Flinx
gewechselt, dann öffnete sich die Tür.
Sie betraten einen Raum, der mit Ballen und Kisten vollgestopft war. Was ihn von einem Dutzend ähnlicher Räume unterschied, war die Wand zu seiner Rechten. Die war fast vom Boden bis zur Decke mit einer eindrucksvollen Ansammlung elektronischer Geräte vollgepackt. Die leeren Kisten daneben deuteten darauf, dass man sie in allerjüngster Vergangenheit eilig ausgepackt hatte. Die Konsolen standen unter Strom und waren besetzt. Die Leute, die sie bedienten, musterten die Neuankömmlinge mit neugierigen Blicken, ehe sie sich wieder ihren Geräten zuwandten. Abgesehen von dem grimmigen Gesichtsausdruck, den sie alle zur Schau stellten, sahen sie aus wie die Insassen eines Altersheims auf einem Ausflug. Zwei Leute betraten den Raum. Kurz darauf ein dritter - ein hochgewachsener, silberhaariger, gut aussehender Mann. Er trat auf wie der geborene Führer, und Flinx konzentrierte sich sofort auf ihn. Der Mann lächelte Flinx zu. Obwohl er fast so alt wie Mutter Mastiff war, hielt der Mann sich kerzengerade. Wenn er an Altersschwäche litt, so schaffte er es meisterhaft, alle Anzeichen davon zu verbergen. Eitelkeit? Eiserner Wille? fragte sich Flinx. Er tastete nach den Emotionen des Mannes, hatte aber keine Wahrnehmung. Auch von Pips Gegenwart im Raum oder in der Nähe war nichts zu verspüren.
Während der hochgewachsene alte Herr ihm die Hand schüttelte, suchte Flinx nach einem Fluchtweg. Es schien nur einen Ausgang zu geben: die Tür, durch die sie eingetreten waren. Er hatte keine Ahnung, wohin die Tür am anderen Ende des Raums, durch die die anderen gekommen waren, führte, argwöhnte aber, dass das wahrscheinlich eine Sackgasse war.
»Es ist mir eine große Freude, dich endlich kennenzulernen, mein Junge«, sagte der alte Mann. Sein Händedruck war fest. »Wir haben große Mühe auf uns genommen, um dieses Zusammentreffen zu ermöglichen. Es wäre mir lieber gewesen, nicht so vorgehen zu müssen, aber die Umstände haben sich dazu verschworen und mich gezwungen.«
»Sie waren das also ...« - Flinx wies auf die anderen - »die für die Entführung meiner Mutter verantwortlich waren?«
Cruachan entspannte sich. In dem hageren, unschuldigen Jungen lag keine Gefahr. Was für Fähigkeiten auch immer er vielleicht besaß, sie waren bis jetzt latent und warteten auf die richtige Instruktion und Entwicklung. Seine Haltung war jedenfalls alles andere als bedrohlich.
»Ich habe ihn gefragt«, berichtete der Mann, der Flinx vom Markt hergebracht hatte, »ob er von der Gesellschaft gehört hätte. Er hat nein gesagt.«
»Dazu hatte er keinen Anlass«, stellte Cruachan fest. »Sein Leben war eingeschränkt, sein Horizont beengt.«
Flinx ignorierte diese Einschätzung seiner Beschränktheit. »Wo ist Pip?«
»Deine Flugschlange, nehme ich an? Ja.« Der große Mann drehte sich um und rief etwas zur hinteren Tür. Der Abschnitt der Wand, der die Tür enthielt, gab ein ächzendes Geräusch von sich, als er beiseitegezogen wurde. Dahinter lag eine weitere endlose Folge von Lagerräumen, vollgepackt mit Behältern, Containern und Kisten. Auf einem Tisch ganz vorne stand ein durchsichtiger Würfel von etwa einem Meter Kantenlänge, und darauf ein paar kleine Metalltanks. Aus den Tanks führten Schläuche in den Würfel.
Links vom Tisch stand ein nervös aussehender alter Mann, der ein kleines flaches Kontrollgerät in der Hand hielt. Sein Daumen drückte einen der Knöpfe. Seine Augen wanderten beständig zwischen dem Würfel und Flinx hin und her.
Pip lag unten im Würfel, eingeringelt und allem Anschein nach tief schlafend. Flinx trat einen Schritt vor. Cruachan streckte die Hand aus, um ihn zurückzuhalten.
»Er ruht ganz behaglich. Die Luft in dem Käfig ist mit einem schwachen Schlafmittel vermischt. Westhoff reguliert die Mischung und den Gaszufluss. Falls du irgend etwas Unsinniges versuchen solltest, würde er den Gasfluss verstärken, ehe du dein Tier befreien könntest. Du siehst ja, der Käfig ist gut abgedichtet. Es gibt auch keine Klappe. Die angepasste normale Atmosphäre im Inneren des Würfels würde durch das narkoleptische Gas völlig ersetzt werden, und die Schlange würde ersticken. Es würde nicht lange dauern. Westhoff braucht bloß den Knopf kräftig niederzudrücken.«
Flinx hörte ruhig zu, während er den Abstand zwischen sich und dem Käfig abschätzte. Der ältere Mann, der das Kontrollgerät hielt, erwiderte seinen Blick grimmig. Selbst wenn er es
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