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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mitgebracht. Außerdem auch Feuerholz.« Damit sprach er einen wunden Punkt an. Fangguts Versuche, Tang zu verbrennen, waren gescheitert.
    »Ja, aber ihr Brot würde dir überhaupt nicht gefallen«, meinte er. »Es ist ganz flach und hat keine richtige Kruste…«
    Der Wind trug ihnen den Duft von gebackenem Brot entgegen. Es roch auch nach Gewürzen.
    »Sie backen Brot! Auf
unserem
Land!«
    »Nun, die Klatschianer behaupten, es sei
ihr
…«
    Fanggut griff nach der gebrochenen Planke, die er als Paddel verwendete. Er begann, hektisch damit zu rudern, und sein Ziel war ganz offensichtlich das Ufer. Doch das Floß kam ihm nicht näher; es drehte sich nur, was Fanggut noch zorniger stimmte.
    »Sie lassen sich direkt neben uns nieder, und was bekommen wir von ihnen? Nur den Gestank ihres ausländischen Essens…«
    »Warum schluckst du immer wieder, Vater? Läuft dir etwa das Wasser im Mund zusammen?«
    »Und woher haben sie Holz, wenn ich fragen darf?«
    »Ich glaube, die Strömung bringt das Treibholz auf ihre Seite der Insel, Vater…«
    »Na bitte! Sie stehlen unser Treibholz! Unser verdammtes Treibholz! Ha! Aber wir zeigen’s ihnen…«
    »Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, daß jener Teil der Insel ihnen gehört und…«
    Fanggut erinnerte sich wieder daran, wie man ein Floß mit nur einem Paddel steuert.
    »Das ist keine Vereinbarung«, sagte er. Schaum bildete sich dort, wo er das Paddel immer wieder durchs Wasser zog. »Man könnte es höchstens eine… einstweilige Übereinkunft nennen. Die Klatschianer haben das Treibholz nicht
geschaffen.
Es erschien einfach bei ihnen. Es muß eine Art geographischer Zufall sein. Holz ist eine natürliche Ressource und
gehört
niemandem…«
    Das Floß stieß gegen ein Hindernis, wobei ein metallisches Geräusch erklang. Die Entfernung zum felsigen Ufer betrug noch etwa hundert Meter.
    Etwas stieg mit leisem Quietschen auf. Ein krummes Rohr drehte sich und zeigte auf Fester Fanggut.
    »Entschuldigung«, erklang eine blecherne Stimme. »Dies ist doch Leshp, oder?«
    Fanggut stöhnte leise.
    »Weißt du«, fuhr das Ding fort, »das Wasser ist recht trüb, und ich habe befürchtet, daß wir während der letzten zwanzig Minuten in der falschen Richtung unterwegs waren.«
    »Leshp!« brachte Fanggut mit fast schriller Stimme hervor.
    »Ah, gut. Vielen Dank. Einen schönen Tag noch.«
    Das Rohr sank langsam ins Meer zurück. Einige letzte Geräusche drangen mit einigen Luftblasen an die Wasseroberfläche. »… vergiß nicht den Korken. –
Du hast schon wieder den Korken ver…
«
    Es stiegen keine weiteren Blasen mehr auf.
    Nach einer Weile fragte Les: »Was war das, Vater?«
    »Überhaupt nichts!« erwiderte Fester Fanggut scharf. »Solche Dinge passieren gar nicht!«
    Das Floß sauste dem Ufer entgegen, schnell genug, um dahinter Wasserski zu laufen.
     
    Als sie ins blaue Zwielicht unter der Wasseroberfläche zurücksanken, dachte Feldwebel Colon kummervoll an einen weiteren Aspekt des Bootes: Hier konnte man nicht die Bilge lenzen, weil sie mittendrin saßen.
    Er trat nicht nur in die Pedale, sondern auch ins Wasser, litt außerdem gleichzeitig an Klaustrophobie und Agoraphobie. Er fürchtete sich vor allem
hier drin
und vor allen Dingen
dort draußen.
Wenn er aus den Fenstern blickte, sah er Unangenehmes. Das Boot glitt an einer Felswand hinab. Fühler tasteten hin und her. Die Umrisse von Klauen zeichneten sich in der Finsternis ab. Schattenhafte Wesen huschten davon, um sich in träge wogenden Algenfladen zu verbergen. Riesige Venusmuscheln beobachteten Feldwebel Colon mit ihren Lippen.
    Das Boot knarrte.
    »Feldwebel?« ließ sich Nobby vernehmen, als sie die Wunder der Tiefe betrachteten.
    »Ja, Nobby?«
    »Es heißt doch, daß jeder winzige Teil des Körpers alle sieben Jahre ersetzt wird, nicht wahr?«
    »Das ist allgemein bekannt«, erwiderte Feldwebel Colon.
    »Ja. Aber… wieso habe ich noch immer die Tätowierung am rechten Arm? Sie ist jetzt acht Jahre alt und müßte längst verschwunden sein.«
    Lange Tangbüschel schwangen im Halbdunkel hin und her.
    »Interessanter Hinweis«, brachte Colon mit zittriger Stimme hervor. »Äh…«
    »Ich meine, ist doch ganz klar, wenn auch die Haut ersetzt wird, müßte inzwischen alles rosarot und ganz neu sein.«
    Ein Fisch schwamm vorbei – seine Nase sah aus wie eine Säge.
    Mitten in einer Wolke aus Furcht versuchte Colon, möglichst schnell zu denken.
    »Es liegt daran«, sagte er schließlich, »daß die

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