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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Regen. »Nein, verdammt noch mal!« rief sie weinend, als sie zwischen den Glassplittern niederkniete, um die Sachen wieder einzusammeln.
    Genau in diesem Moment hörte sie ein Auto kommen, das in die Einfahrt einbog. Rod, dachte sie. Sie hatte zu lange gewartet. Jetzt käme sie nicht mehr weg.
    Sie schloß die Augen, und während sie sich langsam aufrichtete, hörte sie, wie der Wagen anhielt, eine Tür geöffnet und zugeschlagen wurde. Sie hörte die Schritte, die sich näherten. Dicht vor ihr blieb er stehen. Schaler Marihuanageruch wehte ihr in die Nase. Erst da öffnete sie die Augen.
    Haze stand vor ihr.
    »Ist Sam zu Hause?« fragte er ohne ein Wort des Grußes.
    Bonnie fing an zu lachen. Haze sah sie befremdet an und trat einen Schritt zurück.
    »Er ist bei Diana«, antwortete Bonnie immer noch lachend. »Er wollte ihr Bad vor dem Wochenende fertig tapezieren.«
    »Okay, dann fahr’ ich mal hin«, sagte Haze, stieg wieder in seinen klapprigen alten Wagen und fuhr rückwärts zur Straße hinaus.
    Einen Moment stand Bonnie wie gelähmt, unfähig sich zu rühren, kaum imstande zu atmen. Dann sprang sie in ihren Wagen und raste auf die Straße hinaus, zum Kindergarten und ihrer Tochter, obwohl sie immer noch nicht wußte, was sie tun würde, wenn sie dort ankam.

29
    »Wohin fahren wir jetzt, Mami?« fragte Amanda, ungeduldig in ihrem Kindersitz strampelnd. Sie hatten bei einem Drugstore gehalten, wo Bonnie Amanda einen Beutel Chips gekauft und den Apotheker gebeten hatte, Dr. Kline anzurufen. Eine Viertelstunde später hatte sie die Tabletten bekommen und gleich zwei genommen.
    »Ich dachte, wir machen eine kleine Spazierfahrt, Schatz.« Bonnie drehte sich lächelnd zu ihrer kleinen Tochter um und fragte sich, ob ihr Lächeln so künstlich aussah, wie es war. Wie lange, dachte sie, kann ich einfach ziellos umherfahren? Früher oder später müssen wir irgendwo unterkommen.
    »Ich will aber nicht spazierenfahren«, protestierte Amanda. »Ich will heim. Ich will Sesamstraße sehen.«
    »Wir können noch nicht nach Hause fahren, Liebes. Ich muß erst noch verschiedenes erledigen.«
    »Was denn?«
    Bonnie beschloß, zur Polizei zu fahren. Keine zehn Minuten später war sie in Newton. »Hier müssen wir ein paar Minuten halten«, erklärte sie Amanda, als sie sie auf dem Parkplatz hinter der Polizeidienststelle aus dem Wagen hob.
    »Aber ich will nicht hierher.« Amanda stampfte mit dem Fuß. Tränen drohten.
    »Nicht weinen, Liebes. Es dauert nicht lang.«
    »Ich will heim. Ich will Sesamstraße anschauen.«
    Bonnie nahm Amanda bei der Hand. »Nun komm schon, Schatz. Bitte, mach es mir nicht so schwer. Es geht mir nicht gut.«
    »Ich will heim.« Amanda stemmte die Füße in den Boden und rührte sich nicht von der Stelle.
    Bonnie nahm sie auf den Arm und trug das strampelnde Kind zur Eingangstür.
    »Du bist überhaupt nicht lieb«, sagte Amanda. »Du bist überhaupt nicht cool.«
    »Ich möchte mit Captain Mahoney sprechen«, erklärte Bonnie dem wachhabenden Beamten, froh, daß Amanda sich beruhigt hatte.
    Der junge Beamte sah sie ohne ein Zeichen des Erkennens an. »Der ist im Augenblick nicht hier. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?«
    »Ist Detective Kritzic hier?«
    »Nein, leider auch nicht. Worum geht es denn?«
    Bonnie ließ Amanda auf den Boden hinunter und neigte sich zu dem Beamten. »Jemand will mich vergiften«, sagte sie.
     
    O Gott, was für eine Zeitverschwendung, dachte Bonnie, als sie ihren Wagen wieder vom Parkplatz lenkte. Automatisch warf sie einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. Mehr als vierzig Minuten, und wofür? Damit ein zynisches Pickelgesicht, das kaum die Schule hinter sich hatte, ihr einen Haufen alberner Fragen stellen konnte, um ihr schließlich mitzuteilen, daß diese Dienststelle nicht zuständig sei, da sie ihren Wohnsitz in Weston hatte.
    »Aber ich bin sicher, Captain Mahoney würde wissen wollen...«, begann sie und brach ab. Ihr fehlte einfach die Energie. Was hatte dieses Gespräch für einen Sinn? Sie würde sich irgendwo ein Motelzimmer nehmen und Captain Mahoney morgen anrufen. Auf keinen Fall würde sie jetzt nach Weston zurückfahren.
    »Ich hab’ Hunger«, quengelte Amanda nach ein paar Minuten. »Wohin fahren wir denn jetzt?«
    Bonnie blickte sich um und erkannte verblüfft, daß sie in der Lombard Street waren. Sie fuhr langsamer, kroch im Schneckentempo die Straße hinauf.
    »Wo sind wir, Mami?«
    Das Haus in der Lombard Street 430 sah nicht anders

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