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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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lenkte sie ein. “Er ist manchmal ziemlich aufbrausend.”
    “Ihr Freund?”
    “Ja.”
    “Also hat er das absichtlich getan.”
    “Das wissen Sie doch längst.”
    “Ist ja ein toller Typ.”
    Sie schwieg.
    “Haben Sie sich von ihm getrennt?”
    “Ja.”
    “Und wo ist er jetzt?”
    “Jedenfalls nicht hier, und das ist die Hauptsache. Ich kann Ihnen auch Geld für das Benzin geben. Wäre das nicht ein Angebot? So wie Sie aussehen, scheinen Sie nicht gerade im Geld zu schwimmen.”
    “Wie ich aussehe, spielt keine Rolle”, sagte er. “Das sagt nichts über mich aus.” Dann fiel ihm wieder der schlafende Junge ein, den sie gestern Abend in ihr Zimmer getragen hatte. Der Junge, der gerade losgerannt war, um sich eine Cola zu holen. Preston seufzte. “Na ja, wenn es nur um Sie ginge. Aber da ist ja auch noch der Junge, und das macht schon einen Unterschied …”
    “Machen Sie sich Sorgen wegen Max?”
    Es war jetzt zwei Jahre her, aber der Anblick eines kleinen Jungen schmerzte Preston noch immer so sehr, als würde jemand sein Herz mit einem glühenden Eisen durchbohren. “Kinder vertragen lange Autofahrten nicht so gut. Sie langweilen sich, jammern, betteln und müssen andauernd auf die Toilette …”
    “Aber mein Junge ist anders.”
    “Ach, was.”
    “Max ist ein braver Junge. Er fällt wirklich niemandem zur Last. Sie werden überhaupt nicht merken, dass er da ist, wirklich, das verspreche ich Ihnen.”
    Wie aufs Stichwort kam ihr Sohn jetzt angelaufen, mit einer Diät-Cola in der Hand, die schon geöffnet war. “Ich hab eine gekriegt, Mommy!”, rief er. “Sie hat sie mir geschenkt. Ich musste noch nicht mal was bezahlen.”
    Preston sah weg – unfähig, dem Jungen ins Gesicht zu sehen. Dass er die fröhliche Stimme hören musste, schmerzte ihn schon genug.
    “Das ist aber nett. Hoffentlich hast du dich auch brav bedankt.”
    “Hab ich. Sie hat mir auch einen Keks gegeben. Darf ich den gleich essen?”
    Die Mutter runzelte die Stirn. “Aber du hast doch schon Gummibärchen gegessen.”
    “Wir sind ja auch so furchtbar weit gelaufen.”
    Besorgt warf Emma Preston einen kurzen Blick zu. “Nicht jetzt, Max. Wir sprechen später darüber.”
    “Bitte, bitte, Mommy!”
    Das ganze Hin und Her kam ihm allzu bekannt vor. “Na bitte”, sagte Preston. “Es würde nicht gut gehen.”
    “Aber er fragt doch nur, ob er einen Keks essen darf!”, rief sie.
    “Suchen Sie sich lieber jemand anderen, der sie mitnimmt.” Damit trat er ins Zimmer zurück und wollte die Tür schließen, aber sie legte ihre Hand an den Rahmen, um es zu verhindern.
    “Warten Sie! Sie können mich doch nicht einfach so stehen lassen. Ich … ich brauche Ihre Hilfe!”
    Preston wollte nichts damit zu tun haben. Aber leider gab es die scheußliche Wunde an ihrer Hand und diese furchtbare Verzweiflung in den schönen blauen Augen.
    “Ich bitte Sie!”, beschwor sie ihn.
    “Also gut!”, stieß er hervor. “Aber sorgen Sie dafür, dass der Junge sich ruhig verhält.”
    Sie zog ihren Sohn schützend hinter sich. “Er wird mucksmäuschenstill sein. Stimmt’s, Max?”
    Weil Max völlig verwirrt wirkte, machte Preston sich Vorwürfe. Er wusste ja, dass er unfreundlich war und sich unvernünftig verhielt. Aber er konnte nichts dagegen tun. “Wenn einer von euch beiden nervt, schmeiße ich euch in der erstbesten Stadt wieder raus, verstanden?”
    Emma wollte etwas erwidern, aber dann nickte sie nur tapfer: “Verstanden.”

4. KAPITEL
    E mma wusste, dass sie Max’ Blut testen sollte, und zwar möglichst bald. Um ihn zu beruhigen, hatte sie ihm heute viel zu oft etwas zu essen gegeben. Da er sich im Moment nicht genügend bewegte, brauchte er unbedingt Insulin. Aber da sie behauptet hatte, Max wäre ein “ganz pflegeleichtes Kind”, traute sie sich nicht, das Testgerät herauszuholen. Der Mann, der sich als Preston Holman vorgestellt hatte, als sie in seinen Lieferwagen stieg, schien Kinder nicht besonders zu mögen. Womöglich zwang er sie zum Aussteigen, wenn er erfuhr, dass Max wegen seines Leidens eine besondere Behandlung brauchte.
    Wenn Max es bis zum nächsten Halt schaffte, würde sie ihn mit auf die Damentoilette nehmen und ihm heimlich Blut abnehmen. Aber im Moment fuhren sie über Land, und Preston machte nicht den Eindruck, als hätte er Lust auf eine Pause. Sie waren jetzt bereits seit drei Stunden unterwegs und er hatte kaum ein Wort gesprochen. Ihr kam es fast so vor, als betrachte er die Anwesenheit von

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