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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Entschluß, sich nie wieder mit Stahl zu beschäftigen, und besessen von dieser Rache. Im Gefängnis wird man leicht von etwas besessen. Das ist fast die einzige Zuflucht, die einem zur Verfügung steht: Besessenheit. Er kommt raus und hat acht Personen auf seiner Todesliste: Die sechs Folterer, das Mädchen, das sie begleitete, und den Auftraggeber. Fünf Jahre lang hat die alte Clémentine geduldig ihren Fährten nachgespürt, indem sie Damas' Hinweisen nachging. Nun sind sie bereit. Für die Morde greift Damas natürlich auf die besondere Macht der Familie zurück. Was sonst? Fünf sind diese Woche drangekommen. Drei bleiben noch.«
    »Das ist nicht möglich«, erklärte Decambrais.
    »Damas und seine Großmutter haben alles gestanden«, erwiderte Adamsberg und sah ihm in die Augen. »Sieben Jahre Vorbereitung. Die Ratten, die Flöhe und die alten Bücher sind bei der Großmutter, die noch immer in Clichy lebt. Die elfenbeinfarbenen Umschläge ebenfalls. Der Drucker. Das ganze Material.«
    Decambrais schüttelte den Kopf.
    »Damas kann nicht töten«, wiederholte er. »Oder ich hänge meinen Beruf als Berater in Lebensfragen an den Nagel.«
    »Machen Sie nur, Sie sind nicht der einzige. Danglard hat bereits sein Hemd gefressen. Damas hat gestanden, Decambrais. Alles. Nur nicht die Namen der drei restlichen Opfer, deren bevorstehenden Tod er voller Triumph erwartet.«
    »Hat er gesagt, daß er sie getötet hat? Er selbst?«
    »Nein«, gab Adamsberg zu. »Er hat gesagt, die Pestflöhe hätten sie getötet.«
    »Wenn die Geschichte stimmt«, sagte Lizbeth, »werde ich ihr nicht widersprechen.«
    »Gehen Sie zu ihm, Decambrais, wenn Sie wollen, zu ihm und seiner ›Mané‹, wie er sie nennt. Er wird Ihnen alles bestätigen, was ich Ihnen gerade erzählt habe. Gehen Sie hin, Decambrais. Gehen Sie, und hören Sie ihm zu.«
    Über der Runde lag drückendes Schweigen. Bertin hatte vergessen, seinen Donner über den Platz zu schicken. Verstört schlug er um fünf vor halb neun mit der Faust auf die schwere Kupferplatte. Düster wie ein passender Abschluß der grauenhaften Geschichte aus der guten alten Zeit von Arnaud Damas Heller-Deville ertönte der Klang.
     
    Eine Stunde später waren die schwerverdaulichen Brocken der Geschichte halbwegs geschluckt, und Adamsberg schlenderte neben einem gesättigten und beruhigten Decambrais auf dem Platz umher.
    »So ist das, Decambrais«, sagte Adamsberg. »Wir können nichts dafür. Auch ich bedaure es.«
    »Irgendwas stimmt da nicht«, beharrte Decambrais.
    »Das ist richtig. Irgendwas stimmt nicht. Und zwar das mit der Kohle.«
    »Ach, Sie wissen es?«
    »Ein gewaltiger Schnitzer für einen so ausgezeichneten Pestologen«, murmelte Adamsberg. »Und ich bin mir auch nicht sicher, Decambrais, ob die drei Typen, die noch sterben sollen, da unbeschadet rauskommen werden.«
    »Damas und Clémentine sind hinter Gittern.«
    »Das ändert nichts.«
     

36
     
    Um zehn verließ Adamsberg den Platz mit dem Gefühl, einen Punkt vernachlässigt zu haben, und er wußte auch, welchen. Er hätte gern Marie-Belle in der Runde gesehen.
    »Eine Familienangelegenheit«, Ferez hatte es bestätigt.
    Das Fehlen Marie-Belles hatte die Tischgesellschaft vom Viking aus dem Gleichgewicht gebracht. Er mußte mit ihr reden. Sie war der einzige Anlaß für Meinungsverschiedenheiten zwischen Damas und Mané gewesen. Als Adamsberg den Namen des jungen Mädchens genannt hatte, hatte Damas antworten wollen, aber die alte Clémentine hatte sich wütend umgewandt und ihm befohlen, diese ›Hurentochter‹ zu vergessen. Danach hatte die alte Frau vor sich hin gemurmelt, und ihm war, als habe er etwas wie ›die Dicke von Romorantin‹ verstanden. Damas hatte ein ziemlich unglückliches Gesicht gemacht und versucht, das Thema zu wechseln, indem er Adamsberg einen intensiven Blick zuwarf, der ihn anzuflehen schien, sich nicht mehr um seine Schwester zu kümmern. Genau aus dem Grund kümmerte sich Adamsberg nun um sie.
     
    Es war noch nicht elf, als er in der Rue de la Convention ankam. Er entdeckte zwei seiner Männer, die unweit des Gebäudes unauffällig in einem Zivilfahrzeug saßen. Oben im vierten Stock brannte Licht. Er konnte also bei Marie-Belle klingeln, ohne das Risiko einzugehen, sie zu wecken. Aber Lizbeth hatte gesagt, sie sei krank. Er zögerte. Marie-Belle gegenüber war er genauso zerrissen wie gegenüber Damas und Clémentine. Ein Teil von ihm war durch ihren festen Glauben an die eigene Unschuld

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