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Flinx

Flinx

Titel: Flinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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von irgendwo ganz in der Nähe.
    Er bewegte sich vorsichtig weiter, tastete sich zwischen den Unrathäufen durch und ließ sich Zeit, um den Fleurms und den rotblauen Aaskäfern Zeit zu lassen, ihm aus dem Weg zu gehen.
    Und dann schlug plötzlich etwas mit unerwarteter Gewalt auf sein aufnahmebereites Bewusstsein ein. Der geistige Schlag trieb ihn in die Knie. Irgendwo schlug ein Mann seine Frau. Nichts Ungewöhnliches für Drallar, aber Flinx spürte es von der anderen Seite der Stadt. Die Frau war verängstigt und zornig, sie griff nach der winzigen Nadelpistole, die sie in der Nachttischschublade verwahrte, und richtete den dünnen Lauf auf den Mann. Jetzt erfüllte den Mann Angst. Er flehte um sein Leben, aber nicht mit Worten, die Flinx hören konnte, sondern durch eine Lawine von Emotionen, die in einem abrupten, wortlosen Schrei des Schocks endete. Und dann kam die Leere, die Flinx inzwischen als den Tod zu erkennen gelernt hatte.
    Er hörte Gelächter, nicht von dem Fest weiter vorne, jenseits der Straße, sondern von einem der hohen Kristalltürme, die sich über die reichen Stadtenklaven erhoben, wo die Händler und die Raumkaufleute wohnten. Und da wurden Komplotte geschmiedet, jemand würde betrogen werden.
    Und weit draußen, jenseits der Stadtgrenzen, im Wald, im Westen: Glück und Freude, begleitet von einem befreienden Gefühl des Heraustretens. Ein Baby wurde geboren.
    Und ganz in der Nähe, vielleicht in einem der Geschäfte in Mutter Mastiffs Straße, ein Streit. Es ging um Konten und um Fälschungen, hitzige Anschuldigungen zwischen Partnern. Und das private Grollen eines Unbekannten, weit entfernt, jenseits der Stadtmitte, jemand, der einen anderen töten wollte, mehr als einmal töten, aber dies nur wollte, es sich ausmalte - die Art von Phantasien, die es im Gehirn eines jeden Menschen gibt, ob es nun gesund oder krank ist.
    Und dann waren all die Empfindungen wie weggewischt, sie alle, die glücklichen und die bösartigen und die verträumten. Da war nur der Regen.
    Blinzelnd richtete er sich auf und stand schwankend und unsicher am Rande der Gasse. Der Regen prasselte auf seinen Slicker herunter, suchte sich seinen Weg an den Ladenfassaden und den Bürogebäuden entlang und gurgelte in den Abfluss. Flinx ertappte sich dabei, wie er mit glasigem Blick die Gasse hinaufblickte, zu dem fernen Lichtpunkt, dort wo das Fest stattfand. Im gleichen Augenblick zeichneten sich die Gefühle aller Teilnehmer des Fests deutlich in seinem Bewusstsein ab.
    Nur dass er jetzt keinen Schmerz empfand. Da war nur ruhige Klarheit und Sicherheit.
    Er konnte diese Frau sehen, die voll Eifer und doch unsicher, jenen Mann zu verführen suchte, konnte eine andere sehen, die das Mobiliar kritisierte, und einen Mann, der sich fragte, wie er es wohl schaffen sollte, den nächsten Tag zu überleben, konnte Gelächter fühlen, Furcht, Freude, Lust, Bewunderung, Neid: das ganze Spektrum menschlicher Empfindungen. Sie strömten auf ihn zu, wie der Sturm, den er gerade überstanden hatte, drohten ihn zu überwältigen.
    AUFHÖREN! befahl er sich. Hör auf - ganz ruhig!
    Indem er einen Bestandteil seines Bewusstseins in Gang setzte, von dessen Existenz er bisher gar nichts gewusst hatte, entdeckte er, dass er imstande war, die Intensität der Empfindungen zu steuern, die gedroht hatten, ihn zu überwältigen - und die auch gar nicht alle menschlicher Natur gewesen waren. Wenigstens zwei hatte er gefühlt, die bizarr und doch für ihn erkennbar genug gewesen waren, dass er sie hatte identifizieren können. Es waren die Gefühle eines Paares von Ornithorpen. Das war das erstemal, dass er nichtmenschliche Empfindungen aufgenommen hatte.
    Langsam begann er zu erkennen, dass er imstande war, den Ansturm zu regulieren, ihn zu dämpfen, die einzelnen Gefühle herauszusortieren, zu wählen, zu analysieren - und dann waren sie ebenso plötzlich verschwunden, wie sie zugeschlagen hatten, zusammen mit all den grellen Emotionen, die er aus der ganzen Stadt in sich aufgesaugt hatte.
    Zögernd versuchte er, sein Bewusstsein zu konzentrieren und die Empfindungen zurückzuholen. Es war wie vorher. So sehr er sich auch bemühte, sein Bewusstsein blieb bar aller Gefühle, abgesehen von seinen eigenen. Seinen eigenen - und einem anderen. Da war immer noch die Einsamkeit, die an ihm nagte. Das Gefühl war jetzt weniger fordernd geworden, beinahe zögernd. Und der Hunger war auch noch da.
    Flinx trat einen Schritt vor, noch einen, einen dritten -

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