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Florian der Geisterseher

Florian der Geisterseher

Titel: Florian der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Gedanken an sich kam er zu ihr zurück und fragte: „Wie bist du überhaupt hierher gekommen?“
    „Das ist eine sehr einfache Geschichte.“ Sie lächelte vor sich hin und begann zu erzählen. Von weit her kam sie, mindestens fünfhundert Kilometer, und hatte eigentlich studieren wollen. Da erzählte eines Tages die Schwester ihrer Mutter, sie sei bei einer tollen Hellseherin gewesen. Die habe ihrem Leben eine entscheidende Wende gegeben. „Ich war damals mit einem alten Schulfreund quasi verlobt“, fuhr Agathe fort, „hatte aber keine rechte Lust, ihn zu heiraten. Da dachte ich: Fahr auch mal zu der tollen Hellseherin! Vielleicht kann sie dir raten, was du am besten tust...“
    „Wie alt bist du denn schon?“
    „Fünfundzwanzig“, antwortete Agathe.
    Was, so alt? wollte Florian gerade herausplatzen, da fielen ihm Tante Theklas Worte ein, er solle nicht soviel fragen. Und er hielt sich zurück.
    Möglicherweise hatte das auch noch einen anderen Grund. Während Agathe weitererzählte, wie sie sich das Geld für die Reise zusammengespart und Tante Thekla schriftlich um einen Termin gebeten hatte, fühlte er in seinem dünnen Schlafanzug mit den kurzen Ärmeln und kurzen Hosen, wie die Kälte an ihm hinaufkroch. Vergeblich verschränkte er die Arme.
    „Du frierst ja!“ unterbrach sich Agathe. „Geh ins Bett!“
    „Das ist eine gute Idee!“ Florian klapperte mit den Zähnen. „Rück mal ein bißchen.“
    Und noch ehe sie sich’s versah, hatte er das Tierfell heraufgeholt, und grinste: „Mensch! Gar kein Vergleich!“
    Agathe antwortete nicht sofort. Sie war sprachlos. „Ich habe nicht gesagt, komm ins Bett! Ich habe gesagt, geh ins Bett!“ sagte sie schließlich.
    „Ach, Mensch, jetzt bin ich schon da“, maulte er. „Ist ja genug Platz. Du kannst mich doch nicht wieder rausschicken in die Kälte. Komm, erzähl weiter!“
    Abermals dauerte es eine Weile, bis Agathe die Sprache wiederfand. Ihre Schilderung der Reise, der Ankunft, der Bekanntschaft mit August, nahm Florian nur oberflächlich wahr. Er genoß es vor allem dazuliegen in dem bequemen Bett und nicht mehr zu frieren. Doch als die Rede auf Tante Thekla kam, war er wieder voll bei der Sache.
    „Das mit meinem alten Freund wird nichts, und mit dem Studieren auch nicht — hat deine Tante gesagt. Ich hatte sofort Vertrauen zu ihr, weil sie mir vorher ein paar Dinge aus meinem Leben gesagt hat, die sie normalerweise nicht wissen konnte ....“
    „Was hat sie denn gesagt?“ unterbrach Florian.
    „Ach, das ist unwichtig!“
    „Und was hat sie dann gesagt?“ Mitten im Satz fielen ihm Tantes Worte wieder ein, und er beschloß, sich endgültig zurückzuhalten.
    Zumal Agathe bereitwillig antwortete: „Sie hat gesagt, daß ich einen Mann finden werde, der zu mir paßt. Und zwar hier! Daraufhin bin ich gleich dageblieben, habe mir von zu Hause meine Sachen schicken lassen und die Stelle angetreten. Ich mußte ja von was leben. Das war vor einem Jahr.“ Sie machte eine Pause. „Weißt du, man ist ganz ruhig, wenn man weiß, was kommt und wie es ausgeht.“
    „Mensch, ist das aufregend!“ murmelte Florian noch. Dann sank sein Kopf zur Seite und die Augen fielen ihm zu.

Ganz großes Geheimnis

    „Raus mit dir, du Schlafmütze!“
    Als Florian die Augen aufschlug, stand Agathe vor dem Bett. Sie hatte ihre Küchenschürze um. War es schon so spät?
    „Deine Tante will mit dir ausreiten!“ sagte sie und zog ihm die Decke weg.
    „Was denn, mitten in der Nacht?“ maulte er, obwohl die Sonne ins Zimmer schien.
    „Es ist gleich neun. Komm, erheb dich!“
    „Hat sie denn keine Kunden heut?“ Florian kroch an den Rand des breiten Bettes und hob das innere Bein, daß es aussah, wie wenn ein alter Mann aufs Fahrrad steigt.
    „Erst am Nachmittag!“ erklärte Agathe.
    Er gähnte. „Und so was nennt sich Ferien!“ Die halbgeöffneten Augen stur gradaus gerichtet, latschte Florian an ihr vorbei zur Tür hinaus.
    Die quietscht ja gar nicht mehr! dachte Agathe. Sie legte das Oberbett übers Fensterbrett und stieg wieder hinunter zu ihrer Arbeit.
    Heute beeilte sich Florian. Fünf Minuten später erschien er in der Küche, setzte sich nicht erst, sondern stürzte einen Becher Kakao im Stehen hinunter, biß in ein Hörnchen und aß den Honig mit dem Löffel hinterher.
    „Langsam!“ mahnte Agathe. „August sattelt noch. Wie ist das, kannst du überhaupt reiten? Oder muß ich inzwischen den Krankenwagen kommen lassen?“
    „Ich hab schon mehrere

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