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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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dachte an sein vergangenes Leben, an seine Familie, an die fröhliche Zeit, die sie einst miteinander verbracht hatten. Emma schien ihm alles bieten zu können, was er heute vermisste. Aber Vincent war in Iowa, und er hatte noch nicht mit der Vergangenheit abgeschlossen. “Ich treffe jemanden von früher”, sagte er.
    “Eine Frau?”
    Preston glaubte, einen leicht besitzergreifenden Unterton in ihrer Stimme zu hören, und das gefiel ihm seltsamerweise. Zärtlich nahm er ihre Hand, streichelte sie und sagte: “Nein.”
    Sie drückte seine Hand. Ihre Finger verschränkten sich ineinander. Preston spürte seine Verwirrung. Seit sein altes Leben in die Brüche gegangen war, hatte er nach keiner neuen Partnerin gesucht, und er wusste, dass es besser war, sich nicht zu sehr an Emma zu binden. Andererseits befanden sich beide in einer ähnlichen Lage, entwurzelt und in eine Situation geraten, die sie sich niemals hätten ausmalen können. Und das verband sie miteinander. Sie waren wie zwei Fremde, die gemeinsam in einer Höhle Schutz vor einem drohenden Unwetter suchten.
    “Willst du mir nicht erzählen, was mit deinem Sohn passiert ist?”, fragte sie sanft.
    Er wollte nicht über Dallas sprechen. Noch nie hatte er das Bedürfnis gespürt, es zu tun. Das war einer der Gründe, warum er sich von allen Menschen, die er früher gekannt hatte, zurückzog. Er fühlte sich selbst viel zu schuldig, weil er einem Freund, dem er vertraute, erlaubt hatte, seinen Sohn in tödliche Gefahr zu bringen. Als hätte er ihn dem Verderben ausgeliefert. Natürlich stimmte das so nicht. Preston wusste ja nicht, dass Vincent ein Versager war, das stellte sich erst im Laufe der schrecklichen Katastrophe heraus. Trotzdem änderte es nichts an der Tatsache, dass Preston seinen Sohn hätte retten können, wenn er Vincent nur etwas früher auf die Schliche gekommen wäre. Das Schicksal von Dallas, von Christy und auch seines wäre anders verlaufen, wenn er anders gehandelt hätte …
    Seit zwei Jahren drehten sich seine Gedanken auf diese Weise im Kreis. Es machte ihn krank, er wollte nicht mehr so denken, wollte diese furchtbare Schuld endlich loswerden. Doch heute Nacht wollte er einfach nur seine wiederentdeckten Gefühle genießen, Emmas Nähe genießen und den besänftigenden Effekt, den ihre Gegenwart auf die Qualen hatte, die noch immer tief in ihm lebendig waren.
    Preston hatte gar nicht gemerkt, dass er die Augen geschlossen hatte, bis sie an seiner Hand zog. Er schlug die Augen wieder auf und sah, wie sie ein Stück weit in die Mitte des Bettes rückte und ihn zu sich zog.
    Natürlich lud sie ihn damit nicht zu einem weiteren sexuellen Abenteuer ein. Aber es wäre verrückt, wenn er sich zu ihnen ins Bett legte. Wenn er nun wieder diese Albträume bekam und schweißgebadet aufwachte? Oder vergaß, dass Max auch noch da war, und er seine Hände nicht zurückhalten konnte?
    “Preston.” So wie sie ihn ansah, bat sie ihn regelrecht, doch zu ihr zu kommen.
    Er kapitulierte vor der Erschöpfung, die ihn nicht zuletzt wegen der nur wenige Stunden zurückliegenden Ereignisse erfasst hatte, und legte sich neben sie. In ein paar Minuten würde er wieder in sein eigenes Bett wechseln, nahm er sich vor und legte sich mit dem Rücken zu ihr, um keine falschen Erwartungen oder Befürchtungen zu wecken.
    Eigentlich hatte er gedacht, dass er in dieser Situation viel zu nervös und angespannt wäre, um schlafen zu können. Als sie dann aber seinen Körper umschlang und sich an ihn kuschelte, war ihm das überhaupt nicht unangenehm. Sehr schnell entspannte er sich und konnte sich nichts anderes mehr vorstellen, als so warm und geborgen liegen zu bleiben, umschlungen von einem Menschen, der ihm zugetan war. Emma hielt ihn fest und bewirkte damit, dass er sich nicht wieder in seiner finsteren Gedankenwelt verlor. Sie hielt die Gespenster der Vergangenheit von ihm fern, und er spürte, dass er für diesen Moment in Sicherheit vor ihnen war.
    Kurz darauf schlief er ein.

19. KAPITEL
    K urz bevor der Wecker klingelte, wollte Emma ihn ausschalten, damit die anderen beiden nicht geweckt wurden. Aber leider lag sie völlig eingezwängt zwischen ihrem Sohn und dem Mann, mit dem sie gestern Abend im Badezimmer eine Affäre begonnen hatte. Und obwohl sie kaum genug Platz zum Atmen hatte, gefiel ihr diese Situation. Sie hatte es warm und gemütlich und fühlte sich seltsam zufrieden – seltsam, weil ihre Lebensumstände alles andere als günstig waren.
    Sie

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