Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
hinüber, so nah, bis Daniel zwischen ihm und dem Türrahmen eingeklemmt ist. Er legt seine Hände auf Daniels Gesicht und bringt seine Lippen nah an Daniels Lippen.
„Mach dir keine Sorgen“, murmelt er. „He. Mach dir keine Sorgen, ja? Mach dir keine Sorgen. Alles wird gut. Alles wird gut.“
Daniel schließt die Augen und schluckt an einem Kloß, der ihm den Hals eng macht. Er hat es sich so sehr gewünscht, dass es weh tut, es zu bekommen. Er schlingt die Arme um Micks Schultern und lauscht seinem Mantra: Alles wird gut.
Und vielleicht muss man nur fest genug daran glauben.
„Okay?“, flüstert Mick irgendwann, Daniel nickt, weil er es einfach glauben will, weil er es sich viel zu sehr gewünscht hat, um es jetzt zu verderben. Mick lächelt und fasst nach Daniels Hand.
„Ich brauche nur noch etwas aus meinem Zimmer. Dann machen wir den Abflug.“
Mick nimmt Daniel mit nach oben, als hätte er Angst, Daniel würde ihm davonlaufen.
Micks Zimmer ist ungefähr viermal so groß wie das von Daniel. An der Wand steht ein Keyboard, flankiert von verschiedenen Gitarren. Der Teppich ist hell und flauschig, die Wände sind bedeckt von Musikpostern. Es gibt einen Flachbildfernseher, eine Playstation, eine HiFi-Anlage und einen großen Schreibtisch mit Computer.
„Wow“, sagt Daniel fassungslos. „Und das hast du aufgegeben, um bei mir auf der Luftmatratze zu pennen?“
„Zum Glück hast du mich nicht sehr oft auf der Luftmatratze schlafen lassen.“ Mick lässt Daniel los, um sich eine der Gitarren, eine akustische aus hellem Holz, von der Wand zu nehmen.
„Hast du das alles nicht vermisst?“, fragt Daniel.
„Nö. Das sind doch alles nur Versuche, mich zu kaufen. Aber ich habe mich nicht kaufen lassen.“
Die Sachen hast du trotzdem genommen, denkt Daniel, schweigt aber. Was hat seine Mutter über Mick gesagt? Ein geliebtes Kind, ein verwöhntes Kind.
Mick stopft ein paar CDs in eine Umhängetasche, schultert die Gitarre und nimmt Daniel bei der Hand.
„Ich hab alles“, sagt er. „Lass uns gehen.“
„Wozu brauchst du die Gitarre?“, fragt Daniel auf dem Weg nach unten.
„Na, um Musik zu machen“, sagt Mick verständnislos.
„Ah“, sagt Daniel. „Ja, klar. Wie konnte ich nur so doof fragen.“
„Right you are.”
Neben der Haustür hängt ein Schlüsselbrett. Mick kramt in den Schlüsseln und zieht ein Gesicht.
„Mist. Sie haben den Porsche genommen. Na, egal. Nehmen wir den BMW.“
„Wir nehmen ein Auto?!“
„Na klar, oder willst du nach Berlin laufen?“
„Nach Berlin?!“
„Mann, Daniel. Wie kann jemand, der so smart ist wie du, nur so einen Haufen blöder Fragen stellen?“
„Mein Fehler.“ Mit großen Augen beobachtet Daniel, wie Mick einen Schlüssel vom Haken nimmt.
„Auf geht’s, Dornröschen.“ Mick hält Daniel die Haustür auf. „Das Abenteuer beginnt.“
„Aber du hast doch gar keinen Führerschein“, sagt Daniel auf dem Weg durch den dunklen Garten, hinüber zur Garage und achtet sorgfältig darauf, seinen Punkt nicht als Frage zu formulieren.
„Ich kann fahren“, sagt Mick. „Und darauf kommt es an.“
Mick betätigt eine kleine Fernbedienung, die am Schlüsselbund hängt und lautlos öffnet sich das Garagentor. Lichter schalten sich flackernd ein und spiegeln sich auf den polierten Oberflächen eines riesigen, dunkelroten Autos. Daniel schluckt alles hinunter, was er sagen will. Mick entriegelt das Auto mit einem weiteren Knopfdruck, öffnet die Tür und schwingt sich auf den Fahrersitz. Er startet den Motor und schaltet die Scheinwerfer ein, dann lässt er den BMW sachte rückwärts aus der Garage rollen. Auf Daniels Höhe bremst er und lässt die Scheibe runter.
„Steig ein“, sagt er und Daniel tut es.
Er hält die Luft an, ungefähr bis Mick den Blinker setzt und auf die Autobahn einbiegt.
„Oh Shit“, sagt er schließlich. „Wir haben ein Auto geklaut. Und sind eingebrochen. Und haben eine Gitarre geklaut. Und eine Kreditkarte. Wir werden in Teufels Küche kommen.“
„Ja“, sagt Mick glücklich. „Dann lassen wir uns besser nicht erwischen, oder?“
„Ich muss irre sein. Jemand hat mir das Gehirn rausgesaugt. Und mich unter Drogen gesetzt.“
„Das war ich“, sagt Mick und grinst wie der Irre, den Daniel in sich selber sieht.
Mick gibt Gas und die Beschleunigung drückt Daniel in den Sitz. Die Autobahn ist leer. Immer schneller huschen die weißen Markierungsstreifen durch den Lichtkegel der Scheinwerfer. Mick lenkt
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