Flinx
wenn auch nicht in der Art und Weise, wie sie es ursprünglich geplant hatten. Anscheinend sollte sich die Anwesenheit des alaspinianischen Einwanderes zu ihrem Vorteil auswirken. Zum erstenmal, seit sie in Orbit um Moth eingetreten waren, empfand er mehr als bloß Hoffnung. Seine Zuversicht rührte aus Anders und Stanzels letztem Bericht. Das Subjekt hatte sich ihnen ohne Widerstand angeschlossen und schien mit gewissem Widerstreben bereit, zu kooperieren, hatte aber bis jetzt keinerlei Anzeichen unerwarteter bedrohlicher Fähigkeiten an den Tag gelegt.
Dass sie dem Subjekt sein Tier weggenommen hatten - potentiell eine tödliche Handlung -, hatte sich als viel erfolgreicher erwiesen als der Versuch, die Adoptivmutter des Subjektes anzupassen. Cruachan räumte jetzt ein, dass diese Entscheidung ein Fehler gewesen war. Wenn sie nur von Anfang an über das Katalysatorgeschöpf informiert gewesen wären! Doch er machte dem Informanten keinen Vorwurf. Wahrscheinlich war der Minidrach erst nach dem Abschluss des Informationsberichts in den Besitz des Subjekts gelangt. Jetzt, wo sie das semisymbiotische Tier unter Kontrolle hatten, würde sich das Subjekt ihren Wünschen fügen. Von einem Versuch, den Jungen extern zu beeinflussen, konnte nicht länger die Rede sein. Sie würden die elektronischen Verbindungen, die für seine Mutter bestimmt gewesen waren, in das Gehirn des Jungen selbst einpflanzen müssen. Direkte Kontrolle schuf einige Risiken, aber soweit Cruachan und seine Kollegen das sehen konnten, hatten sie keine andere Wahl. Cruachan war froh, dass der Fall dem Abschluss nahe war. Er war sehr müde.
Es regnete heftig, als der kleine Flugwagen vor dem Lagerhaus anhielt. Flinx musterte den Bau angewidert. Das Viertel Drallars in der Nähe des Shuttlehafens war voll von hässlichen, schwerfälligen Denkmälern übermäßiger Erwartungen, die sich nicht erfüllt hatten, heute hauptsächlich von Maschinen bevölkert - finster, alles andere als einladend, und fremdartig.
Es kam ihm nicht in den Sinn, seine Meinung zu ändern und zu versuchen, zur nächsten Seitengasse oder in irgendeine halboffene Tür zu fliehen. Wer auch immer diese Leute waren, dumm waren sie nicht. Sie hatten die Intensität der Gefühle, die er für Pip empfand, richtig eingeschätzt und ihn aus diesem Grund nicht gefesselt und trugen auch keine Waffen.
Was sie mit ihm vorhatten, konnte er sich immer noch nicht zusammenreimen. Wenn sie ihn nicht belogen hatten und ihm wirklich nichts Böses zufügen wollten, welchen Nutzen konnte er ihnen dann schon bringen? Wenn es eines gab, was er nicht ertrug, waren es unbeantwortete Fragen. Und nach Erklärungen drängte es ihn fast ebenso wie zu Pip.
Sie schienen ihrer selbst sehr sicher zu sein. Dass keine Waffen zu sehen waren, bedeutete natürlich nicht, dass es keine gab. Er konnte die Furcht, die sie vor ihm empfanden, nicht mit dem Fehlen jeglicher Bewaffnung in Einklang bringen. Vielleicht hatten sie Angst vor ihm, dachte er, weil sie befürchteten, er könnte sein Wissen über die Entführung den Behörden mitteilen. Vielleicht wollten sie von ihm das Versprechen, Stillschweigen zu bewahren. Aber irgendwie gab das alles keinen Sinn.
»Ich wünschte, Sie würden mir sagen, was Sie mit mir vorhaben«, sagte er laut, »und was hier vorgeht.«
»Es ist nicht unsere Sache, das zu erklären.« Der Mann warf einen Blick auf seine Begleiterin und sagte dann so, als könne er seine eigene Neugierde nicht unterdrücken: »Hast du je von der Meliorare-Gesellschaft gehört?«
Flinx schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich weiß, was das Wort bedeutet. Was hat das mit mir zu tun?«
»Alles.« Er schien im Begriff, mehr zu sagen, aber die alte Frau brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
Das Gebäude, das sie betraten, war von einer Anzahl ähnlich nichtssagender Bauwerke umgeben. Sie lagen alle abseits von der Hauptzufahrt zum Shuttlehafen. Ihnen waren, seit sie das Viertel erreicht hatten, nur wenige Leute begegnet. Und in der heruntergekommenen Eingangshalle war überhaupt niemand zu sehen.
Sie fuhren mit einem Aufzug in den zweiten Stock. Seine Begleiter führten ihn durch breite, leere Korridore, vorbei an hohen Lagerräumen, die mit Plastizinkisten und Behältern angefüllt waren. Schließlich blieben sie vor einem kleinen Lautsprecher stehen, der in die Plastikvertäfelung einer Tür ohne Aufschrift eingelassen war. Worte wurden zwischen Flinx Eskorte und jemandem auf der anderen Seite
Weitere Kostenlose Bücher