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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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Eingangstür des glaswürfelartigen Baus. Es gibt hier anscheinend vor allem deutsche Fabrikate der gehobenen Mittelklasse, und ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich die richtige Adresse für uns ist. Jan sind solche Grübeleien offenbar fremd. Schwungvoll reißt er die Tür auf, um mich dann gentlemanlike vorgehen zu lassen. Kaum haben wir die Halle betreten, stürmt er auch schon an mir vorbei.
    »Guten Tag, wir brauchen ein Auto!«
    Die Blondine hinter dem Tresen zieht die Augenbrauen hoch. Allerdings nur kurz, dann lächelt sie und streicht mit einer schnellen Geste an ihrer aufwendigen Hochsteckfrisur entlang.
    »Natürlich, der Herr. Da sind Sie bei uns an der richtigen Adresse. Wir führen nicht nur Neuwagen, wir haben auch ein exzellentes Jahres- und Gebrauchtwagensortiment. An was hatten Sie denn gedacht?«
    Jan hebt die Hände. »Ach, egal. Hauptsache, schnell.«
    Blondie strahlt. »Da haben wir auf alle Fälle das Richtige für Sie! Gerade erst reingekommen: ein Audi A 6 . Fährt locker 250  km, danach riegelt er allerdings ab. Ein richtiges Geschoss, ich habe ihn gestern mal Probe gefahren. Und das Ganze zu einem Spitzenpreis von nur 18 000  Euro. Wollen wir uns den gleich mal ansehen, der Herr?«
    Entgegen meiner Erwartung klärt Jan das Missverständnis nicht auf, sondern nickt freundlich und murmelt etwas, das die Blondine wohl als Zustimmung deutet. Jedenfalls kramt sie unter dem Tresen einen Autoschlüssel hervor. Grrr, frag einen Mann, ob er ein schnelles Auto fahren will! Okay, ich gebe zu, ich wollte mich in das Verkaufsgespräch nicht einmischen, und ich bin mir auch nicht sicher, wie viel Geld genau in Omas Plastiktüte ist – es geht mich, genau genommen, auch gar nichts an. Trotzdem bin ich entschieden dagegen, den gesamten Inhalt der Tüte hier und jetzt auf den Kopf zu hauen. So wie sich die Dinge momentan entwickeln, könnte es schließlich sein, dass wir später noch mal sehr glücklich sein werden über ein bisschen Bargeld. Ich räuspere mich.
    »Nein, ich glaube, da haben Sie meinen Bekannten falsch verstanden. Wir suchen kein schnelles Auto, wir suchen schnell ein Auto.«
    Irritiert wendet sich die Verkäuferin mir zu. »Wie meinen Sie das?«
    »So wie ich es sage: schnell. Im Sinne von: sofort. Ein Auto, das wir gleich mitnehmen können.«
    Ein Anliegen, das hier anscheinend selten vorgetragen wird, jedenfalls legt sich Blondies Stirn jetzt in ziemlich tiefe Falten.
    »Aber … Sie wollen es doch sicherlich erst mal Probe fahren. Und dann muss ich noch Kennzeichen für die Überführung besorgen – ich glaube nicht, dass ich das heute noch schaffe. Also, ein bisschen Geduld müssten Sie da schon haben. So ein Autokauf will doch auch überlegt sein. Ich meine, ich freue mich ja, wenn Kunden so spontan …«
    Offenbar findet Jan, dass es an der Zeit ist für ein männliches Machtwort. Jedenfalls schiebt er mich einfach zur Seite und lehnt sich an den Tresen.
    »Vielleicht haben Sie ein Auto, das schon ein Kennzeichen hat? Als Gebrauchtwagen?«
    Die Verkäuferin schüttelt energisch den Kopf.
    »Nein, also, wir melden die Wagen natürlich immer gleich ab, wenn wir sie bekommen. Vielleicht dauert das auch ein, zwei Tage, aber so einen Wagen darf ich Ihnen jetzt gar nicht mitgeben, der wäre ja noch auf den alten Besitzer zugelassen – also, das geht auf keinen Fall.«
    »Auch nicht für, sagen wir, 500  Euro mehr? Der Besitzer muss es doch gar nicht erfahren. Wir könnten das Auto sogar morgen wieder zurückbringen.«
    Die Blondine schnappt nach Luft.
    » 1000  Euro?«, fragt Jan.
    »Bedaure. Da kann ich Ihnen nicht helfen. Vielleicht versuchen Sie es mal mit einem Leihwagen. Die führen wir allerdings nicht. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.« Sie bedenkt uns mit einem eisigen Blick und dreht sich um.
    Als wir wieder im Auto sitzen, macht Jan seinem Ärger Luft. »Also, in Deutschland wird man als Pole echt schnell behandelt, als hätte man eine Bank überfallen. Dabei sind Sie die Bankräuberin, nicht ich.«
    » ICH HABE KEINE BANK ÜBERFALLEN !!!«
    »Von mir aus. Ich aber auch nicht. Aber genau so hat sie mich behandelt. Blöde Kuh. Dabei hatte ich nur eine kleine Bitte. Ach, ihr Deutschen seid einfach zu bürokratisch.«
    Jetzt muss ich kichern.
    »Klar. Genau, wie ihr alle Ganoven seid. Und Autoschieber.«
    Jan schluckt kurz, dann grinst er. »Okay, wir sind quitt!«
    Oma Strelow beugt sich nach vorne. »Haben wir denn nun ein neues Auto oder

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