Fliegende Fetzen
noch ein Grund mehr, gegen Klatsch in den Kampf zu ziehen. Und Schneetreiben stirbt. Jemand hat für ihn das Schuppenproblem gelöst.«
»
Nachdem
er etwas geschrieben hat, Herr Kommandeur«, sagte Karotte.
»Äh… ja.«
Mumm betrachtete den Notizblock aus Schneetreibens Zimmer, ein einfaches Ding aus billigem Papier, das die Graveure für wenig Geld verkauften. Er schnupperte daran.
»Seife an den Rändern«, sagte er.
»Schneetreibens neues Shampoo«, erklärte Karotte. »Er benutzte es zum erstenmal.«
»Woher weißt du das?«
»Wir haben uns die Flaschen im Müllhaufen angesehen, Herr Kommandeur.«
»Hm. Das sieht nach frischem Blut aus, hier, wo die einzelnen Blätter zusammengenäht sind.«
»Es stammt von Schneetreiben«, sagte Angua.
Mumm nickte. Wenn es um Blut ging, durfte man Anguas Auskünften vorbehaltlos vertrauen.
»Doch auf den einzelnen Seiten ist kein Blut«, stellte Mumm fest. »Was recht seltsam ist. Enthauptungen laufen nicht besonders sauber ab. Die Leute… spritzen dabei. Was bedeutet, daß das oberste Blatt…«
»… entfernt wurde, Herr Kommandeur.« Karotte lächelte und nickte. »Aber das ist nicht das Seltsame. Versuch es zu erraten, Herr Kommandeur!«
Mumm bedachte ihn mit einem durchdringende Blick und rückte die Lampe etwas näher. »Ich sehe… ganz schwache Abdrücke auf der ersten Seite«, murmelte er. »Wie von Schrift. Leider kann ich keine Buchstaben erkennen…«
»Wir konnten es auch nicht, Herr Kommandeur. Wir wissen, daß Schneetreiben mit einem Stift geschrieben hat – es lag einer auf dem Tisch.«
»
Ganz
schwache Abdrücke«, betonte Mumm. »Burschen wie Schneetreiben schreiben so, als müßten sie jedes Wort in Stein meißeln.« Er blätterte. »Jemand hat nicht nur das erste Blatt abgerissen, sondern auch einige andere.«
»Schlau, nicht wahr? Jeder weiß…«
»… daß man eine verdächtige Mitteilung lesen kann, indem man sich die Abdrücke auf der Seite darunter ansieht.« Mumm legte den Notizblock beiseite. »Hm. Wir haben es mit einer Botschaft zu tun, ja…«
»Vielleicht hat er seinen Mörder erpreßt«, spekulierte Angua.
»Das war nicht sein Stil«, erwiderte Mumm. »Nein, ich meine…«
Es klopfte an der Tür, und Fred Colon kam herein.
»Ich bringe dir einen Becher Kaffee«, sagte er. »Und außerdem warten unten einige Handtuchkö… einige Klatschianer auf dich, Herr Mumm. Sie sind wahrscheinlich gekommen, um dir einen Orden zu verleihen und in ihrer Sprache zu plappern. Und wenn du Appetit hast: Frau Goriff hat Ziegenfleisch mit ausländischer Soße vorbereitet.«
»Ich sollte besser nach unten gehen und mit den Besuchern reden«, sagte Mumm. »Aber ich hatte noch nicht einmal Zeit, mich zu waschen…«
»Das heißt, du trägst den Beweis für deine Heldentaten«, verkündete Colon.
»Oh, na schön.«
Das Unbehagen begann auf halbem Weg die Treppe hinunter. Mumm war nie zuvor einer Gruppe von Bürgern gegenübergetreten, die ihm einen Orden verleihen wollten, deshalb fehlte es ihm in dieser Hinsicht an Erfahrung. Trotzdem spürte er sofort, daß die Gruppe am Schreibtisch des Feldwebels nicht beabsichtigte, ihn zu bejubeln.
Es waren tatsächlich Klatschianer. Zumindest trugen sie fremdartig wirkende Kleidung, und die braune Haut einiger von ihnen deutete auf mehr Sonnenschein hin, als man in Ankh-Morpork erwarten durfte. In Mumm regte sich die vage Erkenntnis, daß Klatsch ein ziemlich großes Land war, groß genug, um Ankh-Morpork und die Sto-Ebene gleich mehrmals aufzunehmen. Es bot Platz genug für viele verschiedene Völker, auch für diesen kleinen, vor Empörung zitternden Burschen mit dem roten Fes.
»Bist du der Mann namens Mumm?« fragte Roter Fes.
»Äh… ich bin Kommandeur Mumm…«
»Wir verlangen die Freilassung der Familie Goriff! Und komm uns bloß nicht mit irgendwelchen Ausreden!«
Mumm blinzelte. »Freilassung?«
»Du hast sie eingesperrt! Und ihr Lokal beschlagnahmt!«
Mumm starrte den Mann groß an und wandte sich dann an Detritus.
»Wo hast du die Familie untergebracht, Feldwebel?«
Detritus salutierte. »In den Zellen, Herr Kommandeur.«
»Aha!« entfuhr es Roter Fes. »Ihr gebt es zu!«
»Entschuldige bitte, wer
bist
du?« fragte Mumm und blinzelte erneut, diesmal vor Müdigkeit.
»Das brauche ich dir nicht zu sagen, und du kannst es auch nicht aus mir herausprügeln!« erwiderte der Mann und schob die Brust vor.
»Oh, danke für den Hinweis«, sagte Mumm. »Ich verabscheue es, wenn ich mich
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