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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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morgens genommen hatte, konnte daran wenig ändern. Anscheinend wirkt sie nur, wenn man ein völlig reines Gewissen hat. Ich finde, so was sollte klar und deutlich auf der Packung vermerkt werden.
    Somit konnte ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich nicht in der richtigen Verfassung für den Termin war, der mich in fünfzehn Minuten erwartete.
    »Ashlyn?«, ertönte Hadleys Stimme nach dem unheilverkündenden Summen der Gegensprechanlage. »Darcie Connors ist hier, um Sie zu sprechen.«
    Also nicht in fünfzehn Minuten, sondern bereits jetzt.
    Verdammt . Sie war zu früh dran. Obwohl fünfzehn Minuten mehr oder weniger eigentlich auch nichts ausmachten.
    »Okay, schicken Sie sie rein«, erwiderte ich in die Sprechanlage. Dann erhob ich mich und zog mir die Kostümjacke straff um die Schultern, als könne ich mich so auch innerlich zusammenreißen.
    Die Augen fest auf die Tür gerichtet, die Finger um die Kante meines Schreibtisches gekrallt, wartete ich auf den Augenblick, vor dem mir gegraut hatte, seitdem ich vor weniger als sechsunddreißig Stunden Benjamin Connors Hotelzimmer verlassen hatte.
    Mir fällt es nie leicht, meinen Auftraggeberinnen schlechte Nachrichten zu überbringen. Dieser Teil meines Jobs war schon immer der schwierigste gewesen. Aber heute war es schlimmer als je zuvor. Ich weiß nicht, ob es an den Gewissensbissen lag, die ich für immer mit diesem Auftrag verbinden würde, oder daran, dass ich dieser Frau, die davon träumte, mit dem Mann, den sie schon immer gewollt hatte, das schon immer gewünschte Kind zu bekommen, in wenigen Sekunden eröffnen musste, dass dieser Traum nun endgültig zerbrochen war.
    So etwas fällt wohl niemandem leicht.
    Die Tür öffnete sich knarrend, und Hadley kündigte meine Besucherin an. Dann machte sie einen Schritt zur Seite, so dass Darcie Connors eintreten konnte.
    »Hallo«, sagte ich, die Finger noch immer krampfhaft um die Schreibtischkante gekrallt. »Mrs Connors«, säuselte ich. »Wie schön, Sie wiederzusehen.« Ich merkte selbst, wie aufgesetzt meine Worte klangen, und versuchte rasch, dies mit einem noch künstlicheren Lächeln zu überspielen.
    Ich ließ den Schreibtisch los, ging langsam auf Darcie zu und streckte ihr eine Hand entgegen, die hoffentlich nicht so kalt und feucht war, wie sie sich anfühlte. Darcie schüttelte sie.
    »Möchten Sie sich setzen?« Ich deutete auf das Sofa.
    Darcie Connors nahm Platz; sie hockte sich auf die äußerste Kante der Couch, als wage sie es nicht, es sich allzu bequem zu machen. Ich konnte ihr das nicht verdenken. Ich selbst war der lebendige Beweis dafür, dass man es sich niemals zu bequem machen sollte. Denn hinter der nächsten Ecke lauert immer etwas, was das ganze Leben aus den Fugen zu bringen droht.
    Ich bemühte mich, Haltung zu bewahren und gelassen zu wirken. In diesem Büro hatte ich schon viele schlechte Nachrichten überbringen müssen, und heute würde es nicht anders sein. Die übliche einstudierte Routine mit beruhigendem Lächeln, mitfühlenden Blicken und sanftem Tätscheln der Hand. So lief es normalerweise in diesen vier Wänden ab. Mindestens fünfmal pro Woche.
    Aber hier und jetzt gab es keinerlei Routine.
    Dabei spielte es gar keine Rolle, dass ich persönlich Benjamin Connors Hang zur Untreue nachgewiesen hatte. Es war egal, wessen nackte Haut er berührt hatte, wessen leicht geschminkte Lippen er geküsst hatte, wessen kurzes, provozierendes Kleid er hatte ausziehen wollen. Entscheidend war nur, dass er all diese Dinge getan hatte. Mit einer Frau, die nicht seine Ehefrau war.
    Dieser Gedanke gab mir für einen kurzen Moment Kraft, und ich beschloss, die Gelegenheit beim Schopf zu packen, bevor sie wieder verschwand und mich mit der absoluten Katastrophe allein ließ, die mich heute Morgen aus dem Spiegel angestarrt hatte. Ich verschränkte die Hände im Schoß und sah mit ernster und dennoch mitfühlender Miene in die Augen der mir gegenübersitzenden Frau. »Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein, Mrs Connors, ich ziehe diese Gespräche nicht gerne unnötig in die Länge.«
    Um Ihretwillen und um meinetwillen.
    Sie nickte, die Augen in furchtsamer Erwartung aufgerissen. Ich konnte schon die Tränen erahnen, die nur auf ihren Einsatz warteten. Sie standen in den Gräben ihrer Augenlider parat wie eine kampfbereite Armee, die auf Befehl losmarschieren würde.
    »Wie besprochen hat meine Mitarbeiterin « – ich machte eine Pause und rutschte unbehaglich auf meinem Sitz herum –

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