Flinx
Achseln. »Ihr Zustand ist ohne Belang. Wir müssen handeln.«
»Ich weiß, ich weiß«, antwortete Cruachan ungeduldig. »Damit steht unser Kurs also fest. Wir werden von hier nicht nach Loser's World Weiterreisen, in der Hoffnung, dort Subjekt Nummer Sechsundfünfzig ausfindig zu machen. Statt dessen werden wir die üblichen mobilen Operationen an Bord des Schiffes aufnehmen. Sobald wir sicher sind, dass man uns nicht verfolgt, setzen wir Kurs auf diesen Planeten Moth. Dann sollten wir genügend Zeit haben, um planmäßig weiterzumachen.«
»Es wird notwendig sein, das Subjekt von der Mutter zu isolieren«, sinnierte Haithness. »In Anbetracht der festgestellten Talente des Subjekts könnte es sein, dass es, falls unsere Information zutrifft, innerhalb einer beschränkten geografischen Zone imstande ist, unsere Aktivitäten zu verfolgen. Wir brauchen natürlich eine bestimmte Zeit mit der Ersatzmutter«, sie zögerte nur kurz, »um sie dazu zu überreden, mit uns zusammenzuarbeiten.« Das dünne Lächeln, das um ihre Mundwinkel spielte, veränderte ihren Ausdruck in nichts.
Cruachan nickte. »Das sollte nicht schwer zu arrangieren sein. Zu unserem Glück ist Moth nur dünn besiedelt. Die Technik ist nicht unbekannt, aber das Ausmaß der technischen Entwicklung wechselt je nach Ort stark. Es sollte daher leicht sein, uns und die nötigen Einrichtungen in hinreichender Distanz von der Metropole zu etablieren, wo das Subjekt und seine Ersatzmutter leben. Unsere Sicherheit sollte dabei ungefährdet bleiben.«
Der Mann am Kommunikator wandte sich von seinen Instrumenten ab und unterbrach sie, ohne zu zögern: »Brora meldet, dass wenigstens die Hälfte der neu eingetroffenen Ackerbauexperten bewaffnet sind.«
»Dann wäre das also klar«, murmelte Cruachan und seufzte resigniert. »Wieder eine überhastete Abreise, wieder Flucht zu einer weiteren fremden Welt.
Nyassalee, sorgen Sie dafür, dass diese Information weitergeleitet wird! Haithness, Sie ...«
»Ich weiß, was getan werden muss, Cruachan.« Sie wandte sich von ihm ab und begann, in aller Ruhe, Daten aus dem Hauptspeicher in einen tragbaren Speicher zu überspielen.
Der Kommunikator lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte seine Instrumente mit gerunzelter Stirn. »Ich werde keine Zeit haben, viel abzubauen und zum Shuttle zu schaffen.«
»Das ist auch nicht wichtig, Osteen«, versicherte ihm Cruachan. »Wir haben entsprechende Ersatzgeräte an Bord. Mir gefällt es auch nicht, wertvolle Geräte zurücklassen zu müssen« - er deutete auf die teuren elektronischen Anlagen, mit denen der ganze Raum angefüllt war -, »aber wir haben keine Wahl. Immerhin haben wir den Trost, dass wir diesmal wirklich eine vielversprechende Spur haben. Nach all den Jahren sieht es so aus, als hätten wir eines der aussichtsreichsten Subjekte ausfindig gemacht.«
»Das ist wirklich eine gute Nachricht, Sir.« Osteen war einer der wenigen jungen Männer in der Meliorare Gesellschaft. Cruachan hätte einen erfahreneren Mann als Hauptkommunikator vorgezogen, aber solche Leute waren knapp. Osteen war wenigstens loyal und tüchtig. Dass er intellektuell den ursprünglichen Mitgliedern der Gesellschaft unterlegen war, war nicht seine Schuld. Aber dass sich noch einmal zu Cruachans Lebzeiten eine solche erlauchte Versammlung großer Geister mit einer Vision für die Zukunft sammeln würde, war unwahrscheinlich.
Es sei denn ... es sei denn, die Gesellschaft konnte in Gestalt eines einzigen erfolgreichen Subjekts ein glänzendes Zeugnis ihrer edlen Ideale vorstellen. Vielleicht war dieser Junge ihre Rechtfertigung. Sie mussten schnell zu ihm gelangen. In den letzten paar Jahren hatten sie immer weniger Zeit gehabt, denn die Verfolger des Commonwealth wichen ihnen nicht von den Fersen, und ihre Überlebensrate war kein gutes Omen für die Zukunft. Sie wurden älter, und der Abgang aus natürlichen Gründen war inzwischen ebenso schwerwiegend wie der, den die Regierung verursachte.
Ihre Dreiergruppe, im Verein mit dem scharfäugigen Brora, der die letzte Warnung durchgegeben hatte, stellte die größte überlebende Gruppe aus der ursprünglichen Mitgliederschaft dar. Auf ihnen ruhte die ganze Last der Verantwortung, dachte Cruachan. Sie mussten es schaffen. Und der Junge durfte sie nicht enttäuschen.
4. Kapitel
Die Einsamkeit hatte Flinx bislang nie gestört. Er wusste natürlich, was Einsamkeit war - ein Zustand, den er sein ganzes kurzes Leben lang gekannt hatte. In
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