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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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nicht wild darauf, ein umfangreiches Protokoll über diesen
Einsatz abfassen zu müssen.
    Jetzt ersuchte der Oberinspektor Erwin Jacomi, in seinem
Wagen Platz zu nehmen und die Fahrt mit ihm fortzusetzen. Den Mercedes des
Notars würde einer der Polizisten zurückbringen. Während der Fahrt schwiegen
die Männer, Wallner, weil er sein Pulver nicht zu früh verschießen wollte, und
Jacomi, weil er wahrscheinlich ohnehin Bescheid wusste. Als der Wagen durch die
Lorenz-Müller-Gasse fuhr, meldete sich das Handy des Oberinspektors. Es war
Brandtner, der ihn kurz informierte, dass der Koffer zwar gefunden worden, aber
völlig leer war.
    Da ihm der Major glaubhaft versicherte, dass der Räuber keine
Gelegenheit gehabt hatte, den Kofferinhalt während der Fahrt zum Mühlwasser
loszuwerden, stand für den Oberinspektor fest, dass es lediglich zwei
Möglichkeiten geben konnte. Entweder der Koffer war schon die ganze Zeit leer
gewesen und das der Grund für den inszenierten Raub. Oder der Inhalt befand
sich nach wie vor im Tresorabteil des Notariats bei ›Safe and Deposit‹. Wie
auch immer, mit dem Fehlen des Inhaltes war ein erster Tatbestand erfüllt.
    »Ich verhafte Sie
hiermit zunächst einmal wegen Untreue«, er drehte sich zu Jacomi um. »Der
Koffer, der Ihnen angeblich geraubt worden ist, war leer. Aber ich erzähle
Ihnen sicher nichts Neues, wenn ich Ihnen verspreche, dass Untreue noch der
geringste der Vorwürfe sein wird, die wir Ihnen heute machen werden.«
    Der Notar blieb weiter stumm und blickte demonstrativ aus dem
Fenster.

     
    *

     
    Dr. Franz Jacomi ging es gar nicht gut. Der
immerhin doch schon fast 65-jährige Notar hatte ein hochrotes Gesicht,
Atembeschwerden und schwitzte wie in der Sauna nach einem kräftigen Aufguss.
    »Sollen wir einen Arzt rufen?«, wollte Rossbach wissen. »Ich
bin zwar auch Arzt, aber als Zahnmediziner vielleicht nicht ganz der Richtige
für Ihren Zustand.«
    »Nein, danke«, wehrte der alte Herr ab. »Wenn Sie so nett
wären und mir ein Glas Wasser besorgen könnten, damit ich meine Pillen nehmen
kann.« Er kramte umständlich in den Taschen seines Sakkos, das neben ihm auf
dem Tisch lag, und förderte eine Pillendose aus schwerem Silber hervor.
    Rossbach war inzwischen hinausgegangen und kam mit dem
gewünschten Nass zurück. Während der Notar zwei Tabletten in den Mund schob und
hastig Wasser nachtrank, meldete sich Palinskis Handy.
    »Entschuldigen Sie«, meinte der, stand auf und ging an das
eine Ende des schönen, im neunten Stock liegenden Büros. Während er auf die
etwa 40 Quadratmeter große Terrasse blickte, die über eine Schiebetüre
erreichbar war und die im Sommer ein Traum sein musste, lauschte er aufmerksam,
was ihm Florian Nowotny aufgeregt zu berichten hatte.
    Jetzt öffnete sich auch die Türe zum Sekretariat, und
Brandtner, mit dem Koffer in der Hand, Wallner und der von einem uniformierten
Beamten begleitete Dr. Erwin Jacomi betraten den Raum.
    »Na endlich, da bist du ja.« Dem Onkel ging es jetzt wieder
etwas besser. »Wo warst du denn so lange? Ich habe schon befürchtet, es ist
etwas passiert.«
    Erst jetzt schien er die Männer in Begleitung seines Partners
wahrzunehmen. »Wer sind denn die Herren, die du mitbringst?«
    Wallner stellte sich, Brandtner und den uniformierten
Kollegen vor und nannte gleich auch den Grund für die gefesselten Handgelenke
Dr. Erwin Jacomis. Ungläubig starrte der Seniorpartner zunächst Wallner und
dann seinen Neffen an. »Stimmt das, Erwin?«, wollte er mit erstickter Stimme
wissen. Doch der Juniorpartner blickte nur wortlos zur Seite. Da fing der alte
Herr plötzlich an zu weinen und ging allen Anwesenden damit schrecklich an die
Nieren.
    Palinski hatte inzwischen sein Telefonat beendet und gab
Wallner durch Zeichen zu verstehen, dass er ihn dringend sprechen musste. Doch
der Oberinspektor war jetzt nicht zu bremsen.
    »Bevor wir weitermachen, habe ich eine große Bitte an Sie,
Herr Doktor.« Damit meinte er Erwin. »Sagen Sie einmal ›Sommer, Sonne und
Musik‹, bitte. Sprechen Sie mir einfach nach.«
    Der Junior blieb stumm und blickte weiter demonstrativ zum
Fenster hinaus.
    Wallner wieder geriet langsam ein wenig in Rage, und Palinski
versuchte weiter verzweifelt, die Aufmerksamkeit des Oberinspektors auf sich zu
lenken.
    »Ach, das wollen Sie nicht«, fuhr Wallner mit spöttischem Ton
fort. »Es sind Ihnen wahrscheinlich zu viele ›S‹ in den vier Worten.«
    »Na

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