Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
Vom Netzwerk:
war richtig leidenschaftlich in seiner Argumentation
geworden. »Das ist doch Irrsinn.«
    Jetzt zeigte der Notar plötzlich Reaktion.
    »Winfried hat waaas? Er soll versucht haben, vier Menschen zu
töten? Und eine Frau ist durch ihn gestorben? Das glaube ich nicht.«
    Da zwei unmittelbar an diesen Ereignissen beteiligte Personen
anwesend waren und ihre Sicht der Dinge schilderten, wurde Dr. Jacomi mit der
Zeit doch ziemlich unsicher. Als er dann noch erfuhr, dass Garbers Frau die
besagte Tote war, schossen ihm Tränen in die Augen, und er entschuldigte sich
leidenschaftlich bei dem Ex-Banker.
    »Sie müssen mir glauben, dass ich keine Ahnung davon gehabt
habe, was Winnie getrieben hat«, beteuerte er. »Er hat mir auch hoch und heilig
versichert, dass er die Waffe weggeschmissen hat. Damals vor neun Jahren.«
    »Meinen Sie die Luger 08, die sich im Koffer befunden hat?«,
warf Axel Rossbach ein, und Jacomi nickte.
    »Mein Gott«, stöhnte der
Zahnarzt auf, »wenn ich das Scheißzeug damals bloß vernichtet hätte, statt es
in den Koffer zu tun. Und ich Trottel habe nicht einmal die Patronen
herausgenommen. Nein, ich war sogar noch stolz darauf, dass die Waffe voll
geladen war.«
    »Ich will Ihre Schuldgefühle jetzt nicht noch verstärken«,
sagte Jacomi, »aber wäre die Luger nicht gewesen, wären wahrscheinlich noch
alle am Leben. Mit der blöden Waffe hat nämlich alles begonnen.«
    Dann begann er endlich zu sprechen.

12

     
    Winfried Metzlar war etwa 1 ½ Jahre nach
Erwin Jacomi zur Welt gekommen. Er war das Ergebnis des Verhältnisses seiner
Mutter Lia mit ihrem Chef, dem bekannten Wirtschaftsanwalt Dr. Wolfram Jacomi.
Nachdem Erwins Mutter mit einem italienischen Barpianisten durchgebrannt war,
anerkannte der Anwalt den unehelichen Sohn, nach dem Tod Lias nahm er ihn sogar
in sein Haus auf. Damit war aber das Gute, das Dr. Jacomi für Winfried getan
hatte, schon erschöpfend dargestellt. Nicht, dass es dem intelligenten, aber
unsicheren und durch einen Sprachfehler beeinträchtigten Burschen an
Materiellem gefehlt hätte. Nein, davon war ja genug da. Aber Gefühl hatte
Wolfram für seinen Sohn Winfried nicht mehr aufgebracht als beispielsweise der
Verteidigungsminister für einen Zeitsoldaten. Wolfram verspürte Verantwortung
für Winfried, aber keine Liebe. Nicht einmal Sympathie.
    Seinem ehelichen Sohn Erwin ging es aber keineswegs
besser. Der mäßig begabte Bub hatte Probleme mit dem Lernen, sowohl in der
Schule als auch später auf der Universität. Seine Stärken lagen mehr im
Repräsentativen. Er sah gut aus, hatte eine ausgezeichnete Erziehung genossen
und konnte ganz gut reden. Damit bot er dem auf Äußerlichkeiten bedachten Vater
weniger Angriffspunkte als der Halbbruder. Dafür gab es jede Menge Streit wegen
der ›hoffnungslosen Dummheit‹ Erwins, wie Wolfram es nannte.

    Jeder der beiden Brüder besaß also etwas, das dem anderen
fehlte. Als Team waren sie stark, fühlten sich zeitweise sogar unschlagbar.

    Darüber hinaus verband sie brüderliche Liebe, das Gefühl,
füreinander da sein zu müssen, und vor allem ein enormer Hass gegen den
dominanten und grausamen Vater.

    Als die beiden erwachsen waren, schmiss der Anwalt
zunächst Winfried aus dem Haus und überließ ihn mit einer Einmalzahlung von
umgerechnet knapp 20.000 Euro seinem Schicksal. Einige Zeit später entfernte er
Erwin wegen mangelnder Eignung aus seiner Kanzlei. Der hatte allerdings das
Glück, bei seinem Onkel Franz, der ein netter, freundlicher Mann war, als
Notariatsanwärter und schließlich auch als Partner unterzukommen.

    Dann kam es zur Übernahme der Kanzlei Notar Dr.
Wieselbergers und damit auch der ›Siebener-Tontine‹. Sein Onkel hatte Erwin mit
der Inventarisierung der hinterlegten Wert- und sonstigen Gegenstände
beauftragt. Somit wusste Erwin von der Existenz der geladenen Pistole. Und was
Erwin wusste, wusste bald darauf meistens auch Winfried. Trotz Verpflichtung
zur Verschwiegenheit und all dem anderen gesetzlichen und berufsethischen
Quatsch. Schließlich war der Halbbruder ja keine dritte Person, sondern das
Alter Ego Erwins, und umgekehrt.

    Einige Monate später kamen mehrere Faktoren zusammen: Nach
einem Streit mit Winfried, der ins Haus gekommen war und Geld vom Vater
verlangt hatte, verprügelte ihn Wolfram derart, dass der Sohn zwei Zähne
einbüßte und zwei Wochen im Bett verbringen musste.

    Dann konnte die alte Drecksau wieder einmal seine

Weitere Kostenlose Bücher