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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Ree-shar persönlich tritt ein.
    Nur ist es nicht irgendjemand mit diesem Namen.
    So häufig der Name auch sein mag, der Mann, der in den Konferenzraum kommt, ist der einzige Richards, den ich kenne.
    Und sein Vorname lautet Jamie.
    Ich sitze wie gelähmt auf meinem Stuhl, die Verblüffung steht mir ins Gesicht geschrieben.
    Ich träume. Ich muss träumen.
    Eine andere Erklärung gibt es nicht. Denn Jamie taucht nur in meinen Träumen auf. In meinen nächtlichen Fantasien, wenn ich im Bett liege und versuche, in den Schlaf zu finden. In meinem wirklichen Leben tritt er nicht in Erscheinung.
    Unsere Blicke treffen sich, und ich warte darauf, dass sich auf seinem Gesicht eine ähnliche (wenn auch etwas weniger entsetzte) Miene zeigt. Doch vergebens. Er schenkt mir lediglich ein höfliches, professionelles Lächeln und wendet sich dann meinem Vater zu.
    Als würde er mich gar nicht erkennen.
    Als würde er mich zum ersten Mal sehen.
    Leidet er an Gedächtnisschwund?, frage ich mich. Hat er einen schrecklichen Unfall erlitten und sämtliche Erinnerungen verloren? Das würde natürlich erklären, warum es in den letzten vier Monaten weder einen Anruf noch eine E-Mail gegeben hat.
    Mein Dad tritt in Aktion, steht auf und streckt Jamie die Hand entgegen. »Hallo, Jamie. Freut mich, dich wiederzusehen.«
    »Freut mich auch, Jack.«
    Dann wendet mein Vater sich an mich. »Das hier ist meine Mitarbeiterin Jennifer Hunter. Sie wird mich bei den Verhandlungen unterstützen.«
    Ich starre meinen Vater ausdruckslos an. Was um alles in der Welt geht hier vor? Leidet er auch an Gedächtnisschwund? Das ist Jamie, der da steht. Jamie! Der Mann, mit dem ich zusammengelebt habe. Der Mann, den ich einmal heiraten wollte. Ist es so lange her, seit die beiden sich kennengelernt haben, dass er nicht mal zwei und zwei zusammenzählen kann?
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Ms Hunter.« Jamie streckt mir die Hand entgegen, und wieder deutet seine Miene nicht darauf hin, dass er mich wiedererkennt.
    Doch ich schüttele ihm nicht die Hand. Ich sitze nur da und gaffe sie an. Als sei sie ein fremdartiger Gegenstand, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Dabei ist es eine Hand, die ich einst sehr gut kannte. Eine Hand, die mich einst gestreichelt, gehalten, getröstet hat.
    Mein Dad stößt mich mit dem Ellenbogen an, und ich zwinkere hektisch, um mich aus meiner Trance zu reißen. Mit vorsichtigen, zitternden Fingern schüttele ich die Hand, die sich mir entgegenstreckt, wobei mein ganzer Arm kribbelt wie verrückt.
    Jamie setzt sich und zieht sich das Revers zurecht. »So«, setzt er ganz geschäftsmäßig an, »können wir loslegen?«
    Doch mein Vater nimmt nicht wieder Platz. Er sieht mich nur an und sagt: »Ich denke, du kannst jetzt übernehmen, Jen. Ich habe noch viel zu erledigen, also überlasse ich das dir.« Er klopft mir aufmunternd auf den Rücken.
    Jamie lächelt schmallippig. »Hat mich gefreut, Jack.«
    Mein Dad zeigt mit dem Finger auf ihn. »Mich auch, Jamie.«
    Mein Kopf schießt hektisch zwischen beiden hin und her, und ich versuche zu begreifen, was hier eigentlich gespielt wird und wieso ich offenbar nichts kapiere.
    »Soll das ein Witz sein?«, stoße ich schließlich hervor; es ist das Erste, was ich sage (oder vielmehr fauche ), seit mein erinnerungsloser Ex-Verlobter den Raum betreten hat.
    Doch mein Dad sieht mich nur an, als hätte er keine Ahnung, was ich meinen könnte. »Stimmt etwas nicht? Wenn du Fragen hast, ich bin gleich nebenan.«
    Ich sehe wieder zu Jamie, und er zuckt unschuldig die Schultern.
    Okay, vielleicht liegt es dann an mir. Vielleicht leide ich unter Sinnestäuschungen und geistiger Umnachtung. Vielleicht ist der Mann, der mir gegenübersitzt, wirklich ein Fremder, den ich noch nie gesehen habe, und ich bilde mir das hier alles nur ein. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass ich mir vorstelle, wie Jamie wieder unverhofft in mein Leben tritt. Aber normalerweise sitze ich bei solchen Fantasien nicht mit weit offenem Mund wie der letzte Idiot da. Sondern falle ihm um den Hals und küsse ihn leidenschaftlich.
    Doch das hier kommt mir so sehr viel realistischer vor als sonst.
    »Äh, nein«, murmele ich und starre auf den Tisch. »Alles in Ordnung.«
    Mein Dad lächelt. »Gut.« Er deutet auf das Telefon auf dem Tisch. »Ruf mich einfach an, wenn du mich brauchst.« Und dann verlässt er das Zimmer und lässt mich allein mit dem Mann, von dem ich geglaubt hatte, dass ich ihn niemals wiedersehen

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