu bezahlen. Wir möchten nicht für Steuern gebildet sein.«
    »Ihr glaubt also, für eure Freiheit zu kämpfen?« fragte Mumm.
    Jabbar zögerte und sah Karotte an. Nach einem kurzen Wortwechsel auf Klatschianisch sagte Karotte: »Das ist eine ziemlich schwierige Frage für einen D’reg, Herr Kommandeur. Sie verwenden für ›Freiheit‹ und ›Kampf‹ das gleiche Wort.«
    »Offenbar muß ihre Sprache viel Arbeit leisten.«
    In der Kühle fühlte sich Mumm besser. Er holte ein zerknittertes und feuchtes Päckchen mit Zigarren hervor, zog eine Kohle aus dem Feuer, zündete die Zigarre daran an und nahm einen tiefen Zug.
    »Nun, Prinz Nett hat also viele Probleme daheim, wie? Weiß

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