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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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mir das denn? Und hätte ich anders gehandelt, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte?
    Sofort sah ich ein, wie sinnlos meine Fragen waren – beziehungsweise wie sinnlos es war, über eine Antwort nachzugrübeln. Es war ja sowieso nicht mehr zu ändern. Ich konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Ich konnte die Ereignisse vom Samstagabend nicht wiederholen.
    Aber aus irgendeinem Grund musste ich die Frage beantworten. Ich musste wissen, wie sehr ich meine Entscheidung wirklich bereute. Denn das war für mich der Schlüssel zu meinem über mich selbst gefällten Urteil. Die Antwort würde zeigen, wie weit die Schuldgefühle gingen und wie lange ich mich selbst dafür bestrafen musste.
    Als ich so dasaß und grübelte, merkte ich plötzlich, dass ich nicht allein im Raum war. Darcie Connors war zurückgekommen, stand zögernd in der Tür und sah mich nachdenklich an. Erstaunt fuhr ich auf und versuchte, wieder Haltung anzunehmen.
    »Ich möchte nur, dass Sie wissen«, setzte sie an, ohne meinen offensichtlichen Positionswechsel zu beachten, »wie dankbar ich Ihnen für das bin, was Sie getan haben.«
    Ich legte den Kopf auf die Seite und musterte sie fragend. Der Zweifel in meinem Blick war unübersehbar. Und obwohl ich die Frage nicht laut aussprach, bestätigte sie mit einem Nicken: »Ja. Auf ewig dankbar.«
    Für einen kurzen Augenblick herrschte Schweigen, und sie betrachtete ihre Fußspitze, während sie mit den nächsten Worten rang. »Ich … äh … da ist etwas, was ich Ihnen verschwiegen habe, als ich letzte Woche hier war.«
    Mit leicht geöffnetem Mund starrte ich sie weiter an, studierte ihre ängstliche Körpersprache und ihre befangene Haltung.
    Sie holte tief Luft. »Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich fünfzehn war. Meine Mutter hatte meinen Vater betrogen. Es hat ihn völlig kaputtgemacht. Es hat uns alle kaputtgemacht. Unsere ganze Familie ist zerbrochen. Und ich habe mir geschworen, dass meine Kinder niemals so etwas durchmachen müssen.«
    Sie hielt inne und presste kurz die Lippen aufeinander, bevor sie weitersprach. »Ich hatte die besten Absichten, dieses Versprechen zu halten. Doch erst vor zwei Wochen ist mir klargeworden, dass ich nur die eine Seite der Medaille bin. Selbst wenn ich bis ans Ende meiner Tage so treu bleibe wie eine buddhistische Nonne, kann ich nicht kontrollieren, was mein Mann tut oder tun könnte. Und daraufhin bin ich zu Ihnen gekommen. Nur so konnte ich mein Versprechen gegenüber meinen künftigen Kindern halten. Also vielen Dank.« Und dann, nach einem tiefen Atemzug. »Ihnen und Ihrer … Mitarbeiterin.«
    Ich spürte, wie mir die Tränen kamen. Normalerweise hätte ich sie um jeden Preis unterdrückt. Keine Gefühlsregungen vor den Auftraggebern. Immer Distanz wahren.
    Aber ihre Worte gingen mir zu nahe. Ihre Not war mir allzu vertraut.
    Alle Worte, die mir in den Sinn kamen, blieben mir in der Kehle stecken. Aber das war mir eigentlich egal. Ich wusste, dass sie meinen Gefühlen sowieso nicht gerecht werden konnten.
    Als Darcie zum zweiten Mal das Büro verließ, ließ ich mich nicht wieder in den Sessel fallen. Stattdessen stand ich auf und ging zum Fenster. Mein Körper stand spürbar unter Strom. Ich fühlte mich voller Energie, lebendig. Lebendiger, als ich mich seit langem gefühlt hatte.
    Ich dachte zurück an meine ursprüngliche Frage. Die Frage, die all meine Gefühle, all meine Emotionen, all meine Reue auf eine einfache Ja-oder-Nein-Frage reduzieren konnte.
    Wenn ich eine zweite Chance bekäme, würde ich dann anders handeln?
    Und während ich hinaus aufs Meer starrte und Darcies dankbare Abschiedsworte in meinem Kopf widerhallten, war mir klar, dass ich die Antwort kannte.

15
Verneigung vor Jane Austen
    Endlich war Freitag. Ich war körperlich und mental am Ende. Die ganze Woche über hatte ich versucht, wiedergutzumachen, was durch Shawnas Verhaftung ins Rollen gekommen war. Ein Anruf bei Gracie Katz, der Verlobten (beziehungsweise mittlerweile Ex-Verlobten) von Ken Littrell bestätigte mir, dass Shawnas Deckung tatsächlich aufgeflogen war. Offenbar hatte sich Gracie während ihrer gleichzeitig stattfindenden Junggesellinnenparty betrunken und all ihren Freundinnen erzählt, dass sie die Agentur angeheuert hatte, um Ken zu testen. Und eine ihrer Brautjungfern, die zufällig mit Ken Littrells Trauzeugen verheiratet war, hatte ihrem Mann das per Telefon gesteckt, so dass dieser sofort bemerkte, wie Shawna mit dem Bräutigam tanzte.
    All das

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