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Florian der Geisterseher

Florian der Geisterseher

Titel: Florian der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Bäumen. Stumm warteten alle. Da kam der Ruf: „Hierher!“ Tante Thekla saß ab und gab Florian die Zügel. „Bleib du da!“
    Glücklicherweise blieb auch einer der Beamten zurück. Wohl wegen der Pferde, wie Florian kombinierte. Ihn konnte er fragen und das tat er auch. Sofort.
    „Ja“, sagte der Beamte. „Da ist doch ein Kind, der jüngste Sohn von einem Fabrikanten, entführt worden. Vielleicht hast du’s im Radio gehört. Drei Millionen wollten die Gangster. Gestern abend sollte die Übergabe stattfinden. Da muß aber was dazwischengekommen sein. Jedenfalls haben wir den Befehl gekriegt: Grenzwald durchkämmen...“
    Zwischen den Bäumen kamen sie zurück. Einer der Beamten trug einen kleinen Jungen auf dem Arm, der sich mit großen Augen umsah und gar nicht begriff, was geschah. Der Polizist mit dem Funksprechgerät redete ohne Punkt und Komma.
    „So!“ Tante Thekla saß wieder auf. „Dann wär das auch ausgestanden. Lungenentzündung kriegt er keine! Die Sache bleibt aber unter uns, meine Herrn.“
    „Wir danken Ihnen, Madame“, antwortete der erste, und an den grüßenden Beamten vorbei ritten sie zurück.
    Nun konnte Florian nicht mehr an sich halten. „Mensch, toll! Wie hast du den denn gefunden?“ rief er trotz Trab.
    Die Tante ließ ihr Pferd in Schritt übergehen und erklärte, als wäre das die natürlichste Sache von der Welt: „Die Mutter kam gestern. Sie ist eine alte Kundin von mir. Da haben wir mal nachgeschaut. Die Kerle kommen nicht an das Lösegeld! hab ich ihr gesagt. Sie fühlen sich beobachtet und hauen ab, über die Grenze. Den kleinen Ralph setzen sie vorher im Wald aus. Ungefähr beim Aussichtsturm! — Heute morgen habe ich mich noch einmal konzentriert und gesehen, daß es bei der Suche Schwierigkeiten gibt. Die wollte ich abkürzen.“
    „Holt dich die Polizei öfter?“ fragte Florian.
    Lächelnd schüttelte Tante Thekla den Kopf: „Die haben auch ihren Stolz.“
    Florian kombinierte schon wieder: Da reitet sie mit mir aus, als ob nichts los wäre. Wenn ich das Onkel Bruno erzähle! Aber der denkt dann nur, sie hätte mich eingewickelt mit ihren „Hexenkünsten“. Das schwarze Schaf in der Familie! Sein Zorn über so viel Unverständnis machte sich Luft: „Und da gibt es Leute, die dir nicht trauen!“
    „Dank deiner Mithilfe.“ Tante Thekla hielt ihr Pferd an. „Eine Dame hat sich gestern nicht grade beschwert, aber doch abfällig geäußert. Mein Neffe fühle sich wohl schon als Hellseher. Er werfe da mit Fachausdrücken um sich und sage Dinge, die keinesfalls auf seinem Mist gewachsen sein könnten. Das gebe dem ganzen Unternehmen einen Stich ins Unseriöse.“
    Florian schnappte nach Luft, so außer sich war er. „Diese blöde Kuh!“
    „Du kannst dich beruhigen!“ Die Tante lachte. „Meine Antwort war auch nicht von Pappe. Hier wird niemand gezwungen, mir zu trauen! hab ich geantwortet. Sie können jederzeit abreisen. Aber versuchen Sie nicht, meinen Neffen auszuhorchen. Denn, wenn einer in der Familie zu mir hält, dann ist er es.“ Florian konnte nicht antworten. Verbissen kämpfte er gegen die dummen Tränen, die ihm über die Backen kullern wollten. Und er schaffte es. Beide Augen blieben trocken.
    Noch einmal hielt die Tante an. „Kein Wort über die Sache. Ich meine die mit Ralph. Zu niemand!“
    Florian nickte. In einem großen Bogen um den Aussichtsturm herum, den die Polizei schon wieder verlassen hatte, ritten sie durch den Wald und trafen erst gegen halb elf wieder in der Pension Schicksal ein.
    „Der Name stimmt wirklich!“ fuhr es Florian heraus.
    Tante Thekla nickte freundlich den Gästen zu, die herübergrüßten. „Das weißt du doch noch gar nicht“, sagte sie. „Das muß man am eigenen Leib erfahren, und dazu mußt du einen Termin bei mir gehabt haben, und dann warten, ob auch alles eintrifft.“
    „Du würdest mir einen Termin geben, wirklich?“ Florian fiel fast vom Pferd.
    „Selbstverständlich.“ Die Tante saß ab, „wo du so zu mir hältst.“
    „Mensch! Und ich hab mich nicht getraut...“
    Sie lächelte. „Drum sag ich’s ja.“
    „Wann?“
    „Wann du willst.“
    „Am liebsten gleich!“ rief er und rutschte vom Pferd herunter.
    „Aber Flori !“ machte sie mit gespieltem Ernst. „Wir müssen uns doch erst umziehen. Und außerdem kann man das nicht so atemlos machen. Dazu muß man ,versammelt’ sein, wie wir Reiter sagen. Also nach dem Mittagessen!“
    „Bestimmt?“ Florian konnte es noch nicht

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