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Flinx

Flinx

Titel: Flinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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an?« hatte einer der anderen Diebe ihn verspottet, »und ein Ratsherr werden?«
    »Ich glaube nicht, dass ich für das geistliche Leben geschaffen bin«, hatte Flinx erwidert. Darüber hatten sie alle herzlich gelacht.
    Während er jetzt lautlos das Schloss der Außentür öffnete, dachte er an das zurück, was er in den letzten paar Jahren gelernt hatte. Ein weiser Mann vermied es, sich spät des nachts auf den Straßen und Gassen von Drallar aufzuhalten, besonders wenn es eine so feuchte und dunkle Nacht war. Aber er konnte auch nicht wieder schlafen gehen, ohne herauszufinden, wo diese Gefühle herstammten, die so auf ihn eingetrommelt hatten. Einsamkeit und Hunger, Hunger und Einsamkeit machten ihn unruhig. Wer war es wohl, der mit solcher Kraft zwei solch ausgeprägte Gefühle aussendete?
    Als er durch die offene Tür blickte, sah er, dass es wieder regnete. Die geneigte Straße trug das Wasser in das höchst effiziente unterirdische Abflusssystem Drallars. Flinx stand eine lange Zeit unter der Tür und sah hinaus. Plötzlich ließ ihn eine heftige Aufwallung von Leere zusammenzucken. Jetzt traf er seinen Entschluss. Er konnte jenes heiße Flehen ebenso wenig ignorieren, wie er eine ungestempelte Credcard verwaist auf der Straße liegen lassen konnte.
    »Deine Neugierde wird noch einmal dein Untergang sein, Junge«, hatte Mutter Mastiff ihm mehr als einmal gesagt. »Hör auf meine Worte!«
    Nun, er hatte auf ihre Worte gehört. Er hatte auf sie gehört und sie registriert. Er wandte sich von der Tür ab und ging zu seinem kleinen Zimmer zurück. Es war früher Sommer, und der Regen war relativ warm. Auf das Unterhemd verzichtend, schlüpfte er in einen Slicker, den er von der Wand nahm, und begab sich so geschützt in den Laden zurück und auf die Straße hinaus, wo er die Tür leise hinter sich verschloss.
    Ein paar Lichter leuchten schwach hinter nicht von Jalousien geschützten Läden in der Hauptstraße, wo die Wohlhabenden in relativer Sicherheit ihren nächtlichen Vergnügungen nachgingen. In der Seitengasse, wo Mutter Mastiff ihre Geschäfte betrieb, war nur selten ein schwaches Flackern von Licht hinter verschlossenen Fenstern und Fensterläden zu erkennen.
    Während der Regen über seine Schultern rann, stand Flinx da und horchte in sich hinein. Etwas veranlasste ihn, sich nach rechts zu wenden. Zwischen Mutter Mastiffs Laden und dem der alten Dame Marquin, die gerade im Süden Ferien machte, war ein schmaler Spalt, durch den er sich gerade hindurchzwängen konnte.
    Kurz darauf stand er in der schmalen Gasse, die hinter den Läden und einem großen Bürogebäude durchführte. Seine Augen nahmen eine Landschaft aus Müll und Abfall in sich auf: alte Kisten aus Plastik, Metallkanister, wabenartig konstruierte Container für zerbrechliche Gegenstände und anderer gleichgültig beiseite geworfener Abfall. Ein paar Fleurms flohen hastig, als er sie mit den Schuhen aufscheuchte. Flinx beobachtete sie wachsam. Die allgegenwärtigen Fleurms störten ihn nicht, er empfand aber gesunden Respekt für sie. Die Biester waren von dickem silbernen Pelz bedeckt. Ihre kleinen Mäuler waren voll feiner Zähne. Jedes der Tiere war etwa so dick wie Flinx Daumen und so lang wie sein Unterarm. Es waren keine richtigen Würmer, sondern Säugetiere ohne Beine, die sich in den Abfallhaufen und dem verrottenden Müll, der die Seitengassen von Drallar füllte, recht wohl fühlten. Er hatte Schreckensgeschichten von alten Männern und Frauen gehört, die im berauschten Zustand an solchen Orten eingeschlafen waren - und von denen man am nächsten Tag nur noch die abgenagten Gebeine gefunden hatte.
    Aber Flinx war nicht betrunken. Die Fleurms konnten einem hässliche Bisswunden zufügen, aber sie waren scheue Geschöpfe, fast blind, die Vorsicht als den besseren Teil der Tapferkeit erkannt hatten, sofern sie die Wahl hatten.
    Wenn es vor dem Laden auf der Straße schon dunkel gewesen war, dann herrschte in der Gasse stygische Nacht. Im Osten, weiter der Hauptstraße zu, konnte er ein Licht erkennen und gelegentliches Lachen hören. Eine seltsame Nacht für eine Party. Aber der Lichtschein gab ihm einen Bezugspunkt, selbst wenn das Licht zu weit entfernt war, um ihm bei der Suche zu helfen.
    Die nachhaltende Aufwallung von Einsamkeit, die er empfand, kam aber nicht von jenem fernen Fest, noch ging sie von den mit Läden und Riegeln geschützten Türen aus, die sich auf die Gasse öffneten. Die Empfindungen, die Flinx wahrnahm, kamen

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