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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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Folgenden aus.«
    Rossbach trank genussvoll von seinem Tee, schob sich eine
große Ladung Speck mit Ei in den Mund und wirkte irgendwie befreit.
Wahrscheinlich war er froh, endlich seine Geschichte erzählen zu können.
    »In der letzten Klasse im Gymnasium haben wir eine tolle
Truppe beisammengehabt. Wir haben uns alle sehr gut verstanden. Dennoch hat es
innerhalb der größeren Gemeinschaft noch zwei, drei kleinere Gruppierungen
gegeben. Eine davon waren ›Die Sieben‹, denen auch ich angehört habe.«
    Jetzt war auch das letzte Stück Speck gegessen und der letzte
Schluck Tee getrunken, sodass sich Axel endlich voll auf das Erzählen
konzentrieren konnte. »Zwei Tage vor Weihnachten haben wir sieben uns beim
Herwig zusammengesetzt und eine improvisierte Weihnachtsblödelei veranstaltet.
Bei dieser ist die Idee mit der Tontine geboren und auch gleich umgesetzt
worden.«

     
    *
     
    Herwig Nestler, Jakob Fahlbichler, Friedrich
Rutzmann, Gregor Atzinger, Hans Nehodal, Werner Dudek und Axel Rossbach
besuchten die Klasse 8 B des Bundesrealgymnasiums in der Schopenhauerstraße.
Darüber hinaus hatten sie sich bereits in der 6. Klasse zu einer Art Geheimbund
zusammengeschlossen, den sie der Einfachheit halber ›Die Sieben‹ nannten.

    Am Abend des vorletzten Schultages vor Weihnachten hatten
sich die Freunde in der Wohnung Nestlers versammelt, um diesmal das
bevorstehende Weihnachtsfest als Vorwand für eines ihrer im Wesentlichen immer
gleich ablaufenden Besäufnisse zu nützen. Da Nestlers Eltern im Ausland waren
und erst am Vormittag des 24. wieder erwartet wurden, herrschte ›sturmfreie
Bude‹, die allerdings nicht hundertprozentig optimal genutzt werden konnte, da
die diversen ›Katzn‹ so knapp vor dem Heiligen Abend keine Zeit zum oder Lust
aufs Knutschen und Begrapschen-Lassen zu haben schienen.

    Irgendwie war aber der Wurm drinnen an diesem Abend.
Entweder waren die Köpfe noch zu schwer vom letzten Treffen vor zwei Tagen,
oder die zeitliche Nähe zur Stillen Nacht zeigte doch gewisse Auswirkungen.

    Der übliche Schmäh floss nur spärlich und stockte
schließlich ganz. Nachdem sich die ›Sieben‹ für ihre Verhältnisse ungewöhnlich
lange angeschwiegen hatten, meldete sich plötzlich der ›Rutzi‹ zu Wort. Der
eher Schweigsame war als ›Denker‹ verschrien, was ihm aber auch eine gewisse
Hochachtung seitens der anderen ›Siebener‹ einbrachte.

    »Wisst ihr, was mir zu schaffen macht?« Die Frage war
rhetorisch gemeint, denn Rutzmann beantwortete sie sofort selbst. »In einem
halben Jahr haben wir die Matura hinter uns und damit auch acht gemeinsame
Jahre. Tolle Jahre mit den besten Freunden, die man sich nur vorstellen kann.
Wie geht es dann weiter? Einige von uns werden studieren, andere einen Beruf
suchen und dritte, darunter auch ich, eine Zeit lang durch die Welt bummeln.
Und obwohl wir uns ganz fest wünschen und auch vornehmen, dass unsere
Gemeinschaft auch in der Zeit nach der Matura Bestand haben wird, wird sich
vieles ändern. Vielleicht sogar alles.«

    »Muss doch nicht sein«, »Aber wieso, wir machen eben
weiter wie bisher« und ähnliche Reaktionen folgten auf diese pessimistische
Perspektive.

    »Ich fürchte, er hat recht«, unkte ›Nesti‹ plötzlich in
die pseudooptimistische Stimmung hinein. »Jetzt haben wir mehr oder weniger
noch ein gemeinsames Ziel, das uns wie eine Klammer zusammenhält. In einem
halben Jahr wird jeder von uns individuelle Wünsche und Vorstellungen haben.
Die verschiedenen Wege dahin werden uns aber auseinanderführen, unsere enge
Beziehung zwangsläufig lockern.«

    »Aber das heißt doch noch nicht, dass unsere Freundschaft
deswegen in Gefahr gerät«, meinte ›Dudi‹ mit fast weinerlicher Stimme. »Das wär
nämlich Oarsch.«

    »Das bedeutet es natürlich nicht«, beruhigte ›Rutzi‹.
»Zumindest nicht automatisch. Aber was haltet ihr davon, wenn wir schon heute
etwas dagegen unternehmen? Zusätzlich noch etwas schaffen, das uns für die
nächsten, sagen wir, 30 Jahre zusammenschweißt?«

    Die allgemein positiven Reaktionen auf diesen
grundsätzlichen Vorschlag veranlassten den ›Denker‹ dann, sein Konzept einer
Tontine vorzustellen. Der »Siebener-Tontine«.

    Danach sollte jeder der Freunde einen oder auch mehrere
Gegenstände von gewissem Wert einbringen. Diese Gegenstände sollten in einem
Metallkoffer, den ›Rutzi‹ ohne Anrechnung beistellen wollte, gesammelt und
irgendwo

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