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Florian der Geisterseher

Florian der Geisterseher

Titel: Florian der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Pferde von oben gesehen!“ mampfte er.
    „Aha! Deine Eltern haben wohl eine Etagenwohnung zur Straße!“ zwickte sie ihn auf.
    Florian fiel ihr ins Wort: „Mein bester Freund, Jens heißt er, und der hat einen Vater...“
    „Das soll vorkommen“, alberte Agathe.
    „Und der hat einen Bruder“, fuhr Florian fort, „und der hat ein Gestüt. Und da bin ich ein paarmal...“ Er stopfte den Rest des Hörnchens in den Mund, leckte den Honiglöffel ab und ging hinaus.
    Hinter der Hausecke wartete August mit den beiden Haflingern.
    „Guten Morgen, Flori !“ Tante Thekla saß schon im Sattel. In Reithosen mit Stiefeln wirkte sie viel jünger und überhaupt nicht wie eine Hellseherin.
    „Guten Morgen. Hast du auf mich gewartet?“ fragte er.
    „Nein. Ich bin gerade aufgesessen.“
    „Ich hab mich auch schwer beeilt.“ Florian nickte August zu, und der fing das Spiel von vorne an: Ob er überhaupt reiten könne?
    Florian hechtete auf den Haflinger und erzählte noch einmal von dem Freund mit dem Vater mit dem Bruder mit dem Gestüt, und fragte dann: „Wie heißt sie eigentlich, meine 1 -PS-Maschine?“
    „Susi“, antwortete August und half ihm in die Steigbügel.
    „Okay, Susi, dann starte mal!“ Florian ritt an.
    Im Schritt bewegten sie sich zum Wald. Die Tante voraus.
    „Guten Ritt, Madame!“ rief August hinterher.
    Florian drehte sich um. An der Hausecke stand Agathe mit vollem Tablett und sah ihnen nach. Er winkte ihr zu und wandte sich wieder nach vorn. „Du, Tante, warum sagen eigentlich alle Madame zu dir?“
    „Ich weiß auch nicht“, antwortete sie. „Ein Klient hat das mal gesagt. Seitdem heiße ich so!“

    Sie hatten einen Waldweg erreicht und gingen in Trab über. Da wird man von allein still, besonders wenn man’s nicht gewöhnt ist. Tante Thekla trabte englisch; Florian wählte die Bandscheibenmassage auf deutsche Art. Nach einigen Minuten erreichten sie einen kleinen See. Die Haflinger gingen wieder in Schritt über, und die Tante sagte: „Du reitest recht gut.“
    „Du auch, Madame.“ Florian grinste.
    „Es ist mein Ausgleichssport“, antwortete sie. „Und das ist der Waldweiher. Hier kannst du mal mit Agathe zum Schwimmen her!“
    „Mach ich“, antwortete Florian.
    Tante Thekla streckte die Hand aus. „Wir müssen jetzt da rechts hinüber.“ Sie bog vom Weg ab und ritt zwischen den Bäumen hindurch.
    „Hast du was Bestimmtes vor?“ fragte er.
    Sie nickte.
    „Und was?“
    „Sei nicht so neugierig.“
    Du hast leicht reden. Ich bin ja nicht Hellseher! hätte er am liebsten gesagt. Er unterließ es jedoch. Scherze schienen ihm im Augenblick unangebracht.
    Nachdem sie etwa zehn Minuten schweigend durch den Wald geritten waren und dabei einen kleinen Bach durchquert hatten, stießen sie auf drei Männer der Grenzpolizei.
    „Na?“ fragte die Tante nur, als habe sie erst vor kurzem mit ihnen gesprochen.
    „Noch nichts, Madame“, antwortete einer.
    „Und die andern?“ fragte sie weiter.
    „Auch Fehlanzeige. Wir sind in Funkverbindung.“
    Da ließ Tante Thekla die Zügel los, zog die Handschuhe aus, legte die Fingerspitzen an die Schläfen und schloß die Augen. Alle waren mucksmäuschenstill.
    Tonlos bewegte sie die Lippen. Bis sie schließlich abgehackt, mit Pausen dazwischen, zu sprechen begann: „Es ist hügelig... Waldboden... ein Einschnitt...eine Art Höhle... die Öffnung... ist vertikal...von einem Baumstumpf verdeckt... der Stumpf ist ziemlich hoch... frische Schnittfläche...“
    „Höhle. Davor hoher Baumstumpf mit frischer Schnittfläche!“ gab einer der Beamten mit dem Sprechfunkgerät durch.
    Tante Thekla hatte ihre Handschuhe wieder angezogen. „Wir reiten weiter. In Richtung Aussichtsturm.“ verabschiedete sie sich.
    „Dort ist unser Einsatzleiter“, erwiderte der erste Beamte.
    „Er muß hier sein!“ Tante Thekla deutete in die Gegend. „Zwischen Bach und Turm!“
    „Jawohl, Madame. Wir suchen weiter.“ Der Polizist legte die Hand an die Mütze.
    Florian war so beeindruckt, daß er vergaß, sein Pferd anzutreiben. Doch Susi folgte von allein.
    Ein paar hundert Meter weiter stießen sie auf die nächste Streife. Diesmal fünf Mann und ein Suchhund. Stumm grüßten die Männer.
    „Na?“ fragte die Tante wieder.
    „Die Hunde tun sich schwer“, klagte der Beamte, der das Tier führte. „Der Regen heute nacht...“
    In diesem Augenblick zog der Schäferhund mächtig an der Leine. Er zog ihn mit sich fort. Beide verschwanden zwischen den

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