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Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Titel: Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Pavlovic
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anders überlegt. Ich war fertig. Ich meine, erst bietest du mir einen … einen Zufluchtsort an, mit Apfelkuchen und allem und dann wirfst du mich von dort wieder raus.“
    „Vielleicht hättest du einfach aufhören können, Jo anzubaggern. Das war nämlich der Punkt, der mich fertiggemacht hat.“
    „Also bin ich selber schuld, oder wie?“
    Daniel seufzt und reibt sich übers Gesicht.
    „Das hab ich nicht gesagt. Es ist nur … ach, egal. Es ist vielleicht keine so prima Idee, darüber zu reden.“
    Mick schweigt. Er knüllt das Silberpapier in seiner Faust zusammen und leckt sich einen Schokoladenrest von den Lippen. Daniel sieht ihn an und denkt, dass er das gerne für ihn erledigt hätte, trotz allem und ob es irgendwo auf der Welt einen Ort gibt, der weit genug entfernt ist.
    Ein blaues Ausfahrt-Schild geistert durch die Dunkelheit. Mick setzt den Blinker und zieht rüber.
    „Ich bin müde“, sagt er. „Lass uns rausfahren.“
    „Willst du im Auto schlafen?“
    „Man kann die Rückbank umlegen. Das ist bestimmt einigermaßen bequem.“
    Hinter der Autobahn wartet die Nacht in dicken Schlieren, ballt sich zu Baumsilhouetten und Gebüsch am Straßenrand. Die Straße windet sich zwischen den grellweißen Randpfosten. Eine Ortschaft ist nicht in Sicht. Schließlich taucht rechts von der Straße ein Parkplatz für Wanderer auf. Mick lenkt das Auto darauf, Kies knirscht unter den Reifen. Er schaltet den Motor aus und es ist still.
    Daniel öffnet die Tür. Die Luft ist frisch und kühl, riecht nach Erde und Regen.
    Schweigend klettern sie auf den Rücksitz und tasten nach den versteckten Hebeln, mit denen sich die Sitzlehnen umklappen lassen. Daniel sieht, wie Mick friert.
    „Gibt es eine Decke?“, fragt er.
    „Ich glaube, im Kofferraum“, sagt Mick, der den Hebel gefunden hat und die Rücklehne nach vorne drückt.
    Daniel findet eine alte Wolldecke, die aussieht, als würde der Staub von Jahrzehnten dran kleben und im Erste-Hilfe-Kasten eine knisternde, silbrig-goldene Rettungsfolie. Er breitet beides auf der improvisierten Liegefläche aus, klettert ins Auto und zieht die Tür zu. Mick schlängelt sich zwischen den Sitzen nach vorne und schaltet die Innenbeleuchtung aus.
    Die Nacht fällt über sie wie eine Decke. Daniel hört, wie Mick sich irgendwo den Kopf anstößt und leise flucht. Langsam gewöhnen sich Daniels Augen. Er versucht, auf der beengten Ladefläche die Beine auszustrecken und gleichzeitig noch Platz für Mick zu lassen, doch Mick legt sich nicht hin. Er setzt sich als dunkle Silhouette neben Daniel und Daniel merkt erst, dass er die Gitarre im Arm hat, als Mick die ersten Akkorde greift.
    „Mick“, flüstert Daniel, der heute genug Musik gehabt hat für den Rest seines Lebens und der sich wünscht, Mick würde einmal mit ihm reden, einfach reden, aber Mick spricht diese einfache Sprache nicht und so ist Daniel gezwungen, zuzuhören und zu versuchen, sich einen Reim zu machen.
    „And I thought of all the bad luck and the struggles we went through, and how I lost me, and you lost you.”
    Micks Stimme klingt heiser, ein wenig gepresst, beinahe unsicher. Vielleicht singt es sich einfach nicht besonders, zusammengekauert auf der Ladefläche eines Autos. Vielleicht gibt es auch andere Gründe.
    „I’ve been trying to get down to the heart of the matter, but my will gets weak and my thoughts seem to scatter, but I think it’s about forgiveness ...”
    Mick ist so nah. Daniel kann seinen Atem spüren. So nah und macht Liebe mit seiner Gitarre, während die Musik ihn davonschwemmt, hinein in einen Schmerz, der Vergangenheit sein könnte, wenn man ihn nur gehen ließe.
    „… even if you don’t love me any more.“
    Daniel streckt die Hand nach Mick aus und bekommt ihn zu fassen. Mick greift einen Missklang auf der Gitarre. Daniel tastet nach der Gitarre, nimmt sie aus Micks Arm und legt sie auf die Seite. Dann zieht er Mick zu sich unter die staubige Decke.
    Mick atmet stoßweise und zieht geräuschvoll die Nase hoch. Er zittert und Daniel schlingt die Arme um ihn, so fest es geht. Sie sprechen kein Wort, aber langsam wird Mick ruhiger. Vorsichtig streicht Daniel ihm über die Arme und lässt zwei Finger in den Ärmel schlüpfen, um die weiche Haut und die zarten dunklen Härchen dort zu spüren.
    Seine Finger stoßen auf Pflaster und Schorf und dann, bei weiterer Nachforschung auf der weichen Innenseite, auf eine Kraterlandschaft. Mick zieht scharf die Luft durch die Zähne und Daniel

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