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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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klang.
    Und damit hatte es sich. Es hieß nicht »Dies ist 71-Stunden-Ahmed, Kulturattache«, oder »71-Stunden-Ahmed, mein Leibwächter«, oder gar »71-Stunden-Ahmed, wandelnder Tresor und Mottenkiller«. Alles deutete darauf hin, daß jetzt wieder Mumm am Zug war.
    »Das ist ein… äh… ungewöhnlicher Name«, kommentierte er.
    »Ganz und gar nicht«, entgegnete der Prinz glatt. »In meiner Heimat gibt es viele Leute, die Ahmed heißen.«
    Er beugte sich ein wenig vor. Mumm interpretierte das als Hinweis darauf, daß die nächsten Worte vertrauliche Bedeutung hatten. »Übrigens: Die schöne Dame, die ich vorhin sah… Ist sie deine erste Frau?«
    »Äh, meine erste und einzige«, antwortete Mumm. »Ich meine…«
    »Darf ich dir zwanzig Kamele für sie anbieten?«
    Mumm sah einige Sekunden in die dunklen Augen, betrachtete dann wieder Ahmeds 24-Karat-Lächeln und fragte:
    »Dies ist wieder ein Test, nicht wahr?«
    Der Prinz straffte die Gestalt und wirkte zufrieden.
    »Ausgezeichnet, Sir Samuel. In diesen Dingen bist du
gut.
Weißt du, daß Herr Boggis von der Diebesgilde sich mit fünfzehn Kamelen abfinden wollte?«
    »Für Frau Boggis?« Mumm winkte ab. »Nein, höchstens vier Kamele, oder vier und eine Ziege. Vorausgesetzt, Frau Boggis hat sich vorher rasiert.«
    Die umherschlendernden Gäste drehten sich um, als sie das schallende Gelächter des Prinzen hörten.
    »Hervorragend! Wirklich gut! Ich fürchte, einige deiner Mitbürger halten uns Klatschianer für Barbaren, nur weil wir die Mathematik und das Rund-um-die-Uhr-Campen erfunden haben. Kaum sehen sie einen Turban, glauben sie auch schon, jemand wollte ihre Frauen kaufen. Nun, es überrascht mich, daß man mir hier einen Ehrendoktortitel verleihen will – immerhin bin ich doch so schrecklich primitiv.«
    »Um was für einen Titel handelt es sich?« fragte Mumm. Kein Wunder, daß dieser Mann zum Diplomaten geworden war. Man konnte ihm nicht einen Zentimeter weit trauen. Er dachte in Schleifen und wirkte trotzdem sympathisch.
    Der Prinz holte einen Brief unter seinem Umhang hervor.
    »Er heißt
Doctorum
Purgamenti madidi

Stimmt was nicht, Sir Samuel?«
    Es gelang Mumm, ein verräterisches Lachen in einen Hustenanfall zu verwandeln. »Nein, nein, es ist alles in Ordnung«, brachte er hervor.
    Er wünschte sich verzweifelt, das Thema wechseln zu können. Glücklicherweise sah er etwas, das ihm Gelegenheit dazu bot.
    »Warum trägt Herr Ahmed ein so großes krummes Schwert auf dem Rücken?« fragte er.
    »Ah, du bist Polizist und bemerkst solche Dinge…«
    »Es ist wohl kaum eine verborgene Waffe. Das Ding ist fast größer als er. Man könnte ihn als halb verborgenen Eigentümer bezeichnen.«
    »Das Schwert hat zeremonielle Bedeutung«, sagte der Prinz. »Und Ahmed wird immer sehr unruhig, wenn er es zurücklassen muß.«
    »Und worin genau besteht seine…«
    »Ah, da seid ihr ja«, erklang Ridcullys Stimme. »Ich glaube, wir sind jetzt soweit. Du gehst ganz vorn, Sam…«
    »Ja, ich weiß«, sagte Mumm. »Ich habe Seine Hoheit gerade gefragt…«
    »… und wenn Seine Hoheit und du, Herr… meine Güte, was für ein großes Schwert, bitte komm mit und gesell dich den Ehrengästen hinzu, es geht gleich los…«
    So ist das eben, wenn man die ganze Zeit wie ein Polizist denkt, dachte Mumm, als Zauberer und Gäste versuchten, eine würdevolle und ordentliche Reihe hinter ihm zu bilden. Wenn sich jemand von seiner sympathischen Seite zeigt, schöpft man sofort Verdacht. Man glaubt, daß etwas dahintersteckt, wenn sich jemand Mühe gibt, sympathisch zu sein. Nun, er ist ein Diplomat, aber trotzdem… Ich hoffe nur, daß er sich nie mit den alten Sprachen befaßt hat.
    Jemand klopfte Mumm auf die Schulter. Er drehte sich um und blickte geradewegs in das Grinsen von 71-Stunden-Ahmed.
    »Wenn hdu ändern deine Meinung, offendi, ich hdir geben fünfundzwanzig Kamele, kein Problem«, sagte er und zog eine Gewürznelke zwischen den Zähnen hervor. »Mögen hdeine Lenden Früchte tragen.«
    Er zwinkerte. Es war die anzüglichste Geste, die Mumm jemals beobachtet hatte. »Ist das schon wieder ein Te…«, begann er, doch Narbengesicht war bereits in der Menge verschwunden.
    »Meine Lenden sollen Früchte tragen?« wiederholte er leise. »Lieber Himmel!«
    71-Stunden-Ahmed erschien an seinem anderen Ellenbogen, umgeben von einer dichten Wolke aus Gewürznelkenaroma. »Ich gehe, ich hkehre zurück«, knurrte er fröhlich. »Der Prinz meint, hder Titel lautet

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