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Florian auf Geisterreise

Florian auf Geisterreise

Titel: Florian auf Geisterreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: oliver Hassencamp
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schiefen Baumes abbrechen und am Rand der Lichtung, in sicherer Entfernung von der Sängerin, zu Boden fallen. Das würde die alten Schulkameraden aufscheuchen und sie veranlassen, Mata Hari von dem gefährdeten Platz herunterzuholen.
    Genau das geschieht. Nur die Gitarre liegt noch oben auf der Bank. In diesem Augenblick kracht der schiefe Stamm seiner Krone samt Seil hinterher, zerquetscht Bank und Instrument.
    „Da hast du noch mal Glück gehabt!“ ruft Piefke. „Jetzt wirst du hundert Jahre alt!“
    Na, wie hab ich das gemacht? empfängt Florian Tantes Impulse. Aber paß auf. Ich hab noch eine Idee!
    Während der astrale Florian kombiniert, was ihr denn wohl einfallen könnte, kracht im Dickicht ein Baum zu Boden, den niemand angesägt hat, gefällt allein von telekinetischer Energie. Ein Schmerzensschrei hallt durch den Wald.
    Florian schwebt hin, sieht und sendet: Ganze Arbeit, Tante! Jetzt ist er überführt!
    Der Stamm hat das Motorrad zerquetscht und liegt quer über dem gebrochenen Bein des Neffen, der noch ein Seilende in der Hand hält.
    Die Schulkameraden eilen herbei; entsetzt, aber unschlüssig, was sie tun sollen, schnattern sie durcheinander.
    Gehen wir! sendet die Tante. In fünf Minuten beginnt mein erster Nachmittagstermin!
    Ach, Tante — auch ein Astraler kann Launen haben — laß mich noch ein bißchen astral sein! Es ist so toll, und bis jetzt hab ich ja nur gearbeitet!
    Na schön. Noch drei Minuten! Weil du dich so bewährt hast. Aber nicht länger! Du mußt aus dem Zimmer sein, bis die Kundschaft kommt, und du weißt, mit diesen Kräften ist nicht zu spaßen!

Das Wunder von Neustadt

    Ein Männlein schwebt im Walde,
    ganz still und stumm,
    schwebt über einer Halde
    und drum herum...

    So könnte Florian singen, wenn er das in seinem Zustand könnte. Aber auf der Lichtung, wo der schiefe Baum Bank und Gitarre zerschlagen hat, ist heute schon genug gesungen worden. Zudem hat er im Augenblick Sorgen. Nicht, daß er nicht mehr zurück könnte! Er hat nur vergessen, seine Tante zu fragen, wie man astral durch die Gegend gleitet. Bis jetzt kennt er nur eine Fortbewegungsart: den Gedankensprung — sich das Ziel vorstellen und auch schon dort sein. Mit dieser Fahrtechnik ist er hierher auf die Lichtung zurückgekommen, weg von den alten Schulkameraden, die an der Unfallstelle versuchen, das Bein des Neffen unter dem Baum herauszuziehen.
    Moment! Wie hab ich das gemacht, als ich dem Komplizen bei dem Hieb dazwischengefahren bin? fragt er sich. Ich hab mich hingedacht, und, daß es schnell gehen muß! Dann denke ich mich jetzt über die Wipfel zur Pension zurück, aber langsam, so mit fünfzig Sachen.
    Gedacht — und schon ist er über den Wipfeln, gleitet wie ein Segelflugzeug dahin.
    Langsamer! denkt er.
    Die Geschwindigkeit verringert sich. So gefällt mir das! Fliegen ist erst ohne Maschine schön. Senkrecht runter!
    Wie mit dem Fahrstuhl sinkt er auf den Parkplatz hinunter, wo Fridolin und Kommissar Kollo gerade aus dem Auto klettern.
    Daß die schon da sind? wundert er sich. Die Geschichte ist doch eben erst passiert! Oder holt Fridolin sein Motorrad? Er könnte zuhören, was sie reden. Doch es wäre schade, die restliche Zeit damit zu verplempern. Auch wenn drei Minuten für einen Astralen nach Florians Vorstellung im Körperlichen einer kleinen Ewigkeit entsprechen mußten. Im Grunde gibt’s in diesem Zustand überhaupt keine Zeit. Die wird erst merkbar, wenn man sich mit Menschen beschäftigt.
    Ich beherrsche alle astralen Flugmanöver! freut er sich. Also, los! Einmal Mond und zurück!
    Eine Rakete ist nichts gegen diesen Start.
    Menschenskind!
    Ohne Beschleunigungsdruck steigt er auf, fühlt kein Tempo, keine Temperatur, nur die Stille des Raums. Satelliten ziehen ihre Bahn, gemächlich wie Lastkähne auf einem Fluß. Da drunten, der Zipfel, das muß Afrika sein! Die Erde hat nur noch den Durchmesser eines Tennisballs; riesig dagegen liegt der graue Mond vor ihm.
    So, ihr Astronauten! Jetzt zeig ich euch ein Kunststück, das ihr nicht könnt! Florian konzentriert sich und sticht in einer Hundertstelsekunde mitten durch den Erdtrabanten. Das macht Laune!
    Und jetzt durch die Sonne nach Neustadt! Aber ein bißchen langsamer!
    Das grelle Licht, die Hitze, die Vulkanausbrüche — nichts kann seiner astralen Substanz etwas anhaben. Wohl aber seinem Bewußtsein. Das Überwältigtsein von der totalen Freiheit, die Lust an grenzenlosem Übermut verblassen. Mitten im Kern der Sonne

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