Flirtverdacht Roman
berichtete ich dem Rechtsanwalt in Las Vegas, und er war zuversichtlich, dass die Anklage fallengelassen werden würde. Besonders, da sich nach einigen weiteren Recherchen herausstellte, dass Ken Littrells Trauzeuge der Sohn eines sehr bekannten Stammgasts im MGM Grand war; nur deshalb hatte man seinen »Hinweis«, Shawna würde sich prostituieren, überhaupt ernst genommen.
Dieses ganze Theater war einfach nur ärgerlich und unglaublich empörend. Doch Ende der Woche war die Situation endlich unter Kontrolle und alles geklärt. Die Anklage war fallengelassen worden und Shawnas Akte wieder blütenweiß.
Als ich das erfuhr, beschloss ich, mich an diesem Tag früher aus dem Büro zu verabschieden und zu Hause endlich mal richtig auszuspannen.
Doch gerade als ich den Parkplatz verließ, klingelte mein Handy. Ein Blick auf die Anruferkennung verriet mir, dass Willa Cruz am Apparat war, die einzigartige Hochzeitsplanerin. Schon seit drei Tagen ignorierte ich ihre Anrufe, und mit jedem Tag, an dem ich nicht abhob, wurden sie häufiger. Also war es wohl das Beste, einfach mit ihr zu sprechen und die Sache hinter mich zu bringen, damit ich überhaupt eine Chance auf ein ruhiges Wochenende hatte.
Ich drückte die Bluetooth-Taste an meinem Lenkrad und sprach in das leere Auto. »Hallo?«
»Jennifer!«, ertönte Willas Stimme überschwänglich aus dem Lautsprecher, so dass ich sofort den Daumen auf die Lautstärkeregulierung presste.
»Ja, hi, Willa«, kam meine weniger enthusiastische Antwort.
»Ich versuche schon seit Tagen, Sie zu erreichen. Ist vielleicht mit Ihrem Telefon etwas nicht in Ordnung?«
Ich verdrehte die Augen. »Ja, kann sein.«
»Also, ich bin aus einem bestimmten Grund so hartnäckig …«, setzte Willa an.
Diese Wortwahl ließ mich fast laut auflachen. Zwei Anrufe sind hartnäckig. Zehn in drei Tagen grenzen schon an Belästigung.
»… ich habe nämlich den perfektesten aller perfekten Orte für eure Sommerhochzeit gefunden.«
Ich konnte mir kaum vorstellen, dass Willa Cruz den perfektesten aller perfekten Orte für unsere Hochzeit auswählen konnte, obwohl der Hochzeits-Fragebogen, den ich ausfüllen und zurückfaxen sollte, noch immer in einer meiner Handtaschen steckte.
»Tatsächlich?«
Sie seufzte orgastisch. »Für diesen Ort würden die meisten Bräute töten , nur leider er ist immer auf Jahre im Voraus ausgebucht. Aber ich habe gerade einen Anruf von einem Insider bekommen.« Ihre Stimme wurde zu einem verschwörerischen Flüstern, als schwebe dieser »Insider« in Lebensgefahr, nur weil er einen derartigen Anruf getätigt hatte. »Offenbar gab es eine Stornierung. Der Bräutigam hat nämlich auf seiner letzten Geschäftsreise etwas äußerst Unangemessenes getan, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Leider wusste ich nur zu gut, was sie meinte. »Ja, ich glaube, ich verstehe.«
»Es war wirklich ziemlich skandalös«, fuhr sie in dem Flüsterton fort, der mir allmählich ziemlich auf die Nerven ging. »Soweit ich weiß, hat die Braut eine Agentur angeheuert, um zu testen, ob er treu sein würde oder nicht. Und er hat nicht bestanden .«
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, und ich umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen. »Kaum zu glauben«, krächzte ich.
Willa, die Klatsch und Tratsch zum Thema Hochzeit offenbar über alles liebte, genoss das Gespräch sehr. »Ja. Ein Mädchen wurde bis zu seiner Verkaufskonferenz in Minneapolis geschickt. Können Sie sich das vorstellen?«
Ich hörte kaum zu, was sie sagte, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, den Wagen am Straßenrand anzuhalten und in meiner Aktentasche zu kramen, bis ich gefunden hatte, was ich suchte: Die Akte, die Lauren Ireland mir letzte Woche gegeben hatte. Ich hatte sie für das Wochenende mit nach Hause genommen, weil ich vorhatte, ein paar Dateneinträge aufzuarbeiten.
Ich schlug die Akte auf, und der Kloß in meinem Hals wurde sofort doppelt so groß. Ich fürchtete schon, bei meinem nächsten Atemzug zu ersticken.
Dort stand es, direkt oben auf der Seite mit den persönlichen Angaben zur Auftraggeberin. Acht Zeilen unter der Überschrift, klar und deutlich.
BASISINFORMATIONEN
Fallnummer: 2371
Name des Testobjekts: Nathan Charles
Beruf: Softwareentwickler
Name der Auftraggeberin: Amanda Savant
Verhältnis zum Testobjekt: Verlobte
Fall übertragen an: Lauren Ireland
Ort der Prüfung: Google-Verkaufskonferenz in Minneapolis
Ich musste gar nicht nachfragen, wie der Bräutigam hieß. So viele
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