Flirte nie in Italien
warum? Weil ich Funktionsunterwäsche trage."
Stella brach in lautes Lachen aus.
"Sie sollten es unbedingt einmal ausprobieren", versicherte Angie ihr. "Und Sie selbstverständlich auch, Signore. Es gibt nichts Besseres gegen Kälte."
"Vielen Dank für den Tipp", erwiderte Bernardo pikiert. "Ich nehme allerdings nicht an, dass du deswegen hergekommen bist."
"Stimmt“, erwiderte Angie mit einem provozierenden Augenaufschlag. "Von Heather weiß ich, dass in Palermo eine schwere Grippeepidemie ausgebrochen ist, und um zu verhindern …“
"Grippeepidemie", sagte Bernardo abfällig. "Wenn ich das schon höre."
"Deine Bemerkung zeugt von großer Unkenntnis", entgegnete Angie. "Ich spreche nicht von einem Schnupfen, sondern von einer Virusgrippe, die im schlimmsten Fall tödlich verlaufen kann. Deshalb halte ich es für dringend geboten, dass sich alle Bewohner von Montedoro impfen lassen. Und weil sich immer noch viele uneinsichtig zeigen, wollte ich dich bitten, ihnen mit gutem Beispiel voranzugehen."
"Wie bitte?" fragte Bernardo ungläubig.
"Du genießt allergrößten Respekt im Ort, vor allem bei den Männern. Wenn du dich impfen lässt, trauen sich die anderen vielleicht auch. Es scheint tatsächlich erwachsene Männer zu geben, die sich vor einer winzigen Nadel fürchten.
Unglaublich, findest du nicht?"
"Du kannst jetzt gehen", forderte Bernardo Stella auf.
"Das war überaus klug von dir", machte sich Angie über ihn lustig, nachdem seine Haushälterin gegangen war.
"Bitte, Angie..."
"Willst du mich nicht weiter dottore nennen?" fiel sie ihm ins Wort. "Das klingt doch gleich viel respektvoller."
"Dass ich nicht lache."
"Dir bricht schon kein Zacken aus der Krone", zog Angie ihn auf. "Die anderen Dorbewohner wissen durchaus, wie man sich einer Dame gegenüber zu benehmen hat."
"Wenn du als Dame behandelt werden willst, solltest du vielleicht nicht aller Welt erzählen, welche Unterwäsche du trägst", entgegnete Bernardo gereizt.
"Solange es ausschließlich berufliche Gründe hat, spricht doch wohl nichts dagegen", wandte Angie ein. "Zumal es nichts Unerotischeres gibt als rote Funktionswäsche. Oder findest du das etwa sexy?" fragte sie und öffnete ihr Hemd.
Bernardo hoffte inständig, dass Angie ihm nicht anmerken würde, was ihr Übermut in ihm auslöste. Denn er hätte kaum heftiger reagieren können, wenn sie unter ihrem dicken Flanellhemd statt des hochgeschlossenen, langärmeligen Pullis einen knappen schwarzen Seiden-BH getragen hätte.
Ihr Blick tat ein Übriges, denn ihrer Unschuldsmiene war deutlich anzusehen, dass ihre Hintergedanken keinesfalls so harmlos waren, wie sie Bernardo glauben machen wollte.
"Willst du mir nicht endlich sagen, warum du gekommen bist?" Mühsam hatte er die Sprache wieder gefunden.
"Das habe ich doch schon", erwiderte Angie, während sie das Hemd wieder zuknöpfte. "Du hast mehrfach betont, dass du dich für die Menschen im Ort verantwortlich fühlst, und ich gebe dir die Gelegenheit, deinen Worten Taten folgen zu lassen."
"Also schön", stimmte er widerwillig zu. "Am besten bringen wir es gleich hinter uns. Umso eher kannst du wieder gehen."
"Damit das Ganze die gewünschte Wir kung hat, müsstest du dich schon in meine Praxis bequemen", wandte Angie ein. "Sagen wir morgen gegen elf? Um diese Zeit sind die Straßen am vollsten, und die Nachricht, dass du zur Ärztin gehst, verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Wenn ich dich dann noch eine Weile im Wartezimmer sitzen lasse, kannst du allen erzählen, dass du dich impfen lassen willst."
"Sonst noch was?" fragte Bernardo ungehalten.
„Für heute wäre das alles."
"Dann spricht ja nichts dagegen, dass du jetzt gehst."
"Nicht, bevor du mir dein Wort gegeben hast, dass du morgen kommst."
"Du hast mein Wort. Bis morgen um elf, dottore."
7. KAPITEL
Die Aktion hatte genau den Erfolg, den Angie sich davon versprochen hatte.
Sobald die Männer des Ortes gesehen hatten, dass Bernardo zur Ärztin ging, um sich impfen zu lassen, folgten sie seinem Beispiel.
Von diesem Tag an war das Eis zwischen den Alteingesessenen und der ledigen Ausländerin, die Hosen trug und auch sonst aus ihren neumodischen Ideen keinen Hehl machte, geschmolzen.
Nachdem ihr neues Auto - ein Geländewagen, mit dem sie auch die abgelegensten Ecken erreichen konnte - geliefert worden war, begann Angie damit, die Dörfer und Höfe der Umgebung aufzusuchen. Sehr schnell wurde ihr klar, dass Dr. Fortuno ein noch schlechterer Arzt gewesen sein
Weitere Kostenlose Bücher