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Florian auf Geisterreise

Florian auf Geisterreise

Titel: Florian auf Geisterreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: oliver Hassencamp
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drauf.“
    „So ist es. Und von da wird ihnen, wie damals auch, Mata Hari zur Gitarre Vorsingen.“
    „Sie ist sehr reich!“ quatschte Florian dazwischen.
    „Und hat ein künstliches Hüftgelenk“, fuhr die Tante fort. „Damit kann sie zwar gut gehen, aber das Aufstehen fällt ihr schwer und tut ihr weh...“
    „Ohne Stock kommt sie nicht hoch!“ bestätigte Florian. „Es dauert endlos, bis sie steht. Aber warum erzählst du mir das alles?“
    „Nicht so ungeduldig!“ mahnte die Hellseherin. „Gleich wirst du wissen, warum das wichtig ist.“
    „Entschuldige, ich... ich hab zuviel gegessen.“
    „Dein Völlegefühl werde ich dir auch nehmen“, sagte sie.
    Wie das geschehen sollte, konnte er sich nicht vorstellen, sagte aber nichts mehr, lehnte sich weiter zurück, um besser atmen zu können, und gab sich aufmerksam.
    „Kürzlich hat Mata Hari ihr Testament gemacht“, fuhr die Tante fort. „Aber das weiß sie nicht. Ihr Neffe kümmert sich um den täglichen Kleinkram, erledigt Rechnungen und so weiter, setzt Briefe auf, die sie nur unterschreibt. Dabei hat er ein Testament dazwischengeschmuggelt, das ihn zum Alleinerben macht. Die Unterschrift ist ja echt. Nun muß sie nur noch sterben. Das soll heute geschehen, als Unfall getarnt. Während sie ihren Mitschülern vorsingt...“
    „...wird sie von einem Baum erschlagen!“ kombinierte Florian drauflos.
    „ Flori !“ Tante Thekla war platt. Ihre grünen Augen starrten ihn an.
    Er sprang auf. „Der Baum ist angesägt und steht schief. Er hängt nur noch…“
    „Er hängt nur noch an einem Seil!“ übernahm sie. „Wenn das gekappt wird...“
    „...schleichen der Neffe und sein Freund durch den Wald über die Grenze“, fuhr Florian fort. Er glühte vor Aufregung. „Und kommen am Abend bei der Zollstation mit ihrem schweren Motorrad aus dem Ausland zurück! Ich hab’s gewußt, Tante Thekla. Gestern hab ich sie gesehen, da dachte ich mir noch nichts. Aber heute hab ich’s vorgefühlt. Heute hätte der Baum fast mich erschlagen — im Traum.“
    Tante schüttelte nur noch den Kopf. „Wer ist hier eigentlich Hellseher, du oder ich?“
    „Mensch, ist das aufregend!“ Florian lief durchs Zimmer, wie ein Tiger durch den Käfig. „Jetzt versteh ich. Ich soll mitgehen und Mata Hari wegtragen, wenn der Baum kommt! Du, die dürfte aber ganz schön schwer sein.“
    „Nein, nein. Da stolperst du womöglich.“ Mit beiden Händen winkte sie ab.
    Doch Florian war nicht mehr zu stoppen. „Ich verstehe. Du willst nicht, daß die Alten was merken. Die trifft sonst der Schlag. Ich soll auf den Baum klettern, wo das Seil festgebunden ist! Du, das gibt aber eine Rauferei, zwei gegen einen! Da müßte ich Fridolin mitnehmen…“
    „Um Gottes willen!“ fuhr die Tante dazwischen. „Dann erfährt’s der Kommissar und macht alles kaputt. Der kann nichts verhindern, der hat nur gelernt, wie man Leute aufhält, wenn’s längst passiert ist!“
    Florian hatte schon die nächste Idee bereit. „Dann geh ich mit den Alten und sag, die Lichtung sei gesperrt, wegen Holzarbeiten.“ Er stutzte. „Geht nicht. So können wir den Neffen nicht überführen. Jetzt hab ich’s! Wir beide gehen heimlich hin. Ich fotografiere die beiden, wie sie das Seil kappen, und du hältst den Baum fest, mit Telekinese!“
    „Und du meinst, die sehen uns nicht?“
    Das leuchtete Florian ein. Madame Thekla nutzte die Pause bis zu seinem nächsten Einfall.
    „Darf ich ausnahmsweise auch mal was sagen?“ begann sie leise. „Wir werden zusammen hingehen, das ist richtig. Aber so, daß man uns nicht sieht. Wir fliegen. Astral. Wir lassen unseren Körper hier.“
    Florian stand starr. Hatte er richtig gehört?
    Von oben bis unten musterte sie ihn. „Ich denke schon, daß ich dich aus dir herausbringe. Dann bist du dein Völlegefühl los.“
    Er hatte also richtig gehört. Das war das Allertollste! Sein kühnster Wunschtraum ging in Erfüllung, und sie sagte das einfach so. „Ta... Tante...!“ stammelte er.
    „Schon gut!“ Sie winkte ab. „Wir müssen uns beeilen! Wundern kannst du dich nachher. Schließ bitte die Tür ab. Nimm den Stuhl da, stell ihn in die Ecke und setz dich. Ganz in die Ecke, damit du rechts und links Halt hast. So, und jetzt lehne dich fest an und atme ganz ruhig. So ist es gut. Ich verwandle jetzt deinen Zustand. Es tut einen Augenblick weh, aber du bist ja begabt. Ich kann das verantworten, weil ich dich brauche. Alles Weitere sage ich dir, wenn wir

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