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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Grotte verraten?«
    »Ich habe es Ihnen doch gesagt. Wir wären alle ertrunken –«
    »Blödsinn. Das kaufe ich Ihnen nicht ab. Die Dankbarkeit einem Retter gegenüber hält nicht lange an. Ich habe es selbst erlebt. Es bestimmt nicht das ganze Leben. Jeder, den ich hier treffe, ist glückselig. Ihr Leutchen betet das Goo an, stimmt’s?«
    »Nate, wenn Sie nicht eingesperrt sein wollen, werden Sie auch nicht eingesperrt. Sie können sich in Gooville frei bewegen … überall hingehen, wo Sie wollen. Es gibt Hunderte Kilometer von Gängen. Manche davon habe selbst ich noch nie gesehen. Gehen Sie. Verlassen Sie die Grotte, und steigen Sie in einen dieser Gänge hinab. Aber wissen Sie was? Heute Abend werden Sie wieder nach Ihrer Wohnung suchen. Sie sind hier kein Gefangener. Sie leben nur an einem anderen Ort und auf eine andere Weise.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Das Goo ist der Quell, Nate. Der Ursprung allen Lebens. Sie werden es sehen. Der Colonel –«
    »Scheiß auf den Colonel! Der Colonel ist doch ein Mythos.«
    »Sollten wir einen Kaffee trinken? Sie wirken mürrisch.«
    »Verdammt, Cielle, meine Kopfschmerzen tun nichts zur Sache.« Eigentlich taten sie das doch, in gewisser Weise. Nate hatte den ganzen Tag noch keinen Kaffee gehabt. »Außerdem, woher weiß ich, dass wir da wirklich Kaffee trinken? Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus Kaffeebohnen und mutiertem Seeotter.«
    »Das hätten Sie gern?«
    »Nein, das hätte ich nicht gern. Ich hätte gern einen Türknauf. Und nicht so ein organisches Knotendings – ich möchte einen toten Türknauf. Und zwar einen, der schon immer tot war. Nicht irgendwas, zu dem ich freundschaftliche Beziehungen hatte.«
    Cielle Nuñez war ein paar Schritte zurückgewichen, und die Walkinder, die ihnen gefolgt waren, schwiegen nun und standen in defensiver Herdenformation, die größeren Kinder außen. Spaziergänger, die normalerweise nickten und lächelten, wenn sie vorübergingen, machten einen großen Bogen um Nate. Heftiges Pfeifen wurde unter den umherlaufenden Walbengeln laut.
    »Das würde Sie glücklich machen?«, fragte Nuñez. »Ein Türknauf? Wenn ich Ihnen einen Türknauf besorge, sind Sie glücklich?«
    Warum sollte es ihm peinlich sein? Weil er die Kinder erschreckt hatte? Weil sich seine Entführer unwohl fühlten? Trotzdem war es ihm peinlich.
    »Ich könnte außerdem ein paar Ohrstöpsel gebrauchen, falls Sie welche haben. Zum Schlafen.«
    Während zehn der vierundzwanzig Stunden wurde es in der Grotte dunkel. Cielle hatte erklärt, das mache man nur für die Menschen, damit sie etwas Ähnliches wie ihren normalen Tagesrhythmus beibehalten konnten. Die Menschen brauchten den Wechsel zwischen Tag und Nacht – ohne diesen konnten viele nicht schlafen. Das Problem war nur, dass die Walbengel nie schliefen. Sie ruhten, aber sie schliefen nicht. Wenn es also in der Grotte dunkel wurde, machten sie einfach weiter. Allerdings gaben sie in der Dunkelheit ständig dieses Sonarklicken von sich. Bei Nacht hörte sich die Grotte an, als würde eine Armee von Stepptänzern aufmarschieren.
    Nuñez nickte. »Das lässt sich vermutlich arrangieren. Möchten Sie jetzt einen schönen, heißen Becher Seeotter?«
    »Was?«
    »Kleiner Scherz. Nehmen Sie’s leicht, Nate.«
    »Ich will nach Hause.« Er hatte es gesagt, bevor es ihm überhaupt bewusst war.
    »Das wird nicht gehen. Aber ich gebe es weiter. Ich denke, es wird Zeit, dass Sie den Colonel kennen lernen.«
    Sie verbrachten den Tag damit, durch die Läden zu ziehen. Nate fand ein Paar Leinenhosen, die ihm passten, Strümpfe und Unterwäsche und einen Stapel T-Shirts in einem winzigen Laden. So etwas wie Geld schien nicht nötig zu sein. Nuñez nickte dem Händler nur zu, und Nate nahm, was er brauchte. Es gab kaum Auswahl in den Läden, und das meiste, was dort angeboten wurde, stammte aus der realen Welt: Kleidung, Stoffe, Bücher, Rasierklingen, Schuhe und kleinere Elektrogeräte. Aber einige Läden führten Dinge, die in Gooville angebaut oder gefertigt worden waren: Zahnbürsten, Seifen, Lotionen. Die Verpackung schien aus dem sechzehnten Jahrhundert zu stammen – die Händler wickelten Pakete in dieses allgegenwärtige Öltuch, das leicht nach Tang roch, und tatsächlich war es von der gleichen olivgrünen Farbe wie der Riesentang. Kunden brachten ihre eigenen Krüge für Öl, Essig und andere Flüssigkeiten mit. Nate hatte alles gesehen, von einem modernen Mayonnaise-Glas bis zu

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