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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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nicht mehr in der Lage, klar zu denken. Seit dem Moment, als er nach Hause gekommen war und das Haus leer vorgefunden hatte, beherrschte ihn nur noch ein einziger Gedanke: Ich will Vanessa und Dominick zurückhaben! Sonst tobte da nur noch diese kalte Wut, die er am liebsten an Carlos ausgelassen hätte, der den beiden geholfen hatte.
    Richard, fast genauso groß und dünn wie Hector, legte eine Hand auf Manuels Schulter, um ihn zu beruhigen. “Ruf einfach die Grenzpolizei an, okay?”
    Es dauerte eine Weile, bis Manuel sich wieder beruhigte. Noch immer ging sein Atem heftig. Er lief um den Schreibtisch wie ein wildes Tier und packte den Telefonhörer so fest, als wollte er ihn zerschlagen. “Geben Sie mir bitte die Nummer der Grenzpolizei.”
    Carlos liefen Tränen über das Gesicht, als Manuel die Nummer notierte. Dann legte er wieder auf und hob erneut ab. Da sprang der Gärtner vom Stuhl. Blut floss aus seiner Nase, die Lippe war aufgesprungen, sein eines Auge war bereits halb zugeschwollen.
    “Warten Sie,
por favor.
Hören Sie, bitte! Sie war so unglücklich. Da musste ich ihr doch helfen.”
    “Woher hat sie das Auto, Carlos?”, fragte Manuel drohend.
    Carlos trat nervös von einem Fuß auf den anderen. “Es … es gehört meiner Mutter. Ihre Frau hatte doch nicht viel Geld, und als sie zu mir gekommen ist, hatte ich Mitleid mit ihr. Also habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich ihr bald einen neuen Wagen besorge. Dann müssen wir eben wieder ein bisschen Geld zurücklegen. Aber das schaffen wir schon.”
    “Ihr seid illegale Einwanderer, Carlos, ihr dürft in diesem Land überhaupt kein eigenes Auto besitzen”, sagte Manuel.
    Blut, Schweiß und Tränen vermischten sich auf Carlos’ Gesicht. “Aber … es ist auf den Namen einer Freundin angemeldet.”
    “Was für eine Freundin?”
    “Sie heißt Maria Gomez.”
    Der Name sagte Manuel überhaupt nichts, aber das spielte keine Rolle. Hector war zwar so nachlässig gewesen, Vanessa entwischen zu lassen – im Glauben, sie wäre Juanita. Aber er hatte sich Automarke, Farbe und Nummer aufgeschrieben. Das tat er mit allen Wagen, die auf das Grundstück fuhren.
    “Und was weiter?”, fragte Manuel.
    Carlos wischte sich das Blut aus dem Gesicht. “Ich habe ihr nur das Auto meiner Mutter gegeben, sonst nichts.”
    Hector nahm sein Halstuch ab, um sich damit den Schweiß von der Stirn zu tupfen. “Also? Was machen wir jetzt?”, fragte er.
    Einen Moment dachte Manuel darüber nach, ob er Hector und Richard beauftragen sollte, den widerspenstigen Gärtner umzubringen. Eigentlich hatte er es nicht besser verdient, aber andererseits war es nicht ganz einfach, eine Leiche zu beseitigen. Und als illegaler Einwanderer wäre Carlos viel mehr gestraft, wenn man ihm die Grenzpolizei auf den Hals hetzte.
    “Wir rufen erstmal die Polizei an”, entschied Manuel.
    “Was? Die Polizei!”, rief Richard verwundert.
    “Ich dachte, wir wollten die Polizei da nicht mit reinziehen”, sagte Hector, genauso erstaunt.
    “Wir ziehen die Polizei nicht mit rein. Wir nicht”, sagte Manuel. “Das erledigen andere für uns. Carlos und seine Freundin Maria werden den Wagen ganz einfach als gestohlen melden.” Er grinste. “Auf diese Weise kann die Polizei uns einen Teil der Sucharbeit abnehmen.”
    Emma steuerte den Wagen die Hauptstraße der kleinen Stadt entlang. Rechts und links brannten die Lichter von Restaurants und kleinen Geschäften. Der Ort hieß Fallon und machte einen wesentlich belebteren Eindruck als die meisten anderen Orte, durch die sie auf ihrer Fahrt durch Nevada gekommen war. Neben einigen Schnellrestaurants gab es hier eine Eisdiele und einen großen Supermarkt. Direkt an der Straße standen mehrere Motels, aber sie wollte nicht gleich die erstbeste Unterkunft nehmen. Besser wäre ein versteckt gelegenes Hotel, damit ein möglicher Verfolger ihren Wagen nicht gleich auf einem Parkplatz an der Hauptstraße entdeckte. Vielleicht hatte der Streifenpolizist von vorhin inzwischen gemerkt, dass es ein Fehler gewesen war, sie einfach weiterfahren zu lassen.
    Als sie das Ende des Städtchens erreichte, wendete sie und fuhr zurück. Dann bog sie nach links in eine Seitenstraße – auf der Suche nach einem guten Versteck. Leider stellte sie fest, dass der Ort zwar lang gestreckt war, aber fast nur aus der Hauptstraße bestand. Ohne weiter nachzudenken gab sie Gas und folgte einer kleinen Landstraße ins offene Land. Über ihr breitete sich der tintenschwarze

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