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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Eindruck, daß sie trotz des günstigen Winds langsamer vorankamen, als es eigentlich der Fall sein sollte. Er schrieb es den Entenmuscheln am Rumpf zu.
     
    Mumm erwachte mit einem Gefühl, als hätte er ein Kamel in der Nase. Es gibt schlimmere Arten des Erwachens, aber nicht sehr viele.
    Er drehte den Kopf, was ihn nicht unbeträchtliche Mühe kostete, und stellte fest: Das Kamel saß. Nach den Geräuschen zu urteilen, verdaute es Sprengstoff.
    Mumm fragte sich, wie er in eine solche Lage geraten war. Eine Sekunde später fluchte er.
    Aber es
hätte
klappen können… Immerhin war es eine
klassische
Taktik. Man drohte damit, den Kopf abzuschneiden, woraufhin der Rest des Körpers gehorchte. So reagierten alle. Man konnte sagen, daß die ganze Zivilisation auf diesem Prinzip basierte…
    Vielleicht lag es an den kulturellen Unterschieden.
    Andererseits… Er war nicht tot. Karotte hatte auf folgendes hingewiesen: Wenn man die D’regs fünf Minuten kannte und noch lebte, bedeutete das, daß sie einen sehr mochten.
    Allerdings galt es in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen, daß er, Mumm, den Anführer mit dem
Freundlichen Händeschütteln
vertraut gemacht hatte, was der betreffende Klatschianer vielleicht gar nicht für sehr freundlich hielt.
    Mumm sah keinen sonderlichen Sinn darin, quer über einem Sattel zu liegen, an Händen und Füßen gefesselt, und sich einen Sonnenstich zu holen. Es wurde höchste Zeit, wieder als Oberhaupt seiner Leute aufzutreten, und damit wollte er beginnen, sobald er das Kamel aus Mund und Nase bekam.
    »Bimmel-bimmel-bamm?«
    »Ja?« fragte Mumm und zerrte an seinen Fesseln.
    »Möchtest du erfahren, welche Termine du versäumt hast?«
    »Nein! Ich versuche gerade, diese verdammten Stricke zu lösen!«
    »Soll ich das deiner Aufgabenliste hinzufügen?«
    »Oh, du bist wach, Herr Kommandeur!«
    Es klang nach Karottes Stimme; außerdem konnte man solch eine Bemerkung von ihm erwarten. Mumm versuchte, den Kopf zu drehen.
    Ein weißes Tuch erstreckte sich in seinem Blickfeld. Und dann erschien Karottes Gesicht, verkehrt herum.
    »Die D’regs fragten, ob sie dich losbinden sollten, aber ich wies darauf hin, daß du während der letzten Tage kaum Ruhe gefunden hast«, erklärte Karotte.
    »Meine Arme und Beine sind eingeschlafen, Hauptmann«, klagte Mumm.
    »Oh, gut! Das ist wenigstens ein Anfang.«
    »Karotte?«
    »Ja, Herr Kommandeur?«
    »Ich möchte, daß du sehr aufmerksam zuhörst, weil ich dir jetzt einen Befehl geben werde.«
    »Gewiß, Herr Kommandeur.«
    »Es ist kein Vorschlag oder etwa eine Anregung.«
    »Wie du meinst, Herr Kommandeur.«
    »Ich habe die Angehörigen der Wache immer dazu ermutigt, selbständig zu denken und mir nicht blind zu gehorchen. Aber manchmal wird es in jeder Organisation notwendig, einen Befehl buchstabengetreu und ohne zu zögern auszuführen.«
    »Ja, Herr Kommandeur.«
    »Binde mich sofort los, oder du wirst es bitter bereuen, daß du mich nicht sofort losgebunden hast!«
    »Äh… Herr Kommandeur, ich fürchte, deine Worte enthalten einen ungewollten Widerspruch, der…«
    »Karotte!«
    »Jawohl, Herr Kommandeur!«
    Die Stricke wurden durchgeschnitten, und Mumm rutschte in den Sand. Das Kamel drehte den Kopf, sah ihn mit seinen Nasenlöchern an und wandte sich dann wieder ab.
    Es gelang Mumm, sich aufzusetzen, während Karotte die übrigen Fesseln löste.
    »Warum trägst du ein weißes Tuch, Hauptmann?«
    »Das ist ein
Burnus,
Herr Kommandeur. Sehr praktisch in der Wüste. Wir haben diese Kleidung von den D’regs erhalten.«
    »Wir?«
    »Der Rest von uns, Herr Kommandeur.«
    »Sind alle wohlauf?«
    »Ja.«
    »Aber die D’regs haben doch angegriffen…«
    »Ja, Herr Kommandeur. Sie wollten uns nur gefangennehmen. Einer von ihnen schnitt Reg unabsichtlich den Kopf ab, und nachher half er ihm dabei, ihn wieder anzunähen. Es wurde also kein dauerhafter Schaden angerichtet.«
    »Ich dachte, die D’regs machen keine Gefangenen…«
    »Auch ich bin sehr überrascht, Herr Kommandeur. Wie dem auch sei: Sie meinten, wenn wir zu fliehen versuchen, hacken sie uns die Füße ab, und Reg hat nicht genug Garn für uns alle.«
    Mumm rieb sich den Kopf. Jemand hatte ihm einen so wuchtigen Schlag versetzt, daß der Helm eine Beule aufwies.
    »Was ist schiefgegangen?« fragte er. »Ich hatte den Anführer überwältigt!«
    »Wenn ich es richtig verstehe, Herr Kommandeur, vertreten die D’regs folgenden Standpunkt: Es ist sinnlos, von einem Anführer Befehle

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