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Fliehganzleis

Fliehganzleis

Titel: Fliehganzleis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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Grund hatte Alex ihn indirekt in seinen Plan eingeweiht, Zeugen gegen ihn aufzutreiben. Vielleicht hatte er aus Reinhard Finkenstedts Mund nur hören wollen: ›Es tut mir leid.‹
    Ich war weit von den beiden zurückgewichen, rückwärts in die Dunkelheit, sah die Männer und den Hund nur noch verschwommen, drei ungleiche Schatten im Wind.
    »Mutter hat all ihre Anklagen aufgeschrieben. Du hast ja nie damit gerechnet, dass sie eine Persönlichkeit sein könnte, die selbst entscheidet und handelt. Du dachtest immer nur, sie lebt neben dir her wie ein Einrichtungsgegenstand!« Alex’ Stimme überschlug sich.
    »Halt!« Reinhard zog seine Hand aus dem Anorak. Mein Herz setzte kurz aus. Er richtete den Strahl einer Taschenlampe auf mich. Geblendet blieb ich stehen. Reinhard bückte sich, machte den Hund los.
    Ich sah das Vieh lospreschen, direkt auf mich zu, den Sand aufwühlend, mit einem Knurren, das sogar den brüllenden Seewind übertönte. Vierbeiner dieser Art konnte man nicht überlisten, indem man stehen blieb und wartete, bis sie sich beruhigten. Sie zerrissen, was sie kriegen konnten, ohne einen Funken von jenem Instinkt, der Lebewesen beibringt, den Unterlegenen zu schonen.
    Ich dachte, es ist aus. Hier und jetzt. Das Biest zerfleischt erst mich, dann Alex. Reinhard lässt uns im Sand liegen, wir verbluten. Dann geht er und wäscht seinem Köter die blutige Schnauze.
    Sinnloserweise machte ich noch einen Schritt nach hinten. Und noch einen. Jeder will so lange leben wie möglich.
    Ich hörte jemanden schreien. Das war ich selbst. Und dann krachte ein Schuss, übertönte das Rauschen des Meeres und des Regens.
    Der Hund sprang hoch, mitten im Lauf. Er jaulte auf und stürzte zurück auf den Boden in den spritzenden Sand.

     

Epilog

     

     
    Ich schrieb und schrieb. Dazu hörte ich quasi 24 Stunden am Tag dieselbe CD . ›Sin fronteras‹ von Grupo Sal. ›Ohne Grenzen‹. So wollte ich leben. Nicht unbedingt im politischen Sinn. Ich versuchte vielmehr, die Grenzen in meinem Inneren zu überwinden. Um das zu schaffen, durchlebte ich die Ereignisse der letzten Wochen wie Kino im Kopf. Ich begann mit dem Schluss. Der Szene am Strand auf der Insel Usedom.
    Juliane hatte uns vom Hotelparkplatz oben an der Steilküste beobachtet, das Jagdgewehr, ein Erbstück ihres Vaters, im Arm. Sie rettete mir mit ihrem gezielten Schuss auf das Pitbullmonstrum das Leben. Heldentat Nummer zwei in nicht einmal ganz fünf Tagen. Später beschlagnahmte die Polizei das Gewehr, nahm Reinhard Finkenstedt fest, der von den Ereignissen paralysiert war, und verursachte ansonsten eine Menge Stress.
    Alexander Finkenstedt stellte sich als Hans Deller vor. »Ich bin belgischer Staatsbürger«, tat er kund. »Ich heiße Hans Deller. Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.«
    Er zeigte einen belgischen Pass vor, der ihn als Bewohner des Kantons Eupen in Ostbelgien auswies.
    Nero und ich fuhren einen Tag später heim. Sonntagabend kamen wir, betäubt von der langen Reise, bei mir zu Hause an, und ich stürzte mich sofort in die Arbeit. Zunächst rief ich Milena an und fragte sie, ob sie noch interessiert sei. Schreiben musste ich die Geschichte, da führte kein Weg dran vorbei. Warum also nicht gegen Geld?
    Ich konfrontierte Milena mit der Wahrheit. Sie hatte ihre Cousine verraten. Sie war ein Kind gewesen, ein Opfer der Umstände, sie trug keine Verantwortung für die damalige Situation. Milena traf keine Schuld.
    »Woher haben Sie das?«, fragte Milena.
    »Von Alex.«
    Sie schwieg lange.
    »Soll ich nun für Sie arbeiten oder nicht?«, bohrte ich nach.
    »Ich weiß noch nicht.«
    »Dann melden Sie sich, wenn Sie sich entschieden haben«, sagte ich und legte auf, um Simona Mannheim anzurufen.
    »Wie haben Sie zu mir gefunden?«, wollte ich wissen und blickte in den Regen, der vor meinem Arbeitszimmerfenster auf die matschige Auffahrt prasselte. Das braune Wasser floss in Bächen zur Straße hinunter.
    »Das war einfach. Alex hatte mir ja mitgeteilt, dass er Larissa treffen wollte, und ich fuhr einfach zum Schloss und folgte später Ihrem Wagen nach Nürnberg und schließlich zu Ihrem Haus.«
    Anscheinend lief ich gefühllos wie ein Pflasterstein durch die Welt. Jetzt klärte sich allerdings die Frage, welchen Kleinwagen der Zeuge gesehen hatte. Den von Simona. Hallenser Kennzeichen. HAL .
    »In der Nacht vom 30. auf den 31. August: Standen Sie im Schlosspark und sahen durch die Terrassentür in den Speiseraum?«
    »Ja, das war

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