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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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»Ihren Ehemann Benjamin Connors am Samstagabend im Palazzo Hotel und Casino in Las Vegas einem Treuetest unterzogen.«
    Darcie hatte die Lippen fest aufeinandergepresst. Die zarten rosafarbenen Pigmente wichen allmählich einer Flut von kaltem, leblosem Weiß, während sie gespannt meine nächsten Worte erwartete.
    »Ihr Mann«, fuhr ich langsam fort, »hat die Prüfung leider nicht bestanden.«
    Darcie holte abrupt Luft, hielt unnatürlich lange den Atem an und stieß ihn dann wieder aus. Selbst von der anderen Seite des Tisches aus konnte ich den warmen Hauch im Gesicht spüren.
    »Oh, Gott«, sagte sie und ließ den Kopf in die Hände sinken. »Oh, Gott.«
    Mehr brachte sie nicht heraus, bevor sie zu schluchzen begann.
    Normalerweise wusste ich immer ganz genau, wie ich in solchen Situationen zu reagieren hatte. Normalerweise bin ich eine wandelnde Datenbank, bestehend aus aufbauenden Floskeln und Ermutigungen und ergänzt durch passende Gesten, Mimiken, das volle Programm. Diesmal jedoch nicht. Diesmal war ich nur ein Häuflein Elend. In meinem Kopf ging alles durcheinander. Es war, als wäre alles in einer fremden Sprache geschrieben, und ich hatte das Übersetzungstool vergessen.
    Und mir fiel beim besten Willen nicht ein, wie ich Darcie Connors trösten sollte. Ich konnte nur wie vor den Kopf geschlagen auf ihren bebenden Körper starren. Nach ei ner Weile kam endlich wieder Leben in meine Hände, und mein Gehirn funktionierte gerade so lange, dass ich die Box mit Taschentüchern vom Tisch neben mir nehmen und sie Darcie hinhalten konnte.
    Sie hob den Kopf und zog ein Tuch aus der Box. Sie putzte sich lautstark die Nase und wischte sich die Augen. »Es ist also wirklich wahr? Mein schlimmster Alptraum. Er ist nun Wirklichkeit.«
    Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, also holte ich einfach tief Luft und legte ihr eine Hand aufs Knie. Die Geste schien sie zu beruhigen, und mich seltsamerweise auch.
    »Tut mir leid, dass ich mich so gehenlasse.« Sie putzte sich wieder die Nase. »Es ist nur so, dass ich noch vor zwei Wochen alles besaß, was ich mir immer gewünscht hatte. Einen mich liebenden Ehemann und die Aussicht auf ein Baby. Mir ist, als hätte ich auf einen Schlag meine ganze Familie verloren.« Sie stieß ein seltsames, nervöses Lachen aus. »Wenn ich das laut ausspreche, klingt es fast lustig.«
    Ich nickte hilflos. Mir war es schon immer schwergefallen, mit der Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft über den Schmerz des Augenblickes hinwegzutrösten. Doch jetzt war ich mir wirklich nicht mehr sicher, ob sich dieser Schmerz und diese Verzweiflung wirklich lohnten. Nicht nur bei ihr, sondern auch bei mir selbst.
    »Es tut mir leid, dass es so kommen musste«, murmelte ich und starrte auf meine Hände.
    Und das stimmte. Es tat mir wirklich leid, dass es so gekommen war. Ich bedauerte, dass Ken Littrells idiotischer Trauzeuge Shawna unbedingt fälschlicherweise der Prostitution beschuldigen musste und dass ich einen Last-Minute-Flug nach Vegas chartern konnte. Und es tat mir leid, dass ausgerechnet ich die Lippen von Benjamin Connors auf meinen fühlen musste.
    Darcie umklammerte die Henkel ihrer Handtasche so fest, dass die rosafarbenen Pigmente ihrer Knöchel allmählich genauso blass wurden wie kurz zuvor ihre Lippen. »Nun ja, was geschehen ist, ist geschehen. Und wenn man es erst einmal weiß, gibt es eigentlich kein Zurück mehr, oder? So sehr man es sich auch wünscht.«
    Ich konnte wieder nur nicken. Mit Worten konnte ich ihr nicht zustimmen, weil das für mich bedeutete hätte, Jamie noch einmal zu hintergehen.
    Offenbar reichte mein Nicken aber aus, denn Darcie erhob sich rasch von ihrem Platz und stand hochgewachsen und aufrecht vor mir. »Sicher haben Sie Verständnis dafür, dass ich nicht länger bleiben möchte«, brachte sie erstaunlich freundlich hervor. »Aber ich muss die Adoptionsstelle anrufen.« Sie nahm sich noch ein paar Tücher aus der Box und verließ dann schnurstracks mein Büro.
    Ich ließ mich gegen die Rückenlehne des Sessels sinken, meine Arme fielen kraftlos zu meinen Seiten herab. Ich fühlte mich, als wäre die letzten zehn Minuten lang ein Zug direkt auf mich zugefahren, während ich wie versteinert auf den Schienen stand, um ihn mit offenen Armen zu empfangen.
    Darcies Worte hallten in meinem Kopf nach wie ein lästiger Song, den man einfach nicht vergessen kann.
    … gibt es kein Zurück mehr, oder? So sehr man es sich auch wünscht.
    Aber wünschte ich

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