Flitterwochen zu dritt
tue.”
Er stoppte den Schaukelstuhl und stellte sich so hin, dass ihre Knie zwischen seinen Beinen gefangen waren. “Und? Wie lange bist du noch bereit?”
“Immer!” sagte sie heftig. “Und ich habe es ihr unmissverständlich klargemacht. Ich werde ihr nie die Genugtuung gönnen, zu sagen: ,Ich habe es dir doch gesagt!’”
Ben ging vor ihr in die Hocke und sah sie mit einem von diesen durchdringenden, klaren Blicken an. “Wenn der einzige Grund ist, dass du deiner Mutter eins auswischen willst, Julia …”
“Nein”, flüsterte Julia, verletzt, weil er ihren Motiven immer noch misstraute, nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten. “Ich bin hier, weil ich dich liebe und weil ich Michael liebe.”
“Das hoffe ich”, sagte er. “Denn so, wie die Dinge liegen, kannst du leider keinen von uns einzeln haben.”
“Ich weiß, und ich möchte es auch nicht anders.”
“Okay”, sagte er so vorsichtig, dass sie wusste, er glaubte ihr nicht.
“Warum kannst du das nicht annehmen?” bat sie. “Was muss ich tun, um es dir zu beweisen?”
“Vielleicht darfst du es nicht mehr so angestrengt versuchen.
Ich denke, im Lauf der Zeit wird dein Vater mich akzeptieren.
Bei Stephanie ist es etwas anderes. Wir werden uns nie verstehen. Aber sie ist dennoch deine Mutter, Julia, und ich erwarte nicht, dass du dich von ihr entfernst, nur um mich davon zu überzeugen, dass du auch auf lange Sicht an dieser Ehe festhältst.”
“Was erwartest du denn dann?”
“Dass du einen Schritt nach dem anderen machst. Was zählt, ist, dass du da ankommst, wo du wirklich hinmöchtest, und nicht da, wo du deiner Meinung nach sein solltest.”
“Dann vertrau mir, dass ich den Unterschied kenne”, bat sie,
“und denk an den Rat meiner Großmutter: Such keine Probleme, wo keine sind.”
Sie glaubte, dass sie es ihm nun endlich klargemacht hatte, denn einige Tage später, als Ben zu einem Kunden fliegen musste, war sein erster Gedanke, Michael und sie mitzunehmen.
“Es ist eine von diesen Fett-Farmen”, sagte er. “Du weißt schon, diese Einrichtungen, wo reiche Frauen hingehen, um ihre Pfunde loszuwerden.”
“Ja”, erwiderte Julia lächelnd. “Ich glaube, der höflichere Ausdruck wäre .Schönheitsfarm’.”
“Kann schon sein. Egal, der Eigentümer möchte sie verschönern: die neusten Whirlpools, Dampfbäder, jede Suite mit einem eigenen, luxuriösen Bad ausstatten, um reiche und berühmte Gäste anzulocken. Ich würde ja jemanden hinschicken, aber er hat mich gebeten, bei der Planungsphase dabei zu sein, und der Auftrag ist zu wichtig für mich, ich kann das nicht ablehnen.”
“Dann flieg hin”, sagte sie. “Es ist doch nur für ein paar Tage, und wir kommen gut allein klar.”
“Aber du könntest einen Tapetenwechsel gebrauchen, und dort ist es um diese Jahreszeit sehr schön.”
“Es ist auch sehr heiß, Ben. Dort sind jetzt im Schnitt fünfunddreißig Grad.”
“Ja, aber in der Stadt gibt es ein gutes Hotel, direkt am See, mit einem Pool und einem schönen Garten, wo du dich entspannen kannst. Komm mit, Julia, und lass uns diese Mini-Flitterwochen machen, von denen du letzte Woche gesprochen hast.”
“Aber wir würden dich kaum sehen. Du bist den ganzen Tag damit beschäftigt, mit dem Besitzer der Schönheitsfarm an den Plänen zu arbeiten.”
“Aber nachts wären wir zusammen. Das ist besser als gar nichts.”
Das war es, aber es war nicht viel, und schließlich überzeugte sie ihn, dass es besser wäre, Michael und sie zu Hause zu lassen.
“Babys in diesem Alter vertragen große Hitze nicht so gut, vor allem wenn sie es nicht gewöhnt sind”, erklärte sie. “Und er macht so gute Fortschritte, dass ich keinen Rückfall riskieren möchte.”
Das war das entscheidende Argument. Ben fuhr einige Tage später, allein. “Ich rufe dich jeden Abend an”, versprach er und umarmte Michael und sie.
“Komm bald wieder”, sagte Julia und spürte schon ein wenig die Einsamkeit.
Er drückte ihr einen schnellen, harten Kuss auf den Mund.
“Das weißt du doch. Die Anhörung wegen des Sorgerechts ist Montag in einer Woche, und das werde ich nicht verpassen.
Rechne damit, dass ich an dem Wochenende wieder zu Hause bin, wenn nicht schon früher.”
Natürlich vermisste Julia ihn, vor allem nachts, wenn sie sich nur an sein Kopfkissen kuscheln konnte. Aber es freute sie auch, das Baby ganz für sich allein zu haben. Sie wusste, dass es nur natürlich war, dass Ben sich angesichts
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