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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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gab es Ellie zurück und winkte sie hinüber zum Arzneiausgabeschalter. Auf dem Vordruck für den ersten SchubMedikamente für die Lebensqualität hatte Lavange mehrere Kästchen angekreuzt.
    Draußen vor dem Arzneiausgabeschalter lehnte sich Ellie gegen die Wand. Ein älteres Paar, das sich aneinander anlehnte, war vor ihr an der Reihe. Die Frau stützte ihre blau geäderte Hand gegen ein gerahmtes Schild. Es war durch eine dicke Plastikscheibe geschützt und Ellie dachte bei sich, dass es mittlerweile eine Art Sammlerstück sein musste. Zumindest innerhalb der Grenzen Flowertowns.
    Es handelte sich um eine großformatige, weichgezeichnete Fotografie, auf der ein junger Mann zu sehen war, der seine Tochter über seinem Kopf in die Luft hob. Die beiden standen am Rand eines Sonnenblumenfeldes und leuchteten im Sonnenlicht. Hinter ihnen lachte eine kleine Gruppe fröhlicher Menschen, vermutlich Familienmitglieder, in die Kamera, und noch weiter im Hintergrund lag eine ausgebreitete Picknickdecke. Um das Idyll zu vervollständigen, sprang auch ein lebhafter Hund umher. Unter dem Foto stand in dezenter Schrift: »Wir bringen Familien zusammen.« Darunter, fast verdeckt von dem grünen, grünen Gras, prangte das Logo von Barlay Pharma.
    Jemand mit verblüffend schlechtem Urteilsvermögen hatte vor Jahren entschieden, diese Werbung überall in Flowertown aufzuhängen. Es dauerte nicht lange, bis sie von vulgärem Graffiti überzogen wurde. Ein paar Mal hatte Ellie sogar die Bedeutung einiger Schimpfwörter nachschlagen müssen, und Bing und sie wurden nie müde, immer neue Obszönitäten zu entdecken. Nach einiger Zeit entschied man bei Barlay und – oder – Feno, die PR-Kampagne nur noch in der Außenwelt zu benutzen. Seitdem bekam man in Flowertown das Barlay Logo nur noch hinter dem Plexiglas des schwer bewachten Arzneiausgabeschalters zu sehen. Als die alte Frau ihre Hand von demSchild herunternahm, hinterließ sie in der Mitte des Fotos einen schmierigen Fettfleck. Ellie war sich nicht sicher, ob das aus Zufall oder mit Absicht geschah.
    Als sie die erste Straßenecke erreichte, fischte Ellie den Joint hervor, den sie versteckt hatte, als sie in das Gesundheitszentrum ging. Ohne sich darum zu kümmern, ob sie jemand sah, klemmte sie die bräunliche Tüte zwischen ihre Finger und hielt ihr Feuerzeug an die Spitze. Es knisterte. Nach ein paar tiefen Zügen war von dem Joint nicht mehr viel übrig, und Ellie schnippte den angesengten Stummel ins Gebüsch. Ihr gemächliches Ausatmen wurde von dem Geräusch zersplitternden Glases unterbrochen. Dann hörte sie Polizeisirenen und eine Stimme, die durch ein Megafon sprach. Ellie folgte den Geräuschen den Block hinunter und mischte sich unter eine stets wachsende Menschenmenge, die genau an der Ecke stand, wo eine Reihe Militärlaster einen Schutzwall um ein Apartmentgebäude bildeten.
    »Zurückbleiben!«
    Ellie konnte den Mann mit dem Megafon nirgendwo sehen. Sie nahm an, dass er sich wahrscheinlich in einem der Laster versteckte und seine Männer die eigentliche Absicherungsarbeit machen ließ. Die Soldaten jedenfalls waren einsatzbereit. Sie trugen Abwehrschilder, Stöcke und Helme mit extra dicken Visieren. Sie schienen mehr als ein ebenbürtiger Gegner für das Dutzend älterer Frauen zu sein, die Brocken aufgeplatzten Straßenbelags sowohl auf das Gebäude als auch über den Hof in Richtung der Laster schmissen. Keine von ihnen schien kräftig genug, um die Wurfgeschosse so weit schleudern zu können, dass sie irgendeine reelle Gefahr für die Soldaten dargestellt hätten, aber es gelang ihnen erfolgreich, einen guten Teil der Fenster in den unteren Stockwerken einzuwerfen. Die Meute um Ellie herum lachte und feuerte die Frauen an.
    »Komm doch rüber und verhafte uns, du kleiner Hühnerschiss!« Eine kleine Frau Anfang siebzig fuchtelte mit einem halben Ziegelstein, als sei er eine Handgranate, und bedrohte ein Trio schwer bewaffneter Soldaten, die dem Gebäude am nächsten standen. »Komm schon! Verhafte uns! Euer Country-Club-Gefängnis ist besser als dieses Scheißrattenloch, in das ihr uns eingepfercht habt! Was ist los, mein Junge? Angst vor einer alten Frau?«
    Die Männer blickten zu ihrem unsichtbaren Befehlshaber und traten dann, ob auf Kommando oder aus Instinkt, geschlossen von der Frau weg. Die Menge jubelte, und die Frau hielt ihren Ziegelstein triumphierend in die Höhe. »Das sind die Lebensbedingungen, die wir akzeptieren sollen!« Trotz ihres

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