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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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herausfinden.«
    »Kommandeur Mumm?«
    Die Wächter drehten sich um. Mumm kniff die Augen zusammen.
    »Du bist einer von Rusts Männern, nicht wahr?«
    »Leutnant Hornett, Herr Kommandeur.« Er zögerte. »Äh… Seine Lordschaft schickt mich, um zu fragen, ob du und deine Offiziere so freundlich wären, den Palast aufzusuchen, falls ihr Gelegenheit dazu habt.«
    »Im Ernst? Das waren seine Worte?«
    Der Leutnant beschloß, ehrlich zu sein.
    »Eigentlich sagte er: ›Hol Mumm und seinen Haufen sofort hierher‹.«
    »Ach, tatsächlich?« fragte der Kommandeur.
    »Bimmel-bimmel-bamm!« quiekte eine triumphierende Stimme aus Mumms Hosentasche. »Es ist genau elf Uhr abends!«
     
    Die Tür öffnete sich, bevor Nobby anklopfte, und eine kleine, füllige Frau starrte ihn an.
    »Ja, das bin ich!« sagte sie scharf.
    Nobby hatte die Hand noch immer erhoben. »Äh… bist du Frau Kuchen?« fragte er.
    »Ja, aber ich mache es nur, um Geld zu verdienen.«
    Nobbys Hand blieb unbewegt.
    »Äh… du kannst die Zukunft voraussagen, nicht wahr?« erkundigte er sich.
    Sie musterten sich gegenseitig. Dann klopfte sich Frau Kuchen mehrmals ans Ohr und blinzelte.
    »Verflixt! Ich habe die Präkognition wieder nicht ausgeschaltet.« Ihr Blick ging ins Leere, als sie das kurze Gespräch in Gedanken noch einmal wiederholte.
    »Ich glaube, es ist soweit alles klar«, sagte sie, sah Nobby an und schniefte. »Komm herein. Bitte gib auf den Teppich acht, er ist vor kurzer Zeit gereinigt worden. Und ich kann höchstens zehn Minuten für dich erübrigen, denn ich koche gerade Kohl.«
    Sie führte Korporal Nobbs in das kleine Vorzimmer. Dort nahm ein runder Tisch, bedeckt von einer grünen Tischdecke, den größten Platz ein. Darauf ruhte eine Kristallkugel, zum Teil bedeckt von einer Wollpuppe, die einen Reif rock trug.
    »Ein Bursche in der Taverne hat mir von dir erzählt«, brummte Nobby. »Er meinte, du verstündest dich auf die Wahrsagerei und so.«
    »Vielleicht solltest du mir dein Problem nennen«, sagte Frau Kuchen. Sie richtete den Blick erneut auf Nobby, und mit einer Gewißheit, die nichts mit Präkognition und viel mit Beobachtung zu tun hatte, fügte sie hinzu: »Ich meine, über welches deiner Probleme möchtest du mehr erfahren?«
    Nobby hüstelte. »Äh… es ist ein bißchen… äh… intim, sozusagen. Eine Angelegenheit des Herzens, gewissermaßen.«
    »Geht es dabei um
Frauen
?« fragte Frau Kuchen vorsichtig.
    »Äh… das hoffe ich. Könnte sonst noch jemand an diesen Dingen beteiligt sein?«
    Frau Kuchen entspannte sich sichtlich.
    »Ich möchte nur wissen, ob ich welche kennenlerne«, fügte Nobby hinzu. »Frauen, meine ich.«
    »Ich verstehe.« Frau Kuchen gelang eine Art mimisches Achselzucken. Es stand ihr nicht zu, den Leuten mitzuteilen, auf welche Weise sie ihr Geld vergeuden sollten. »Nun, es gibt die Zukunft für zehn Cent. Sie betrifft das, was man sieht. Und dann gibt es die Zukunft für zehn Dollar. Sie beinhaltet das, was man bekommt.«
    »Zehn Dollar! Das ist mehr als ein Wochenlohn! Ich nehme besser die Zehn-Cent-Zukunft.«
    »Eine kluge Entscheidung«, sagte Frau Kuchen. »Gib mir deine Pfote.«
    »Hand«, sagte Nobby.
    »Das meine ich ja.«
    Frau Kuchen betrachtete Nobbys ausgestreckte Hand, darauf bedacht, sie nicht zu berühren.
    »Fängst du jetzt gleich an zu stöhnen und mit den Augen zu rollen?« fragte Nobby, der entschlossen war, für seine zehn Cent möglichst viel zu bekommen.
    »Ich brauche mir keine Frechheiten gefallen zu lassen«, erwiderte Frau Kuchen und betrachtete weiter die Hand. »Solche Dinge…«
    Sie sah genauer hin und bedachte Nobby mit einem durchdringenden Blick.
    »Hast du mit dieser Hand irgend etwas angestellt?«
    »Wie bitte?«
    Frau Kuchen nahm die Wollpuppe von der Kristallkugel und sah in die gläsernen Tiefen. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf.
    »Ich weiß nicht, ich bin mir nicht sicher… nun, was soll’s.« Sie räusperte sich und fuhr in geheimnisvollem Tonfall fort: »Herr Nobbs, ich sehe dich umringt von dunkelhäutigen Frauen an einem heißen Ort. Vieles erweckt einen ausländischen Eindruck. Die Damen lachen und plaudern mit dir. Eine von ihnen reicht dir gerade etwas zu trinken…«
    »Keine von ihnen schreit oder so?« fragte Nobby erstaunt.
    »Danach sieht’s nicht aus«, entgegnete die ebenfalls faszinierte Frau Kuchen. »Die Damen scheinen recht zufrieden und fröhlich zu sein.«
    »Erkennst du irgendwelche… Magneten?«
    »Was meinst du

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