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Florian der Geisterseher

Florian der Geisterseher

Titel: Florian der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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den Lehrer zur Tür gebracht hatte. „Mir geht es hier um Flori und nicht um Frau Treitschke- Zwiebenich !“ Daraufhin hackten sie wieder auf ihrem Sohn herum.
    Florian sagte nichts mehr. Er dachte nach: Ich muß mit Hempel reden, bevor er etwas gegen Tante unternimmt! Ich muß ihn allein erwischen. Dann kann ich alles besser erklären. Im Grund ist er ganz vernünftig. Am liebsten würde ich ihn zu Tante Thekla schleifen, daß sie ihm alles erklärt. Sie würde ihm auch sagen, daß er krank ist!
    Florian hielt den Atem an.
    Das ist es! Das muß ich ihm sagen! Dann versteht er. Ohne ein Wort zu verlieren, rannte er aus dem Zimmer, aus dem Haus. Drüben auf der anderen Seite fuhr ein Wagen weg — Lehrer Hempel. Florians Armfuchteln kam zu spät. Doch er mußte es ihm sagen, jetzt gleich.
    Er holte sein Fahrrad, fuhr an eine Telefonzelle und schaute im Fernsprechbuch nach der Adresse. Die Straße war ihm bekannt, er fand sich sofort zurecht. Obwohl der Neubau einen Lift hatte, bot sich die Treppe als unwiderstehliche Trainingsmöglichkeit an. Zweistufenweise bis in den vierten Stock hinauf, da kommt auch ein konditionsstarker Athlet ins Schnaufen. Bis Florian merkte, daß er im Augenblick überhaupt nicht reden konnte, hatte er schon geklingelt.
    „Um Gottes willen, was ist denn?“ Die junge Frau an der Tür faßte den Japsenden am Arm und zog ihn in die Wohnung. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, nahm sie sein Handgelenk und fühlte den Puls.
    Die macht sich Sorgen! Florian fand das ganz komisch. Jedenfalls ließ er sich in ein Zimmer bugsieren und auf die Couch betten.
    „Du willst sicher zu meinem Mann“, sagte sie. „Der muß jeden Augenblick kommen. Er wollte nur einen Elternbesuch machen. Inzwischen bleibst du schön liegen und wir schauen mal, woher diese Tachykardie kommt...“
    „ Tachy ... was...?“ japste Florian.
    „Das wird dir der Doktor gleich erklären“, beschwichtigte sie ihn. „Er wohnt hier. Auf derselben Etage, gleich gegenüber.“
    Sie hatte die Tür noch nicht geschlossen, da kombinierte Florian schon wieder: Sie holt den Arzt! Wenn jetzt Hempel noch kommt — besser könnt’s gar nicht gehen!
    Ein Schlüsselgeräusch draußen, die Zimmertür wurde geöffnet, ein blasses Gesicht erschien. „Ja, bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Macht sich hier auf meiner Couch breit! Jetzt weiß ich’s: Du hast dir die Arbeit mit einem Nachschlüssel zu meiner Wohnung verschafft! Steh sofort auf und mach, daß du rauskommst!“
    „Ich muß liegenbleiben“, widersprach Florian seelenruhig, „bis der Arzt kommt!“
    „Wer sagt das?“ fragte der Lehrer fassungslos.
    „Ihre Frau, nehme ich an.“
    „Was heißt: nehme ich an?“ japste der Lehrer.
    „Die Dame, die mir aufgemacht hat, ist Ihre Frau — nehme ich an“, erklärte Florian wie ein Lehrer seinem Schüler.
    Hempel verdrehte die Augen: „Was... was willst du überhaupt?“
    „Ich muß Sie sprechen. Unbedingt. In Ihrem Interesse!“
    „In meinem...?“ wiederholte der Lehrer. „Das wird ja immer schöner!“
    In diesem Augenblick kam seine Frau zurück. Mit einem Arzt im weißen Kittel.
    Lehrer Hempel verstand überhaupt nichts mehr. „Was... was ist hier eigentlich los, Gabriele?“ Er trat ihr in den Weg.
    Sie schob ihn beiseite. „Gleich.“
    Der Arzt setzte sich zu Florian und fühlte ihm den Puls. „Etwas überhöht“, sagte er nach einer Weile. „Aber nicht der Rede wert.“
    Jetzt verstand Gabriele Hempel die Welt nicht mehr: „Ja... aber..."
    „Bist du die Treppe hinaufgerannt?“

    Florian nickte zu der Frage des Arztes und bestätigte: „Prima Training!“
    „Da hast du recht. Das sage ich meinen Patienten auch immer!“ Er stand auf. „Dann kann ich ja wieder gehen.“
    „Halt!“ rief da Florian. „Sie müssen Herrn Hempel noch untersuchen. Er ist krank.“
    „Ich?“ Der Lehrer dehnte das Wort.
    „Ja“, sagte Florian zum Arzt. „Er weiß es nur nicht.“
    „Das ist doch die Höhe!“ Lehrer Hempel zog Florian von der Couch hoch. „Der Junge hat die Ferien bei einer Hellseherin verbracht“, erklärte er. „Seitdem ist er von einer Unverfrorenheit...“
    „Stimmt das?“ Der Arzt wandte sich an Florian.
    „Ja“, bestätigte der. „Meine Tante. Sie ist toll. Sie hat mir die Mathematikarbeit vorausgesagt...“
    „Ach, der bist du!“ unterbrach Frau Hempel.
    Florian nickte und fuhr unbeirrt fort: „...und nach der Arbeit hat meine Tante, wie sie immer noch in Trance war,

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