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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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ein Taxi am Bürgersteig hielt. Dreißig Meter hinter ihm stieg Adamsberg in den beigefarbenen Wagen.
    »Dem Taxi nach«, flüsterte er und schloß behutsam die Wagentür.
    »Das war mir schon klar«, entgegnete Oberleutnant Violette Retancourt, die schwere, massige Frau, die ihn während der ersten Dringlichkeitssitzung so heftig attackiert hatte.
    An ihrer Seite erkannte Adamsberg den jungen Estalère mit den grünen Augen.
    »Retancourt«, verkündete die Frau.
    »Estalère«, sagte der junge Mann.
    »Folgen Sie ihm vorsichtig, kein falsches Manöver, Retancourt. Ich hüte den Burschen wie meinen Augapfel.«
    »Wer ist das?«
    »Der zweite Mann, ein Urenkel Journot, ein kleiner Meister über die Pest. Er macht sich gerade auf den Weg, einen Folterer in Troyes, einen weiteren in Châtellerault und Kevin Roubaud in Paris zu bestrafen, sobald wir den freigelassen haben.«
    »Dreckskerle«, bemerkte Retancourt. »Denen weine ich keine Träne nach.«
    »Man kann aber nicht Karten spielen und zusehen, wie sie erdrosselt werden, Oberleutnant«, entgegnete Adamsberg.
    »Warum nicht?« fragte Retancourt.
    »Sie werden nicht davonkommen, glauben Sie mir. Wenn ich mich nicht täusche, gehen die Journot-Heller-Devilles in aufsteigender Reihenfolge vor, vom Mitläufer bis zum Anführer. Ich habe den Eindruck, daß sie ihr Massaker mit einem vergleichsweise harmlosen Mitglied der Bande begonnen haben und es mit dem Oberschweinehund beenden werden. Denn nach und nach haben die Mitglieder des Kommandos wie ein Sylvain Marmot und ein Kevin Roubaud verstanden, daß ihr einstiges Opfer zurückgekehrt ist. Die drei letzten wissen Bescheid, sie rechnen damit und sterben vor Angst. Das macht die Rache noch furchtbarer. Biegen Sie links ab, Retancourt.«
    »Ich hab's gesehen.«
    »Logischerweise müßte der letzte auf der Liste also derjenige sein, der den Auftrag zum Foltern gegeben hat. Ein Physiker, zwangsläufig auf Luftfahrttechnik spezialisiert, jemand, der in der Lage war, die Bedeutung des von Damas entdeckten Herstellungsverfahrens zu erkennen. Davon dürfte es in Troyes oder in Châtellerault nicht allzu viele geben. Ich habe Danglard darauf angesetzt. Bei ihm besteht die Chance, daß wir ihn finden.«
    »Wir brauchen doch nur darauf zu warten, daß der Junge uns zu ihm führt.«
    »Zusehen, bis etwas passiert, ist riskant, Retancourt. Solange wir andere Möglichkeiten haben, vermeide ich das lieber.«
    »Wo führt der Junge uns hin? Wir fahren direkt nach Norden.«
    »Zu sich, in ein Hotel oder ein gemietetes Zimmer. Er hat seine Befehle entgegengenommen und wird jetzt schlafen. Heute nacht wird es ruhig bleiben. Er wird sich nicht mit dem Taxi nach Troyes oder nach Châtellerault fahren lassen. Alles, was uns heute abend interessiert, ist die Adresse seines Schlupfwinkels. Aber gleich morgen wird er starten. Er muß so schnell wie möglich handeln.«
    »Und die Schwester?«
    »Wir wissen, wo die Schwester ist, und überwachen sie. Damas hat ihr alle Details anvertraut, damit sie sie, falls es Schwierigkeiten geben sollte, an den kleinen Bruder weitergeben kann. Für sie zählt allem, daß die Arbeit beendet wird, Oberleutnant. Die Journots reden von nichts anderem. Die Arbeit beenden. Denn ein Journot kennt keinen Mißerfolg, das ist so seit 1914, und er will ihn auch heute nicht erleben.«
    Estalère pfiff durch die Zähne.
    »Na, dann bin ich kein Journot«, sagte er. »Da bin ich mir jetzt sicher.«
    »Ich auch nicht«, bemerkte Adamsberg.
    »Wir nähern uns dem Gare du Nord«, gab Retancourt zu bedenken. »Was ist, wenn er noch heute abend den Zug nimmt?«
    »Dafür ist es zu spät. Außerdem hat er nicht einmal eine Tasche dabei.«
    »Er kann ohne Gepäck reisen.«
    »Und die schwarze Farbe, Oberleutnant? Das Schlosserwerkzeug? Der Umschlag mit den Flöhen? Das Tränengas? Die Schlinge? Die Holzkohle? Das kann er nicht alles in die Hosentasche stecken.«
    »Das bedeutet, daß auch der kleine Bruder sich mit der Schlosserei versucht.«
    »Ganz sicher. Es sei denn, er lockt sein Opfer nach draußen, wie im Fall von Viard und Clerc.«
    »Gar nicht so einfach, wo die Opfer jetzt gewarnt sind«, wandte Estalère ein. »Und nach dem, was Sie sagen, sind sie es.«
    »Und die Schwester?« fragte Retancourt. »Für ein Mädchen ist es erheblich einfacher, einen Typen rauszulocken. Ist sie hübsch?«
    »Ja. Aber ich glaube, Marie-Belle wird nur zur Weitergabe von Informationen eingesetzt. Ich bin mir nicht sicher, ob sie alles

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