Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
Vom Netzwerk:
der Welt durfte ich Jamie schon wieder einen Grund geben, an meiner Bindungsbereitschaft zu zweifeln.
    Über unseren Streit vom Freitagabend war kein Wort mehr gefallen, aber wir waren uns beide einig, dass wir unseren nächsten Termin bei Willa Cruz so lange aufschieben sollten, bis ich Zeit gefunden hatte, den Fragebogen auszufüllen.
    Wenn ich ehrlich war, wollte ich am liebsten verdrängen, was gerade zwischen uns ablief. Ich war mir sicher, dass sich irgendwann alles von selbst regeln würde. Ich brauchte nur genug Zeit, um Jamie zu beweisen, dass er mein Ein und Alles war, ich keineswegs, wie er fälschlicherweise vermutete, Bindungsängste hatte und dass ich ihn tatsächlich heiraten wollte.
    Wenn ich das heutige Abendessen ohne Nervenzusammenbruch überstand (zumindest ohne einen äußerlich sichtbaren), dann wäre ich meinem Ziel, Jamie zu überzeugen, hoffentlich ein kleines Stück näher gekommen.
    Doch je länger ich am Restauranttisch saß und darauf wartete, dass mein Dad mit seiner dritten Frau erschien, desto unrealistischer erschien mir dieses Ziel.
    Dann, um fünf nach sieben, nachdem ich die gesamte Speisekarte bestimmt viermal gründlich nicht gelesen hatte, sah ich sie.
    Mein Vater folgte der Empfangsdame durch das Restaurant, und hinter ihm blitzte hin und wieder ein Stück schwarzer Stoff auf.
    Als mein Dad unseren Tisch erreicht hatte, trat eine Frau in einem eng anliegenden Kleid in mein Blickfeld, und ich sah zum ersten Mal meine neue Stiefmutter vor mir.
    Das Erste, was mir in den Sinn kam, war blond . Das Zweite, was mir in den Sinn kam, war jung . Zwei Dinge, die meine Mutter nicht war. Blond und jung. Um das Klischee zu vervollständigen fehlten ihr lediglich zwei 10 000-Dollar-Brüste in Doppel-D. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so froh gewesen, an einer anderen Frau eine bescheidene B-Cup-Größe zu sehen.
    »Hi, Jenny«, begrüßte mich mein Vater und küsste mich auf die Wange. »Das ist Simone.«
    Ich bemühte mich, Blickkontakt aufzunehmen, als ich mich erhob und höflich die Hand ausstreckte, doch offenbar hatte Simone keinen Sinn für Förmlichkeiten. Stattdessen schloss sie mich fest und etwas ungelenk in die Arme. Obwohl ich zugeben muss, dass es nur deshalb ungelenk war, weil ich es nicht über mich brachte, die Geste zu erwidern. Also hingen meine Arme schlapp und leblos zu meinen Seiten herab, während ihre dünnen, Pilates-gestrafften Ärmchen sich fest um meinen Körper legten.
    »Wie schön, dass wir uns endlich kennenlernen«, säuselte sie mir ernsthaft ins Ohr. Ihre Stimme klang sanft und rauchig. Nicht genau wie die einer Telefonsexdame, aber eben auch nicht das absolute Gegenteil einer Telefonsexstimme.
    Als sie mich endlich losließ, konnte ich auch wieder sprechen. »Freut mich auch«, bemühte ich mich, aufrichtig zu klingen. »Dad hat mir schon so viel von dir erzählt.«
    Auf der ganzen Linie gelogen. Aber das musste sie ja nicht wissen.
    Ich setzte mich wieder und sah zu, wie sie sich anmutig auf ihrem Platz niederließ. Dabei versuchte ich einzuschätzen, wie alt sie sein mochte. Ich suchte nach einem Fältchen, einem Krähenfuß, nach irgendetwas, das sie wenigstens in die Altersgruppe 35–44 einstufte, doch dafür gab es nicht den geringsten Anhaltspunkt. Sie war eindeutig stolzes Mitglied meiner eigenen Altersklasse, 25–34.
    »Also«, begann sie mit angehaltenem Atem, als sei dieses Treffen so anstrengend wie ein Zehntausendmeterlauf, »dein Dad redet auch dauernd von dir. Er ist unglaublich stolz.« Sie streckte die Hand aus und legte sie meinem Vater aufs Bein. Nicht auf den unverfänglichen, sittsamen Teil des Beins in Höhe des Knies. Das hätte mich nicht gestört. Wir reden hier jedoch von wenigen Zentimetern unterhalb des Schritts.
    Wieso konnte sie nicht erst mal mit einem Arm oder einer Schulter anfangen? Mit etwas Jugendfreiem, damit mir der Einstieg in den Abend leichter fiel? Musste sie ihm sofort zwischen die Beine greifen? Wahrscheinlich konnte ich schon froh sein, dass sie nicht ganz auf ihren eigenen Stuhl verzichtete und sich ihm auf den Schoß setzte.
    Beruhigende Klänge. Meeresrauschen. Die Musik von Mutter Natur.
    Ich atmete tief durch und zwang mich zu einem Lächeln. »Wie süß.«
    »Wo ist denn dein stattlicher Freund?«, fragte sie und sah sich neugierig im Restaurant um.
    Ich unterdrückte ein Zucken. »Oh, er kommt etwas später. Müsste aber jeden Augenblick hier sein.«
    Mein Verlobungsring lag immer noch in dem

Weitere Kostenlose Bücher