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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Offiziere wie wir sind das Rückgrat der Truppe. Wenn du mich fragst«, fuhr er fort, »wenn du
mich
fragst, ist dies ein typischer Fall von ›der rechte Mann zur rechten Zeit‹.«
    »Wer ist denn der rechte Mann?«
    »Ich rede von uns. Von Männern mit besonderen Fähigkeiten.«
    Nobby nickte, aber nicht ohne gewisses Widerstreben. In vielerlei Hinsicht dachte er wesentlich klarer als sein Vorgesetzter, und er machte sich Sorgen über die »besonderen Fähigkeiten«. Wenn man wegen »besonderer Fähigkeiten« ausgewählt wurde, so deutete alles auf einen besonderen Einsatz hin, mit dem besondere Gefahren verbunden sein konnten. Was war überhaupt so Besonderes an »besonderen Fähigkeiten«? Selbst
Nap
f
schnecken
besaßen besondere Fähigkeiten.
    »Geht es um eine geheime Mission?« fragte Colon. »Müssen wir uns wieder unter die Zivilisten mischen?«
    Leonard blinzelte. »Nun… in der Angelegenheit gibt es einen stark ausgeprägten
Unter-
Aspekt. Das läßt sich nicht leugnen.«
    »Feldwebel…«
    »Sei still, Korporal.« Colon zog Nobby etwas näher. »Geheime Missionen bedeuten, daß man nicht aufs Schlachtfeld muß, um sich dort erstechen und erschießen zu lassen«, flüsterte er. »Und was ist die wichtigste Sache, die ein Berufssoldat vermeiden sollte?«
    »Er sollte es vermeiden, sich erstechen oder erschießen zu lassen«, antwortete Nobby automatisch.
    »Genau! Gehen wir, Herr Quirm! Wir folgen dem Ruf der Pflicht!«
    »Bravo!« sagte Leonard. »Sag mal, Feldwebel, hast du dich jemals für das Nautische interessiert?«
    Colon salutierte. »Nein, Herr! Bin glücklich verheiratet!«
    »Ich meine, hast du nie die Wellen des Ozeans gepflügt?«
    Colon bedachte ihn mit einem argwöhnischen Blick.
    »Oh, darauf falle ich nicht herein, Herr«, sagte er. »Jeder weiß, daß die Pferde versinken würden.«
    Leonard zögerte kurz und justierte sein Gehirn wieder auf die Frequenz von Radio Colon.
    »Bist du irgendwann einmal auf dem Meer unterwegs gewesen, mit einem Schiff oder einem Boot?«
    »Ich, Herr? Nein. Es liegt am Auf und Ab der Wellen, Herr. Kann den Anblick nicht ertragen.«
    »Ach?« erwiderte Leonard. »Nun, das wird glücklicherweise kein Problem sein.«
     
    Also gut, noch einmal von vorn…
    Fakten zusammenfügen, bis sie ein einheitliches Bild ergaben. Darauf kam es an.
    Die Welt sah zu. Jemand
wollte,
daß die Wache herausfand, hinter dem Attentat stecke eine klatschianische Verschwörung. Wer?
    Jemand hatte Schneetreiben Schuppert enthauptet und ihn toter zurückgelassen als sechs Eimer Fischköder.
    Vor Mumms innerem Auge entstand das Bild eines großen Krummschwerts. Es gehörte 71-Stunden-Ahmed.
    Na schön. Stellen wir uns Ahmed als Khufurahs Diener oder Leibwächter vor. Angenommen, er hat etwas herausgefunden…
    Nein, wie sollte das möglich sein? Wer könnte ihm einen Hinweis gegeben haben?
    Nun, nehmen wir an, er fand es
irgendwie
heraus, was bedeutet, daß er auch wußte, wer den Mann bezahlt hatte…
    Mumm lehnte sich zurück. Das Rätsel blieb ein Rätsel, aber er war fest entschlossen, es zu lösen, auf welche Weise auch immer. Er würde die Fakten zusammenfügen, sie vorurteilsfrei von allen Seiten betrachten und herausfinden,
wie Lord Rust alles organisiert hatte.
    Querkopf! Das brauchte er nicht einfach hinzunehmen, nicht von einem Mann, der »Haus« auf »Mäuse« reimte.
    Sein Blick fiel auf das alte Buch. General Taktikus? Jedes Kind kannte seinen Namen. Ihm war es zu verdanken, daß Ankh-Morpork einst über ein riesiges Reich geherrscht hatte, ein großer Teil davon in Klatsch gelegen. Doch seltsamerweise hatte man sich nie bei ihm bedankt. Aus irgendeinem Grund, den Mumm nicht verstand, schien man sich in der Stadt des Generals zu schämen.
    Vielleicht deshalb, weil er schließlich gegen Ankh-Morpork gekämpft hatte. Der Stadt Gennua gingen damals die Könige aus – durch lange Inzucht bestand der einzige übriggebliebene Repräsentant des Königtums hauptsächlich aus Zähnen. Was die ranghöchsten Höflinge zum Anlaß nahmen, Ankh-Morpork einen Brief zu schicken und um Hilfe zu bitten.
    Mumm hatte erstaunt festgestellt, daß so etwas damals überhaupt nicht außergewöhnlich gewesen war. Die kleinen Königreiche der Sto-Ebene jagten sich immer wieder gegenseitig Mitglieder des königlichen Geschlechts ab. Der König schickte Taktikus aus reiner Verzweiflung los. Es ist schwierig, ein Reich richtig zu regieren, wenn man dauernd blutbefleckte Briefe bekommt, in denen es

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