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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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für sein schlechtes Benehmen entschuldigt?«
    »Na ja, äh, also … entschuldigt hat er sich jetzt nicht direkt«, stammle ich. »Aber er hat mir einen ganz tollen Anwalt besorgt, den besten, den es in Lübeck gibt: Herr Dr.Steinmüller.«
    »So, so, einen tollen Anwalt … Und was ist nun mit eurer Hochzeit? Wann wollt ihr die nachholen?«
    »Ähm, wir hatten noch gar keine Zeit, darüber zu sprechen. Apropos Anwalt …«, versuche ich, geschickt das Thema zu wechseln. »Vielleicht sollten wir langsam mal einen guten Anwalt für Jan besorgen. Das kann doch nicht sein, dass der immer noch nicht draußen ist!«
    Oma hievt sich von ihrem Küchenstuhl hoch, holt das Telefon und drückt es mir in die Hand. »Dann ruf doch mal deinen Superanwalt an.«
    Während ich in meiner Handtasche nach der Visitenkarte von Dr. Steinmüller krame, hören wir, wie die Haustür klappt und etwas durch den Flur poltert. Keine drei Sekunden später taumelt das Etwas in die Küche: Jan. In äußerst derangiertem Zustand. Sein Pulli wirkt, als trüge er ihn seit drei Wochen, die Jeans sieht nicht besser aus. Er hat dunkle Schatten unter den Augen und jede Menge Bartstoppeln am Kinn. Doch als er mich sieht, strahlt er übers ganze Gesicht. »Tine! Was machst du denn hier? Das ist ja schön!« Stürmisch reißt er mich in seine Arme, dann erst scheint ihm bewusst zu werden, was er da gerade macht, und verlegen lässt er mich wieder los. Ich finde diese Art von Begrüßung eigentlich ganz prima, bin aber mindestens ebenso verlegen wie er.
    Im Hintergrund macht sich Oma Gerda ganz geschäftig am Küchenschrank zu schaffen und kramt umständlich eine weitere Tasse hervor. »Setz dich doch erst einmal, mein Junge. Und dann erzähl!«
    Genau das macht Jan. Und so erfahren Oma und ich, dass der Richter auch mit ihm ein Einsehen hatte, ganz ohne anwaltlichen Beistand. Aber immerhin lagen ja schon die Aussage von Oma und meine Einlassungen zum Thema vor, da gab es wirklich keinen triftigen Grund, ihn weiterhin einzubuchten.
    »Aber warum hat das denn bei dir so lange gedauert?«, will ich wissen.
    »Na ja, erstens war der Richter ja zuerst mit dir beschäftigt. Und zweitens bin ich Pole. Uns steht man bei euch prinzipiell erst mal misstrauisch gegenüber. Ihr wisst doch: Heute gestohlen …«
    »… morgen in Polen!«, antworten Gerda und ich im Chor.
    Jan rührt bedächtig in seiner Teetasse und guckt mich dann ein bisschen schief von unten her an. »Und, Tine? Wie ist es mit Alexander gelaufen? Alles wieder okay bei euch?«
    Ich suche noch nach einer unverfänglichen oder zumindest neutralen Antwort, da hüstelt Oma. »Ich muss jetzt unbedingt mal in den Keller, nach der Wäsche schauen. Ihr zwei kommt ja auch einen Augenblick ohne mich zurecht.« Und dann verschwindet sie ganz diskret.
    »Also, wie war’s?« Jan schaut mich auffordernd an.
    Jetzt fange ich an, hektisch in meiner Tasse zu rühren, obwohl es da gar nichts mehr zu rühren gibt. »Na ja«, druckse ich herum, »irgendwie hat Alexander das dann schon eingesehen, dass es falsch war, mich zu verdächtigen …«
    »Und eure Hochzeit?«
    »Ja, ja, die Hochzeit … Äh, die müssen wir ja jetzt wieder ganz neu planen …«
    Ich weiß selber nicht, warum ich Jan nicht die Wahrheit sage. Dass eine Hochzeit momentan überhaupt nicht mehr zur Debatte steht. Weil Alexander eher gar nichts eingesehen hat, sondern mir jetzt auch noch unterstellt, ich sei nur auf sein Geld scharf. Irgendwie habe ich Angst, dass ich Jan nach so einer Beichte total leidtun würde. Und irgendwie will ich gerade alles von ihm, nur kein Mitleid. Deshalb wage ich erneut einen abrupten Themenwechsel.
    »Sag mal, was machen wir denn jetzt mit dem Auto von Dieter? Das müssen wir schließlich noch zurückbringen.«
    »Mist, die Karre! Die hatte ich total vergessen. Aber hat die Polizei den Wagen nicht beschlagnahmt?«
    »Nö, der ist schon wieder freigegeben. Wollen wir das mal schnell erledigen, was meinst du?«
    Jan hält das für eine gute Idee. Wir sagen kurz Oma, was wir vorhaben, und die schlägt vor, dass wir uns nach erfolgreicher Rückgabe wieder bei ihr einfinden – zum Abendbrot. Noch eine gute Idee.
     
    Der Hummer steht noch genauso auf dem Mitarbeiter-Parkplatz, wie wir ihn verlassen haben. Zum Glück hat das Ding ein Navi, so dass wir das
Paradise
problemlos finden. Das Etablissement ist in einer schicken alten Villa untergebracht. Wir klingeln, ein Summer ertönt, und mit einem leisen Schmatzen

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