Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
Vom Netzwerk:
ihr mehrere dicke Schmatzer aufdrückt. »Ach Gerda, du bist einfach die Beste!«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagt Oma vergnügt. »Aber Jan, sag mal, wie lange bleibst du denn jetzt noch in Lübeck?«
    »Ähm, nicht mehr so lange. Morgen früh wollte ich nach Hause fahren.« Jetzt sieht Jan gar nicht mehr so froh aus, eher ein bisschen traurig. Und mir wird auf einmal ganz schwer ums Herz. Weil: Morgen früh, das ist ja schon bald.
    »Na!« Oma erhebt sich mit Schwung. »Dann müssen wir heute ja noch Abschied feiern. Ich hol mal eine Flasche Sekt. Tine, du bleibst doch noch – oder wartet Alexander auf dich?«
    »Nee, nee, der musste zu einem wichtigen beruflichen Termin, äh, nach Wuppertal«, lüge ich. »Natürlich bleibe ich!«
     
    Wir verleben ein paar schöne Stunden zu dritt. Oma köpft sogar noch eine zweite Flasche, und wir lassen in aller Ausführlichkeit unseren Abenteuerurlaub Revue passieren. Es wird viel gelacht, wir haben ja auch die unglaublichsten Sachen erlebt, trotzdem schwebt ein Hauch von Wehmut über dem Abend. Gegen Mitternacht ist Gerda kurz davor, auf dem Sofa einzuschlafen.
    »Oma, du gehörst ins Bett«, sagt Jan. Und an mich gewandt: »Soll ich dir ein Taxi rufen?«
    Wie, Taxi? Ich will aber gar nicht nach Hause! Da hockt der doofe Alexander und wartet auf mich. Oder auch nicht. Besonders zu vermissen scheint er mich nämlich nicht, immerhin bin ich schon seit Stunden abgängig, und er hat nicht einmal angerufen, um zu fragen, wo ich denn bleibe.
    »Ooomaaa?«, frage ich deshalb. »Kann ich vielleicht auch bei dir schlafen? Zu Hause ist ja keiner, und ich mag jetzt irgendwie nicht allein sein …«
    »Natürlich, Kindchen, das ist überhaupt kein Problem. Ich hab schließlich genug Platz. Du kannst das Gästezimmer neben Jan haben.« Gerda zwinkert mir unauffällig zu.
    Der kann ich aber auch gar nichts vormachen.
     
    Und so beziehe ich wieder ein neues Zimmer und schicke mich an, die Nacht erneut in einem fremden Bett zu verbringen. Pflichtschuldigst schreibe ich Alexander noch schnell eine SMS .
Schlafe bei einer Freundin.
Das ist streng genommen nicht mal gelogen. Immerhin ist mir Oma Strelow richtig ans Herz gewachsen. Dann schalte ich das Handy entschlossen aus, krieche unter die dicke Daunendecke und lausche in die Dunkelheit, ob ich irgendetwas aus dem Zimmer nebenan höre. Nix. Totenstille. Wahrscheinlich ist Jan – völlig erledigt von seinem Knastaufenthalt – sofort eingeschlafen. Als auch ich gerade die Augen schließen will, klopft es zaghaft an meine Tür, und Jan steckt vorsichtig seinen Kopf herein.
    »Tine«, flüstert er, »bist du noch wach?«
    »Ja«, flüstere ich zurück, »komm ruhig rein.«
    Er tappt barfuß und nur mit Boxershorts bekleidet durch den Raum und setzt sich ans Fußende meines Bettes.
    »Ich kann irgendwie nicht schlafen, obwohl ich hundemüde bin«, erklärt er mir seine nächtliche Stippvisite.
    »Geht mir genauso. Wahrscheinlich sind wir alle etwas überdreht.«
    »Oma nicht. Die hab ich eben schnarchen gehört!«
    Wir müssen beide kichern. Dann senkt sich verlegenes Schweigen auf uns herab.
    »Duhu, Tine«, beginnt Jan schließlich. »Die letzte Woche, also, hm, die war total schön – trotz der widrigen Umstände.«
    »Finde ich auch. Wir haben ganz schön viel Spaß gehabt.«
    »Genau! Und irgendwie haben wir uns richtig gut verstanden. So als würden wir uns schon ewig kennen.«
    »Stimmt.«
    »Du bist sowieso eine ganz tolle Frau!«, bricht es jetzt aus Jan heraus. Er rückt ein Stückchen näher und nimmt meine Hand. »Eine ganz, ganz tolle Frau!«
    »Echt? Dabei war ich unterwegs doch manchmal richtig zickig …«
    »Ach was!« Im Dunkeln kann ich Jans wegwerfende Handbewegung nur erahnen. »Aber dafür hattest du ja auch allen Grund. Nee, nee, Tine, glaub mir: Alexander ist ein echter Glückspilz!«
    »Hmm, hmm …«
    »Du bist klug, du bist witzig und spontan, du hast ein gutes Herz, und mit dir kann man echt Pferde stehlen!«
    »So, so, Pferde stehlen … ein prima Kumpel, also.«
    »Quatsch! Für einen Kumpel bist du viel zu sexy … Es ist echt schade, dass wir uns nicht schon früher kennengelernt haben.«
    »Wie, früher?«
    »Na ja, bevor du dich in Alexander verliebt hast …«
    »Ja, aber wie sollte das denn gehen? Du in Polen, ich hier in Deutschland …«, sage ich ganz leise und mehr zu mir selbst.
    Jan seufzt. Dann robbt er schnell zu mir herüber, gibt mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, murmelt leise

Weitere Kostenlose Bücher